Sehnsuchtsorte: Ko Tonsay


Sehnsuchtsorte: Ko Tonsay
In diesem Blog möchte ich Euch eine Bilderstrecke von der Insel Ko Tonsay vorstellen. Einleitend möchte ich ein wenig von der Entwicklung an Kambodschas Küste erzählen. Kambodscha war nach der Herrschaft der Roten Khmer lange Zeit kein Touristenmagnet. Das hat sich inzwischen geändert. Hauptsächlich werden die Touristen von den Tempelanlagen Angkors und Pnom Penh angezogen. Doch auch die Küste des Landes erlebt einen Boom. Vor allem betrifft das die Strände um die Küstenstadt Shinoukville. Als ich selbst an einem der ruhigsten Strände außerhalb des Strandes befand, hatte ich anderes im Kopf. Schließlich war ich über beide Ohren verliebt. Trotzdem hörte ich Gerüchte über die Russenmafia. Ich möchte nicht suggerieren, ich wüsste, was sich wirklich hinter den Kulissen abspielt. Das wäre sicherlich eine sehr spannende aber nicht minder gefährliche Investigativ-Recherche. Ich sage mal so viel: die Grenzen zwischen einigen Wirtschaftsunternehmen und kriminellen Betrügern sind durchaus fließend.Anfang Januar las ich von einem Vorfall auf einer der vorgelagerten Inseln vor der Küste bei Shinoukville, der mich aufhorchen ließ und der mich an die Gerüchte erinnerte, die mir damals zu Ohren gekommen war.
Der Oligarch Sergej Polonski war in Kambodscha verhaftet wurde. Ihm wird der Satz zugeschrieben: „Wer keine Milliarde hat, soll sich verpissen!“. Das sagt viel über sein Selbstverständnis aus. Leider ist er mit der Meinung, Geld könne alles kaufen unter den Neureichen keineswegs allein. Zusätzliche Bekanntheit verlieh ihm eine Fernsehdiskussion, während der er den Ologarchen Alexander Lebedew als „Maulheld“ bezeichnete, woraufhin er von diesem mit einem Faustschlag niedergestreckt wurde.
Während der Finanzkrise implodierte PolonskisImperium – das sich wesentlich auf Immobilienspekulationen gründete. 2012 verabschiedete er sich nach Kambodscha. Angeblich soll sein Vermögen von 3,5 Milliarden auf 60 Millionen geschrumpft sein. Das neue Jahr wollte er auf Ko Rong mit einem Feuerwerk feiern. Doch in der allgemeinen Euphorie (die russische Presse munkelte von psychedelischen Pilzen) beschloss das Trio die Raketen bereits an Bord des Schiffes zu zünden. Der Kapitän war damit naturgemäß nicht einverstanden und wurde nach einem Handgemenge mitsamt seinen zwei Besatzungsmitgliedern zunächst in die Kajüte gesperrt. Kurze Zeit später zwang er die Mannschaft über Bord zu springen…
Nicht zuletzt die Tatsache, dass es sich bei dem Kapitän um den Sohn des Hafenkommandanten von Shinoukville handeln soll, führte zu einem Eingreifen von Sicherheitskräften und zur Inhaftierung des Trios. Doch es wird erst kurios.
Seiner Entschuldigung „ein Missverständnis und die Sprachbarriere hätten zu dem Zwischenfall geführt“ schloss sich schließlich auch die Besatzung des Schiffes an – nach der Vereinbarung einer großzügigen Zahlung als Schadensersatz.
Doch damit nicht genug; ihm droht die Abschiebung nach Russland, wo die Behörden gegen ihn wegen schwerem Betrug ermitteln. Einige frühere Geschäftspartner fordern ebenfalls seine Auslieferung. Offenbar schuldet er ihnen eine Menge Geld. In einem offenen Brief appellierte Polonski an den König von Kambodscha – in dem Schreiben beklagt er sich über die Zustände im Gefängnis, die ein schlechtes Bild auf das Land werfen würden und bittet zugleich um seine Einbürgerung, um in Kambodscha ein Projekt „von Weltrang“ als Geste der Entschuldigung realisieren zu können. Mit einem kambodschanischen Pass könnte er einer Abschiebung entgehen. Dies mag ein sehr spezielles Beispiel sein.
Doch es gibt es noch eine Reihe anderer Vorgänge, die mir Magenbeschwerden bereiten. 2006 wurde die Insel Koh Pos für 99 Jahre an die Koh Puos Investment Groupverpachtet. Diese wirbt auf ihrer Website mit dem Slogan The Art of Coastal Development. Die Insel wurde durch eine Brücke mit dem Hawaii Beach verbunden – der ebenfalls von derselben Investorengruppe bewirtschaftet wird. Hier sollen Hochhäuser mit Meerblick entstehen. Zurzeit befinden sich 36 luxury oceanfront villas im Bau - mit 450-570 Quadratmetern und mehreren Schlafzimmern. Folgen sollen 198 großzügige Apartments, Tennisplätze, Fitnesscenter, ein Spa, Hotels, eine Shopping Mall, ein Yachthafen und ein großer Kasinokomplex. Die Insel wird dann Morakot Island heißen, die man über Morakot Landing von Morakot City aus erreicht. Gruselig!
Doch damit nicht genug. Nicht weit entfernt, entsteht ein weiteres gigantisches Projekt auf Ko Rong. Großspurig wird das Projekt der Royal Group in einem Video als logische Fortführung der visionären Schaffenskraft der Erbauer Angkors dargestellt. Gemeinsam solle das Resort Island Development an der indochinesischen Riviera in einem Masterplan neben Angkor und Pnom Penheinen dritten Pfeiler im kambodschanischen Tourismus darstellen. Paradise Forever lautet der Hauptslogan. Ich finde es fast zynisch ein in seiner natürlichen Form paradiesisches Eiland durch die Aufwertungin Form des Baus von Luxusapartments, Hotel, Resorts, eines Yachthafens und eines vollständigen Golfkurses in ein Paradies zu verwandeln. Es wird groß damit geworben, es handele sich um ein ökologisches Projekt. Als sei es ein Verdienst, das ein Teil der Insel in ihrem natürlichen Zustand erhalten bliebe. Natürlich kann man anführen, dass eine Zersiedlung durch eine nicht durchdachte touristische Nutzung bisweilen ebenfalls große Schäden anrichten kann. Doch erscheint mir allein die Vorstellung, man könne eine Insel designen ausgesprochen selbstgerecht, respektlos und ein wenig größenwahnsinnig. 
Ganz abwegig wird das Ganze für mich, wenn ein Flughafen das Zentrum der Insel darstellen soll – obgleich die Insel in weniger als drei Stunden vom Festland erreicht werden kann – Shinoukvilleverfügt bereits über einen nationalen Flughafen. Der geplante Flughafen soll Direktverbindungen aus Pnom Penh, Siam Raep (bei Angkor), Ho-Chi-Minh-City (Saigon), Hanoi, Bangkok, Hong Kong, Singapur und Kuala Lumpur ermöglichen. Der Energie- und Wasserhunger der geplanten Anlagen steht für mich in keinem Verhältnis. Von sozialen Bedenken ganz zu schweigen – zwar spricht man von enterprise oppurtunities for the local khmer people – aber man kann sich leicht ausrechnen, dass diese Insel nur ein Paradies für die sein kann, die es sich leisten können. Nur wenige Kambodschaner werden von dieser Entwicklung profitieren. Nun wird gern davon gesprochen, wie günstig sich diese Entwicklung für die Menschen in der Region auswirken wird. Meist habe ich das Gegenteil erlebt: eine kleine Gruppe profitiert – für viele ist die allgemeine Preissteigerung, die unweigerlich folgen wird, eine Bedrohung in ihrer Existenz. Mal abgesehen davon, wie es sich anfühlt, wenn Fremde sich im eigenen Land aufführen wie die Könige. Es gäbe dafür noch etliche weitere Beispiele.
Insgesamt ist das eine Form des „Fortschritts“, wie man sie überall beobachten kann – in der es nicht um die Verbesserung der Verhältnisse für die Allgemeinheit geht, sondern um individuelle Interessen und die Umsetzung des technisch Möglichen. Ich finde nicht nur die Idee Landschaften zu designen befremdlich, sondern im selben Maße die Sprache, die genutzt wird, um diese Entwicklung zu verkaufen.
2012 ist auf der vietnamesischen Insel Phuc Hoc, die ebenfalls direkt vor der kambodschanischen Küste liegt, ein neuer internationaler Flughafen entstanden und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann der Flughafen von Shinoukville an Größe gewinnen wird. Pnom Penh und Siam Raep verfügen bereits über internationale Flughäfen. Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu ahnen wohin diese Entwicklung führen wird. 
Die nachfolgenden Bilder sollen zeigen, welch Schönheit im natürlichen Zustand der Inseln liegen. Die Gefahr für Ko Tonsay liegt in meinen Augen auch weniger im Massentourismus - dafür ist Shinoukville als Touristenmagnet zu dominant und der Küstenort Kep auf den ersten Blick zu wenig einladend – doch auch auf Ko Tonsay ist ein großes Kasino geplant – wie sie überall in den Grenzregionen des Landes aus dem Boden schießen. Auf der Insel traf ich noch einmal mit meinen Freunden Pete und Thomas (von dem einige Bilder stammen) zusammen und verbrachte drei wunderbare Tage auf der Insel, die uns gerade in ihrer Ursprünglichkeit so ansprach. Es gab keinen Strom, keinen Laden, wenige kleine Restaurants und Unterkünfte. Die beiden waren im Gegensatz zu mir auch auf Ko Rong gewesen und hatten ein echtes Paradies vorgefunden. Doch nun sollen Bilder sprechen:  Sehnsuchtsorte: Ko Tonsay
Sehnsuchtsorte: Ko Tonsay
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Weiterführende Links:
Heaven - unvergessliche Begegnung an der Küste Kambodschas

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