Sehet die Sünder
Liv Winterberg
dtv, 2013
978-3423249409
14,90 €
Saint Mourelles ist gefährlich. Seit einiger Zeit verschwinden Menschen. Egal, ob Kind oder Frau, niemand ist mehr sicher! Die Bewohner beginnen sich untereinander zu verdächtigen, niemand ist mehr sicher. Catheline und Mathis versuchen zusammen die Sünden des Dorfes aufzudecken, aber ihre Gegner ist größer als geahnt….
Catheline:
Eigentlich ist sie ein starke Frau, wenn der Leser bedenkt, welche Gefahren sie auf sich nimmt und wie tough sie zum Teil wirkt. Aber im Innern ist auch sie eine Frau, die eine starke Schulter braucht. Das macht diese Figur sehr zwiegespalten. Es wirkt nie aufgesetzt, wenn sie weint oder flucht. Sie ist wie sie: sehr authentisch.
Mathis:
Ihn möchte ich schütteln, wenn er seinen Sturkopf durchkommen lässt und wenn seine Entscheidungen verblendet sind. Aber das kann ich nicht, und so macht es Spaß zusehen, wo er hin will und wie weit er kommt. Manchmal weiß der Leser einfach, das kann nicht gut gehen, da fehlt ihm eindeutig ein fraulicher Rat, denn er nicht unbedingt annimmt. Männer eben.
Der Pfarrer:
Cathelines Arbeitgeber hat mir recht gut gefallen, deswegen wird er exemplarischer hier extra genannt. Alle Charaktere haben etwas, was nicht greifbar ist. Der Pfarrer ist aber immer ehrlich und zeigt seine Angst offen, versucht aber trotzdem für seine Gemeinde da zu sein.
Die Dorfbewohner:
Ach so ein Pack! Sie beschuldigen sich gegenseitig, fluchen, glauben an Gott und Götter und Lügen, bis sich die Balken biegen.
Die Bretagne 1440 in einer Zeit, in der die Sünden noch wichtig sind und Wasser morgens noch mit dem Holzeimer geholt wird. Eigentlich bin ich nicht der Fan von 1440 bis 1600, was Romanstoff angeht. Aber hier passt alles! Wir sind in Frankreich, das Dorf ist überschaubar und gut erklärt. Ich wollte selbst mit Catheline in Höhlen kriechen und über Felder stapfen. Die Kulisse ist eingeschränkt, aber nicht zu simpel.
Kinder verschwinden und dabei wird es nicht bleiben. Ein Dorf gerät in Aufruhr und der große, feine Mann in seinem Schloss will nicht wirklich helfen.
Ein Erzählstrang begleitet immer Catheline und Mathis, wobei es viele Szenen gibt, in denen wir nur einer Person folgen. Dann gibt es noch den Schlossstrang, der mir nicht so sehr gefallen hat. Nicht, weil er schlechter geschrieben ist, oder die Handlungen nicht zusammenpassen, sondern weil ich die Gesellschaft dort nicht mochte. Sie waren mir alle zuwider mit ihrer dürftigen Einstellung gegenüber dem Dorf und den Toten.
Sehr schön eingewoben ist auch der Umstand, dass die Kirche große Macht hatte und sich Land aneignete. Diese Dinge sind interessant beschrieben und geben dem ganzen eine korrupte Unternote.
Zwar steht auf dem Buch: “Historischer Roman” und das ist er zum größten Teil auch, aber er hat auch viele Krimielemente. Natürlich ist es auch diesem Umstand zu verdanken, dass ich das Buch sehr mochte.
Das Buch ist eine Augenweide und die hoch gedruckten Letter laden sogar zum Fühlen ein! Schade, dass ich immer noch nicht das erste Buch von Liv Winterberg im Regal stehen habe. Gelesen ist es, aber nun muss es auch endlich meines werden.
Wenn mich jemand mit historischen Romanen begeistern kann, dann ist es Liv Winterberg. Ihre unvergleichliche Erzählweise, mit viel Liebe zum Wort und zu ihren Figuren, hinterlässt keinen einzigen Zweifel an der Bewertung: