So abwechslungsreich wie die Landschaft im nördlichen Teil Madagaskars ist, so vielseitig sind auch seine Natur-Reservate. Auf einer Reise durch den Norden können lohnt es sich immer, mehrere Parks zu besichtigen.
Montagne d’Ambre
Im sonst eher tropisch warmen Norden finden Reisende eine feucht (und zeitweise auch kühle) Abwechselung im Nationalpark Montagne d’Ambre. Obwohl nur 30 Kilometer zwischen Diego Suarez und diesem Waldgebiet liegen beträgt die jährliche Niederschlagsdifferenz sage und schreibe 1.400 Millimeter.
Der Bergnebelwald liegt auf 800 bis 1475 Metern. Das Gebiet umfasst die Bergregionen eines vulkanisch entstandenen Gebirges und in seinem üppigen Wald finden Besucher zahlreiche Tiere sowie Orchideen, Würgebäume, Baumfarne und Schlinggewächsen. Dicht stehende Bäume ragen bis zu 40 Meter hoch und sind oft bewachsen mit grünen Moosen, Lianen und Aufsitzerpflanzen. Auch einige Wasserfälle sind in diesem grün-feuchten Areal zu finden. Von mehreren Aussichtspunkten bieten sich Reisenden beeindruckende Ausblicke auf den Regenwald und die Umgebung bis nach Diego Suarez (Antsiranana).
Tiefgrüner Regenwald im Nationalpark Montagne d’Ambre.
Ankarana
Im Ankarana Naturreservat (auch Tsingy du Nord genannt) befindet sich etwa 70 Kilometer südlich der Stadt Diego Suarez. In diesem Park liegen unberührte Inselwälder aber auch kleine Seen, Höhlen und Grotten. Viele der Höhlensysteme sind bisher nur zu geringem Teil erforscht. Auf einer Fläche von etwa 200 km² können Reisende auf schmalen Pfaden und Brücken die schwer zugänglichen, scharfkantigen, bis zu 20 Meter hohen Kalksteinskulpturen – genannt Tsingy (wortwörtlich „auf Zehenspitzen laufen“) – erkunden. Sie stellen einen der landschaftlichen Höhepunkte Madagaskars dar. Das Karst-Gebirge entstand aus einer riesigen Korallenbank, die aus dem Meer herausgehoben wurde. Heute liegen zwischen den Blöcken von teils sechs Kilometern Durchmesser bis zu 300 Meter tiefe, von der Außenwelt abgeschottete Täler mit Trockenwald. Vor Ort kann unter anderem das “Perte d’eau” bewundert und eine Grotte mit Stalactiten und Stalagmiten besichtigt werden.
Auch die Tier- und Pflanzenwelt ist beeindruckend: die Schleichkatze Fossa, viele endimische Vogelarten und acht verschiedene Lemurenarten können bei einer Wanderung entdeckt werden. Die lebhaften Kronenmakis turnen leichtfüssig über die messerscharfen Felsnadeln. Überraschenderweise findet man auch Pflanzen, die eigentlich typisch für den trockenen Südwesten sind, wie Baobabs, Pachypodien und Euphorbien.
Da dieses Reservat bis heute eine grosse religiöse Bedeutung für die Volksgruppe Antakarana hat ist der Park ist unbewohnt und beherbergt viele heilige Stätten, die in Begleitung besichtigt werden können.
Feste Schuhe und lange Hosen sind für dieses Terrain auf jeden Fall angebracht.
Die Tsingy-Kalksteinformationen im Nationalpark Ankarana im Norden Madagaskars.
Kronen-Lemur im Nationalpark Ankarana im Norden Madagaskars.
Tsingy Rouge
Etwa 10 Kilometer südlich von Diego Suarez biegt man auf eine Piste ab, die zum Nationalpark der Roten Tsingy führt. Die knapp 20 Kilometer Anfahrt auf der roten Erdstrasse erlaubt schöne Ausblicke an die Nordostküste und das Meer, und die sanften Hügelketten in Richtung Westen. Die bizarr anmutenden Formationen der Tsingy Rouge liegen versteckt in einem Krater und einer Senke, in die man hinabsteigen kann. Die roten Sandstein-Spitzen entstehen durch Erosion nach Monsunregen in Zusammenspiel mit starkem Wind. Die rote Erde macht diese Formation zu einem farbigen Schauspiel, das besonders bei Nässe leuchtend rot-orange wirkt und ein gutes Fotomotiv gibt.
Tsingy Rouge