Von Kibber aus gelangte ich über Kaza nach Tabo, wo ich drei Nächte verbrachte, um mir eines der wichtigsten buddhistischen Klöster anzusehen (weitere Eindrucke werden noch folgen). Um von hier aus weiter nach Kinnaur zu gelangen, benötigt man eine Genehmigung (innerlinepermit), die man in Kaza erhält, beziehungsweise in Reckong Peo, wenn man von Süden kommt. Photographieren ist strengstens verboten.Nach einer eindrucksvollen Fahrtentlang der tibetischen Grenze (Sumdo ist gerade mal 2 Kilometer von Tibet entfernt) über die Malling Side, eine tückische, instabile Bergflanke, eine ständigeUrsache für Erdrutsche, immer entlang des Spitiflusses und schließlich des Sutlej, der von Tibet aus nach Indien strömt und Kinnaur maßgeblich formt, erreichte ich spät abends Reckong Peo. Zuvor hatte ich noch einmal den Bus wechseln müssen, nachdem ein Erdrutsch die Straße blockierte – nicht umsonst handelt es sich um eine der gefährlichsten Straßen Indiens.Doch inzwischen hatte ich mich schon etwas daran gewöhnt, immer wieder den Rucksack auf dem Dach der Busse festzubinden.Anstatt ins 500 Meter höhergelegene Kalpa weiterzufahren, entschied ich mich eine Nacht in der wenig einladenden Provinzhauptstadt Kinnaurs zu verbringen und am nächsten Tag Chitkul im Sanglatal anzusteuern. Ausschlaggebend war die Beschreibung in einem Radfahrerführer für den indischen Himalaya, von dem mir Rupert Kopien gegeben hatte, nachdem er sich entschieden hatte, von Manali nach Rishikesh zu radeln. Am Nachmittag fuhr der Bus über den Abzweig in Karsham ins Sanglatal. Der untere Teil des malerischen Tals, nimmt das Hydropower-projekt Basa III mit zwei mächtigen Dämmen der Landschaft Einiges von ihrem Reiz. „no dream too big“ preist sich die Firma Jayee selbst. Danach sind es große Apfelplantagen, die gerade abgeernet wurden, die das Bild dominieren. Schließlich dünnte die Landschaft immer weiter aus und die Umgebung wird immer felsiger. Das Panaroma wusste mich auch nach vier Monaten im indischen Himalaya zu beeindrucken.
Das Dorf schmiegt sich an den Berghang und ist geprägt von kleinen Holzhäusern mit schoenen Holzschnitzereien. Hier leben etwa 600 Menschen.
Es gibt einige schöne Temel, von denen der größte der Fruchtbarkeitsgöttin Nanda Devi (gleichzeitig der größte Berg, der sich vollständig in Indien befindet und im benachbarten BundesstaatUttarkhand liegt). Diese Auskunft erhielt ich von meiner Gastmutter. Internetquellen sprechen von der oertlichen Gottheit Mathi, die als ausgesprochen maechtig gilt.
Es gibt aber auch buddhistische Heiligtuemer. Leider waren die Tempel verschlossen. Es gab aber auch einige mehrstöckige und weiter wachsende Gasthäuser, die hauptsächlich von indischen Touristen und Pilgern belegt wurden, die kommen um den Endpunkt der Kinner Kailash-Umrundung zu sehen – der Kinner Kailash wird als Wohnsitz Shivas verehrt.Nach Norden führt die Straße noch weiter. Es handelt sich um eine indisch-tibetische Armeeroute und nach 3 Kilometern kommt ein erstes Armeecamp, das den weiteren Weg versperrt. Tibet liegt gerade mal 30 Kilometer entfernt.
Gen Osten führt eine Wanderung bis nach Gangotri – doch dafür ist es nun entschieden zu kalt. Von Westen kommend, endet in Chitkul der Kinner Kailash Circuit – nicht zu verwechseln mit dem nahegelegenen Kailash in Tibet, dem „Zentrum des Universums“, der von Sikhs, Jainas, Buddhisten, Bön und Hindus gleichermaßen verehrt wird. Beide Gipfel waren Teil einer Pilgerroute, die beide umrundete, aber seit der unsäglichen „Kulturrevolution“ in Tibet unzugänglich bleibt.
Von Chitkul aus kann man Teile der Kinner Kailash- und Gharwal-Bergkette in Uttharkand sehen. Der Kinner Kailash ist von hier aus nicht zu sehen, dafür ist Kalpa sicher der bessere Ort. Hier noch einige weitere Impressionen aus der Umgebung:
Von Chitkul aus gab es zu meiner Überraschung eine Direktverbindung über Shimla nach Chandigarh gab. Dorthin zog mich zwar nichts, aber ich hatte gerade noch realisiert, dass es um weiter nach Rishikesh zu gelangen, besser schien bis nach Chandigarh durchzufahren, anstatt mitten in der Nachtbibbernd in Shimla rumzustehen oder ein völlig überteuertes Zimmer nehmen zu müssen.
Der Bus verließ Chitkul am Nachmittag, um am nächsten Morgen Chandigarh zu erreichen. Dort erfuhr ich, dass die Hautroute nach Rishikesh nicht befahrbar war und entschied mich deswegen, nach Dehra Dun weiter zu fahren. Von dort aus war es eine erfreulich kurze Fahrt nach Rishikesh. Nach 24 schlaflosen Stunden erreichte ich die Stadt. Dort bin ich auch aktuell unter Sadhus, Hardcorehippies, Yogis und der Rikscha“mafia“ – aber das ist ein anderes Kapitel. Nachdem ich hier einige Tage festsass, werde ich nun die Gangesquelle ansteuern – meine vorerst letzte Begegnung mit dem Himalaya - was mich jetzt schon betrübt.
Aber schließlich ist es über Varanasi, Bombay und Goa bis nach Kerala noch ein riesen Weg und einer muss es wohl machen…