Sei ab und zu ein wenig leichtfertig!

Von Wernerbremen


Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Lotte Brügmann-Eberhard erzählen:

„Vom Sinn des Schönen“

„Ächzend schleppte die kleine graue Feldmaus Ähre um Ähre in ihr Mauseloch. 

www.wikipedia.org

Oben im Baum saß die Elster, die sich gerade ein Stückchen bunten Glases stibitzt hatte und nun gebannt zuschaute, wie sich die Morgensonne darin spiegelte, dass es funkelte und glitzerte.

www.natur-5seenland.de

„Wie ist das Leben doch so trübe und grau!“, stöhnte die Feldmaus,
die Elster aber jubelte: „Das Leben ist herrlich! Wie viel Schönes gibt es doch auf der Welt!

„Was nützt unsereinem schon das Schöne!“, maulte die Maus.
Man kann es nicht essen und nicht trinken und Schutz vor der Winterkälte bietet es auch nicht!  Ich habe keine Zeit, mich mit Nutzlosem zu beschäftigen, wo es so viel Notwendiges zu tun gibt.“

Aber das eine schließt doch das andere nicht aus!“, widersprach die Elster.
Wenn ich morgens aufwache und mein erster Blick zuerst auf etwas Schönes fällt, dann füllt sich mein Herz mit so viel Freude, dass ich das Alltägliche leicht ertrage!
Mit kräftigem Flügelschlag flog sie unverzagt in den Tag.

So etwas von Leichtfertigkeit!“, schimpfte die Maus hinter ihr her und zerrte ärgerlich an ihrer Ähre.


Ihr Lieben,

Die kleine Feldmaus bezeichnet die Elster als „leichtfertig“.
Dieses Wort hat im Deutschen einen schlechten Klang, dabei sagt es doch nur aus, dass jemand mit etwas „leicht fertig wird“. Eigentlich ist das doch etwas Gutes, wenn jemand nicht alles so schwer nimmt, sondern mit den Dingen „leicht fertig wird“.

Ich würde Euch allen, wenn es denn möglich wäre, gerne zu Ostern ein wenig von der Leichtfertigkeit der Elster schenken, damit Ihr das, was Euch begegnet, nicht so schwer nehmt.

Aber es gibt viele Dinge im Leben, Not, Schwierigkeiten und Leid, die kann man nicht einfach „leicht nehmen“, damit kann man nicht einfach „leicht fertig werden“.

Um aber die Not, die Schwierigkeiten und das Leid ertragen zu können, brauchen wir einen Ausgleich, in dem wir wie die Elster scheinbar „nutzlose Dinge“ tun.

In unserer heutigen Gesellschaft wird viel zu viel nach dem Nutzen dessen gefragt, was wir tun. Deshalb traut sich kaum noch einer, etwas zu tun, was scheinbar „nutzlos“ ist.

Wenn ich morgens durch meinen kleinen Garten schlendere und mich an den Frühlingskeimen meiner Pflanzen erfreue, an den aufblühenden Tulpen, den so farbenfroh blühenden Stiefmütterchen und den wundervollen blauen Vergissmeinnicht, dann füllen sich mein Geist und meine Seele mit Freude und Friede und dann kann ich viel ruhiger und viel motivierter an meine Arbeit gehen.

Abends, wenn ich nach getaner Arbeit ein wenig entspanne, dann nehme ich ein altes Kaleidoskop zur Hand, das ich aus meinen Kindertagen hinübergerettet habe. 

www.rakuten.de

Dabei handelt es sich um ein sechseckiges Rohr, das an der Seite, wo man mit den Augen hineinschaut, enger ist und das sich um anderen Ende hin weitet. 
Innendrin befinden sich Glasscherben, die man durch Schütteln in eine immer neue Ordnung bringt. Wenn man dann das Kaleidoskop gegen eine Lichtquelle richtet, sieht man ein wunderschönes Lichtspiel in den Glasscherben.

www.onipepper.de

Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute Abend zwei Bitten mit auf Euren Weg geben:

Bei den Dingen, die nicht so wichtig sind im Leben, da werdet ein wenig „leichtfertig“, macht Euch das Leben selber etwas leichter.

Und nehmt Euch täglich regelmäßig eine kleine Auszeit und dann tut etwas „Nutzloses“, etwas, bei dem es allein darum geht, dass es Euch Freude bereitet.
Was das sein kann, dass muss jeder für sich selbst herausfinden, aber wenn Ihr still in Euch hineinhorcht, werdet Ihr schon hören, wonach sich Euer Herz sehnt.

Ich wünsche Euch eine gute Nacht und morgen einen Tag mit etwas Leichtfertigkeit und einer Stunde der Nutzlosigkeit

Seid herzlich aus Bremen gegrüßt

Euer fröhlicher Werner

Quelle: Karin Heringshausen