Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch etwas über den Adler erzählen, dieses stolze Tier, das uns ein Vorbild sein kann, wenn es darum geht, zu erkennen, welche wertvoller Schatz in uns ruht, und wenn es darum geht, den Mut aufzubringen, den eigenen Weg zu gehen.
Der Adler ist ein sehr kluges Tier.
www.naturfotografen-forum.de
Kaum das die Sonne aufgeht, kann man den Adler beobachten, wie er sich auf einem Felsen niederlässt, um in aller Ruhe und Gründlichkeit sein Gefieder zu pflegen.Was das für eine Riesenaufgabe ist, sieht man daran,
dass der Adler pro Flügel 1.200 Federn (!) hat.
Aber der Adler hetzt sich nicht dabei, sondern er geht gründlich und systematisch vor.
Jede einzelne Feder zieht er durch seinen Schnabel und haucht sie mit seinem Atem an.
Anschließend ölt er sie mit Öl aus seiner Drüse in der Nähe seines Schwanzes.
Diese ganze Prozedur dauert täglich etwa eine Stunde.
Auf diese Weise gelingt es dem Adler, dass er sein Gefieder fit macht für die kommenden Flüge des Tages und durch dieses Vorgehen wird sein Gefieder wasserundurchlässig.
Nur wenn der Adler sich jeden Tag die Zeit nimmt, um sich auf diese Weise auf den Tag vorzubereiten, nur dann kann er überleben und nur dann bleibt er voll einsatzfähig.
Ihr Lieben,
als junger Dozent an der Universität Göttingen war es unter anderem meine Aufgabe, junge Studentinnen und Studenten, die neu an die Universität kamen, auf den Studienalltag vorzubereiten.
Es waren ganz wundervolle Menschen, die Theologie studieren wollten, um Pastorin oder Pastor zu werden, und die die Welt positiv verändern wollten.
Viele von diesen jungen Menschen studierten nicht nur fleißig, sondern sie engagierten sich daneben auch ehrenamtlich, um Menschen zu helfen, denen es nicht so gut ging wie ihnen.
Mit diesen Studentinnen und Studenten verbrachte ich regelmäßig in jedem Semester ein langes Wochenende auf Schloss Adelebsen bei Göttingen, dessen Besitzerfamilie ich gut kannte.
www.schlossadelebsen.de
An diesen Wochenenden wurde viel gegrillt, viel gefeiert und zahlreiche und gute Gespräche geführt.Bei einem dieser herrlichen Wochenenden, an denen wir uns über das Studium und darüber, wie wir die Welt verändern können, unterhielten, fragte mich ein Student:
„Herr Forneberg, wir studieren fleißig und wir engagieren uns nebenbei auch noch ehrenamtlich. Was fehlt uns noch? Was können wir noch tun?“
Es wurde mucksmäuschenstill und alle warteten auf meine Antwort.
Meine Antwort fiel allerdings ganz anders aus, als die Studentinnen und Studenten es erwartet hatten. Ich stachelte die jungen Menschen nicht zu noch mehr Aktivität an, sondern ich riet ihnen:
„Ruht Euch regelmäßig aus. Nehmt Euch Zeit für Euch selbst. Lernt, Euch selbst zu lieben. Nehmt Euch Zeit, den Tag zu genießen, zu feiern, fröhlich zu sein. Nehmt Euch Zeit, in Euch hineinzuhorchen. Nehmt Euch Zeit, auf Eure eigenen Bedürfnisse einzugehen."Nur wenn Ihr lernt, Euch selbst zu lieben und auf Euch selbst Acht zu geben, dann könnt Ihr auch andere Menschen lieben.“
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch nun eine gute Nacht und dass auch Ihr die Zeit findet, inne zu halten und Euch auszuruhen.
Seid herzlich gegrüßt aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen