Lao-tse
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die wahre Geschichte eines Bauern aus Bhutan erzählen, die aus Unterlagen der Vereinten Nationen stammt:
„Die Genügsamkeit“
„Ein Bauer bekam hoch oben im Himalaya eine gute Beratung durch UN-Landwirtschaftsexperten und konnte daraufhin bereits im folgenden Jahr seine Reisernte verdoppeln.
Als die Experten ein Jahr später wieder sein Dorf besuchten, lag sein Feld brach, der Bauer besuchte zu der Zeit gerade mit seiner Frau und seinen Kindern ein nahe gelegenes Kloster.
Gefragt, warum er sein Feld in diesem Jahr nicht bestelle, antwortete er:
"Ich habe doch im letzten Jahr die doppelte Ernte eingefahren, nun mache ich ein Jahr Pause und kümmere mich um meine Familie."
Ihr Lieben,
viele Menschen träumen schon in ihrer Kindheit und Jugend davon, die Welt zu bereisen und das Leben zu genießen.
Aber da ist zunächst die Schule, die besucht werden muss. Kaum aber ist die Schule beendet, schließt sich eine Berufsausbildung oder ein Studium an.
Auch danach ist an Reisen oder an „Leben genießen“ nicht zu denken, dann geht es darum, eine Arbeitsstelle zu ergattern oder sich selbstständig zu machen.
Und dann geht es darum, Leistung zu erbringen. So gehen die Jahre dahin und ist das die Rente erreicht, ist oft an das Reisen auch nicht zu denken, weil die Gesundheit nicht mehr mitspielt.
Aber warum handeln wir so? Das habe ich mich oft gefragt.
Unsere Gesellschaftsordnung, unsere Marktwirtschaft beruht auf dem Grundsatz, dass nur der Mensch wirklich etwas gilt, als fleißig, als erfolgreich, als tüchtig gilt, der jeden Tag wie ein Hamster im Hamsterrad schuftet.
Das Merkwürdige ist, dass Begriffen wie „Müßiggang“ („der Müßiggang ist aller Laster Anfang) oder „das Leben genießen“ in unserer Gesellschaft schon fast schon der Geruch des Faulseins anhaftet.
Manchmal frage ich mich, ob dieses Denken in unserer Gesellschaft überhaupt richtig ist.
Auf einem Grabstein las ich einmal den Satz: „Sein ganzes Leben war Arbeit und Mühe“. Diese Grabinschrift sollte ein Lob auf den Toten sein, ich finde diese Aussage eigentlich nur traurig.
Ich denke, wir alle können von dem einfachen Bauern aus Bhutan die Kunst des Maßhaltens lernen.
Wenn wir vielleicht auch den Mut nicht finden, ein ganzes Jahr Pause zu machen, sollten wir doch dahin kommen, uns weniger zu hetzen und weniger zu hasten, genügsamer zu wirtschaften, weniger zu verbrauchen - das täte uns Menschen allen sehr gut.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen fröhlichen, aber auch besinnlichen Tag mit Augenblicken des Innehaltens und der Ruhe
Ich grüße Euch herzlich mit einem Spatz der Freude und einem Adler der Ausgeglichenheit
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt