Venedig ist sicher keiner meiner klassischen Sehnsuchtsorte. Und doch hat mich die Stadt in ihren Bann gezogen und eine besondere Bedeutung gewonnen, denn hier begann 2009 meine große Reise Richtung Indien. Von München aus fuhr ich mit dem Nachtzug nach Venedig und dann weiter mit der Fähre nach Griechenland und gelangte schließlich über Istanbul tief nach Asien. Ein weiteres Mal führte mich 2011 eine Tour auf dem selben Weg nach Kreta. Meine Besuche in Venedig waren also immer Zwichenstation und aufgeladen mit allen Gedanken, Ängten, Hoffnungen und Sehnsuchten, den der Aufbruch in ein ungewisses Abenteuer mit sich bringt.
Nun bin ich persönlich kein Anhänger von Prunk und Pracht, aber das schmälerte meine Faszination für die einzigartige Architektur der Lagunenstadt in keiner Weise. Ich fand ein schönes und bezahlbares Hostel und machte mich auf lange Streifzüge durch die Stadt. Dabei fand ich heraus, wie herrlich es ist, sich im Gewirr der Brücken, Kanäle und im Angesicht der historischen Kulisse zu verlaufen und Gegenden zu entdecken, die nicht ausschließlich auf den Tourismus bauen.
Denn die Heerscharen an Touristen, die im Sommer wie eine Herde durchgeknallter Bisonrinder durch die Lagune preschen, bringen der Stadt zwar gutes Geld, aber dadurch ist die Stadt für viele Venetianer schlicht unbezahlbar geworden. Die Gentrifizierung geht im Angesicht zahlungskräftiger Ausländer wie eine Rakete durch die Decke. Und so haben sich viele Venetianer auf dem Festland ansiedeln müssen. Und manchmal, wenn ich die Preie für Gondelfahrten oder einen Espresso an exponierter Stelle sah, befielen mich Fluchttendenzen. Das ändert nichts daran, dass die Stadt auch für weniger zahlungskräftige Besucher Möglichkeiten bietet. Und wenn man die gigantischen Kreuzfahrtschiffe, die höhnisch auf die Lagunenstadt spucken und die Megayachten im Besitz von Oligarchen und ähnlichen Schnickschnack ignoriert, ist es ein wunderbares Erlebnis mit Linienbooten die Stadt zu erkunden und sich stundenlang durch die Stadt treiben zu lassen:
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