SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (159): Die Wechselwirkung des mütterlichen und väterlichen Prinzips im Transformationsprozess

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (159): Die Wechselwirkung des mütterlichen und väterlichen Prinzips im Transformationsprozess

foto: vkd

Grundsätzlich liegt es nahe, dass beides, das mütterliche und das väterliche Prinzip, wesentliche Elemente des gesamten Prozesses darstellen. Entsprechend den menschlichen Entwicklungsphasen von der Empfängnis bis hin zum Erwachsenenalter dominieren entweder das mütterliche oder das väterliche Element in der jeweiligen Phase.
Lassen Sie uns das an einem Beispiel konkretisieren: In der pränatalen Phase und im ersten Lebensjahr repräsentiert die Mutter das dominierende Bindungsobjekt des Kindes. Wenn wir therapeutisch mit den Themen dieser Entwicklungsphase zu tun haben, treten wir demnach in einer mütterlichen Grundhaltung, sowie mit mütterlichen Bindungsangeboten und Interventionsmethoden in Beziehung zu unseren Klienten. Energetischer Kontakt,  Bindungs-Halt, verbundene Tiefentrance und sensitive Berührungen stehen dabei körpertherapeutisch im Vordergrund.
Wir kontaktieren Fötus, Neugeborenes und Baby im erwachsenen Klienten in der Qualität der Berührungen, der Gesten, der Stimme, der inneren Haltung schlechthin. Zuwendung, Einstimmung, Gefühlsanklang und eine das Sein des Klienten liebevoll bejahende Einstellung repräsentieren die Grundhaltung des Mütterlichen auf Seiten des Beziehungsangebots durch den Therapeuten.
Wie im realen Leben bedeutet die Dominanz des Mütterlichen in dieser Entwicklungsphase jedoch nicht automatisch die Abwesenheit des väterlichen Prinzips. Im Gegenteil, erst die Präsenz des väterlichen Halts im Energiefeld der Mutter entfaltet ihre Ressourcen der Hingabe an das wachsende Leben. Diese Präsenz ermöglicht es ihr, ihrem Baby den Seins-Halt zu geben, der Wachstum in liebevoller Bindung ermöglicht.
Analog bildet die Präsenz des väterlichen Halts den Rahmen der seinsorientierten Körpertherapie, in dem der Raum für die regressive Hingabe an diese frühkindlichen Gefühle und ihr Rebonding geschaffen wird. Dieser Rahmen wird durch klare zeitliche und organisatorische Strukturen und Regeln abgebildet. Auch eine unterstützende Supervision kann als wichtiges Element des väterlichen Prinzips für die Arbeit mit den regressiven Themen der frühen und frühestens Kindheit herangezogen werden.
Umgekehrt schließt in jenen Phasen, in denen die Elemente des Väterlichen dominieren, z. B. in der genitalen Phase, der mütterliche Halt im Hintergrund den Kreis zur Transformation. Denn dieser ermöglicht es, dass die Themen dieser Entwicklungsphase nicht auf der Machtebene, sondern auf derjenigen des liebevollen Bindungs-Halts zum Vater gelöst werden.
Entsprechend bilden die Elemente des Mütterlichen ein effizientes Korrektiv in all jenen Phasen des Transformationsprozesses, in denen in konfrontativer Weise am narzisstischen Ego des Klienten gearbeitet wird. Die tragende Bindungsliebe des mütterlichen Prinzips bildet hier eine notwendige Voraussetzung, damit das narzisstische Ego nicht in Widerständen stecken bleibt, sondern sukzessive seine Rigidität verliert und sich der Wahrheit und der Liebe des Herzens öffnen kann.
Überhaupt lässt sich allgemein festhalten, dass, gehen wir in die Tiefe der Seele, wir stets zum Licht und zur Liebe finden, gleichgültig, von wo aus unsere Wanderung beginnt. So werden wir auf der tiefsten Ebene des väterlichen Halts zur Bindungsliebe gelangen und auf der tiefsten Ebene des mütterlichen Halts zur tiefsten Akzeptanz der Autonomie des Kindes.
Auf jener tieferen Ebene des Mütterlichen und des väterlichen Halts begegnen wir immer nur dem einen: der Wahrheit und Wahrhaftigkeit von Liebe.
(Fortsetzung folgt)

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