Nie und nimmer würde ich es wagen, Sie in irgend einer Weise zu kritisieren. Zu sehr liebe ich die Geschichten, die Sie erzählen, zu sehr haben Sie meine Kinder in Ihren Bann gezogen. Wie sollte ich Sie da kritisieren können? Eine Frage aber habe ich an Sie: Glauben Sie wirklich im Ernst, dass die Kinder, die sich gegenseitig in der Dunkelheit der Nacht Spukgeschichten erzählen, danach friedlich einschlafen und erst frühmorgens beim ersten Hahnenschrei wieder frisch und fröhlich erwachen? Ist es nicht viel eher so, dass sich die Kinder gegenseitig hochschaukeln mit immer unheimlicheren Geschichten, bis sie am Ende vor Angst zitternd bei Mama und Papa auf dem Sofa sitzen und nicht mehr wagen, zurück ins Bett zu gehen? Wenn Mama und Papa dann vorschlagen, die Kinder sollten sich stattdessen schöne Geschichten erzählen, klagen sie, das hätten sie ja bereits mehrmals versucht, aber am Ende sei doch wieder irgend ein böser Mensch aus der Schublade gekrochen gekommen oder es hätten schreckliche rote Augen in der Dunkelheit geleuchtet und darum müssten sie jetzt alle zusammen bei Mama und Papa im Bett schlafen.
Bei ihnen, Frau Lindgren steht nie etwas davon, dass die Kinder am Ende in Mamas oder Papas Bett gekrochen sind. Da mag zwar die kleine Lisa hin und wieder etwas kreischen, wenn die grossen Brüder Bindfäden an den Stühlen festmachen, um die Möbel zum Tanzen zu bringen, aber damit hat sich’s mit der Angst. Nun quält mich natürlich die Frage, ob unsere Kinder allesamt kleine Memmen sind, die keine anständigen Spukgeschichten ertragen können. Oder haben die Kinder ihre Angst bloss gespielt, damit sie uns ihre schrecklichen Geschichten erzählen und damit testen können, ob „Meiner“ und ich danach vor lauter Angst nicht mehr schlafen können? Könnte ja sein. Ich höre da nämlich so ein eigenartiges Knacken und Schritte in der oberen Etage…