SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (115): Übertragen sich Botschaften in einer Berührung?

Von Vkdberlin

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In Zusammenhang mit der intentionalen Berührung stellten sich Fragen:
Übertragen sich Botschaften in einer Berührung? Bildet z. B. der Druck, mit dem eine Berührung ausgeführt wird, einen subtilen Aufforderungscharakter, in einer bestimmten Weise auf ihn zu reagieren, dies als Ergebnis eines Lernprozesses?
Stellen wir uns z. B. eine körpertherapeutische intentionale Berührung vor, bei der mit großem Druck an einem Muskel gearbeitet wird, ein Druck, der so groß ist, dass er von jedem Menschen als schmerzhaft empfunden werden muss. Ist es da nicht eine naheliegende Reaktion, dass sich der Schmerz in einem erleichternden Schmerzschrei äußert?
Was geschieht bei einer Berührung, wenn man einen Klient in sanfter Weise über die geschlossen Augen streicht? Ist es in einem solchen Fall nicht naheliegend, dass derartige Berührungen eher weiche frühkindliche Gefühle mobilisieren, z. B. Traurigkeit o. ä.
Wir sehen, eine - intentionale - Berührung kann durchaus einen Aufforderungscharakter enthalten. Damit in Zusammenhang ergeben sich weitere Fragen: Bedienen bestimmte Berührungen unbewusste Erwartungen von Charaktertypen bzw. sind sie Agens der Gegenübertragung? Berührt der Körpertherapeut einen Klienten mit bestimmten Persönlichkeitsanteilen unterschiedlich, d. h. z. Beispiel einen Klienten mit masochistischen Anteilen anders als einen mit oralen Mustern?
Zudem ist nicht zu überschätzen, wie stark bei Klienten die Tendenz ausgeprägt ist, Erwartungen des Therapeuten im Verlaufe des Prozesses, v. a. aber in den Anfangsphasen, zu entsprechen oder zu widerstehen. Erwartungen zu erspüren und ihnen zu entsprechen, stellt dies nicht ein Muster dar, das einen wichtigen Teil der Neurosenbildung der Kindheit bildet?
Entsprechend diesen Prägungen lernt der Klient in der Körpertherapie äußerst schnell, welche die Erwartungen seines Therapeuten sind und reagiert auf diese Erwartungen entsprechend seiner Charakterstruktur. Schlussendlich repräsentiert genau dies ist die Lernfähigkeit, die Erfolg in unserer Kultur definiert: Erwartungen zu erfühlen und sie zu verinnerlichen.
Intentionale Berührungen könnten also hier Anhaltspunkte schenken, was diese Erwartungen im einzelnen sind.
Die intentionale Berührung setzt unausgesprochen voraus, dass der menschliche Organismus denselben Gesetzen gehorcht wie eine Mechanik, wie eine Maschine, wie ein Ursache-Wirkung-Kausalzusammenhang. Wenn der Körpertherapeut diesen oder jenen Punkt drückt, diesen oder jenen Muskelansatz bearbeitet, diese oder jene Blockade löst, dann würde damit eine entsprechende Wirkung ausgelöst, energetisch oder emotional, ganz nach Lesart der körpertherapeutischen Tradition, aus der heraus dies geschieht.
Neben dem mechanistischen Aspekt, der in diesem Modell enthalten ist, ist hier noch ein scheinbar marginaler Nebeneffekt zu benennen, der mir aber entscheidend für eine Transformation der Körperseele zu sein scheint: der Faktor Zeit.
(Fortsetzung folgt)