Seeed
„Bam Bam“
(BMG/Warner)
Ganz so easy, ganz so simpel wird es nicht gegangen sein, wie uns das der gute Pierre Baigorry alias Peter Fox gern glauben machen will: „Die Sonne kommt, es geht von vorne los – einfach so“ heißt es in den ersten Zeilen von „Ticket“, dem Opener und Mutmacher des Neulings. Es ist ja nach der letzten Platte plötzlich ziemlich still um die Berliner Dancehall-Kolchose geworden, totenstill muß man leider sagen, denn im Mai vergangenen Jahres starb überraschend mit Demba Nabé eines der tonangebenden Gründungsmitglieder von Seeed und danach war erst mal Schicht. Zunächst wurde gecancelt, dann verschoben, der Rest der Mannschaft entschied sich nach längerem Ringen für’s Weitermachen. Aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung. Denn sie hätten sonst mit einem Album („Seeed“, 2012) aufgehört, das aus kommerzieller Sicht zwar ihr erfolgreichstes, aus künstlerischer allerdings das schwächste geworden war – trotz voller Mannschaft schien die Luft raus, mehr als ein „Augenbling“ an Spannung und Inspiration war kaum zu bekommen. Das Erstaunliche ist, dass es nun nicht irgendwie weitergeht, weil es, wie man so platt sagt, eben muss. Sondern mit voller Kraft und neuen Ideen.
Und die holen sie sich auch, neuer Dreh, per Input von außen. Ganz wie die Schwestern und Brüder vom Hip-Hop wurde die Gästeliste ordentlich vollgepackt: Collabo-King Trettmann darf mit Fox gemeinsam die ewige und unbedingte Liebe beschwören („Immer bei dir“), Salsa 359 feiern standesgemäß mit ein paar Schlückchen Courvoisier und weil die Herren von Deichkind beim Sex immer gern das Licht anlassen, gibt’s von Nura (SXTN) hintendrein gleich ordentlich eine vor die Plautze („Sie ist geladen“). Alles in allem herrlich unkorrekt die ganze Party, Booties, Teile, Dinger, Kisten, man kennt es ja nicht anders und Anstoß muss man trotzdem keinen finden – sie lieben das Leben und preisen die Körper. War noch nie anders. Etwas Lobpreis geht allerdings auch an das money, auch wenn Seeed natürlich wissen, dass sich damit love nicht kaufen lässt. Zeitgleich mit Ernst-Wilhelm Händler (haha, Feullietonisten-Idee!) spricht hier der Mammon mit dem User: „Hab keine Angst vor mir!“
„Geld“ gehört zur Reihe der Tracks, die ohne fremde Hilfe auskommen und genauso gut funktionieren, die den Biss und den Riddim haben und kräftig Staub aufwirbeln. „Lass sie gehn“ ist die große, lässige Abschiedsrede mit den ganz fetten Vibes, „Komm in mein Haus“ dann das, was wohl am Ehesten als politisches Statement verstanden werden kann, als Aufruf, sich zu entscheiden („Geb' ich die Hand, heb' ich die Faust, geb' ich alles oder auf, ewiger Rausch und Medizin, steh' ich auf oder bleibe liegen?“). Jammern ist bei dem wiedererstarkten Tanzkollektiv mit den drei „e“ und dem dicken „B“ nicht zu haben, den einzigen Emotionsschub gibt es nicht in „No More Drama“ (klar), den haben sie sich für das Ende aufgehoben. Dort schwelgen dann gnadenlos die Streicher und das Piano um die Wette, „What A Day“ als aufwühlender Tearjerker aus der Feder vom verblichenen Demba Nabé. Passt. Man kann jetzt nach der langen Pause viel reinreden und rauslesen, Seeed gar wie die SZ mit dem wahlweise geliebten oder verhassten FC Bayern vergleichen, nun denn. Man kann „Bam Bam“ aber auch einfach mal so stehen (oder schwingen) lassen. Für den Moment, und für die Vorfreude auf Kommendes.
„Bam Bam“
(BMG/Warner)
Ganz so easy, ganz so simpel wird es nicht gegangen sein, wie uns das der gute Pierre Baigorry alias Peter Fox gern glauben machen will: „Die Sonne kommt, es geht von vorne los – einfach so“ heißt es in den ersten Zeilen von „Ticket“, dem Opener und Mutmacher des Neulings. Es ist ja nach der letzten Platte plötzlich ziemlich still um die Berliner Dancehall-Kolchose geworden, totenstill muß man leider sagen, denn im Mai vergangenen Jahres starb überraschend mit Demba Nabé eines der tonangebenden Gründungsmitglieder von Seeed und danach war erst mal Schicht. Zunächst wurde gecancelt, dann verschoben, der Rest der Mannschaft entschied sich nach längerem Ringen für’s Weitermachen. Aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung. Denn sie hätten sonst mit einem Album („Seeed“, 2012) aufgehört, das aus kommerzieller Sicht zwar ihr erfolgreichstes, aus künstlerischer allerdings das schwächste geworden war – trotz voller Mannschaft schien die Luft raus, mehr als ein „Augenbling“ an Spannung und Inspiration war kaum zu bekommen. Das Erstaunliche ist, dass es nun nicht irgendwie weitergeht, weil es, wie man so platt sagt, eben muss. Sondern mit voller Kraft und neuen Ideen.
Und die holen sie sich auch, neuer Dreh, per Input von außen. Ganz wie die Schwestern und Brüder vom Hip-Hop wurde die Gästeliste ordentlich vollgepackt: Collabo-King Trettmann darf mit Fox gemeinsam die ewige und unbedingte Liebe beschwören („Immer bei dir“), Salsa 359 feiern standesgemäß mit ein paar Schlückchen Courvoisier und weil die Herren von Deichkind beim Sex immer gern das Licht anlassen, gibt’s von Nura (SXTN) hintendrein gleich ordentlich eine vor die Plautze („Sie ist geladen“). Alles in allem herrlich unkorrekt die ganze Party, Booties, Teile, Dinger, Kisten, man kennt es ja nicht anders und Anstoß muss man trotzdem keinen finden – sie lieben das Leben und preisen die Körper. War noch nie anders. Etwas Lobpreis geht allerdings auch an das money, auch wenn Seeed natürlich wissen, dass sich damit love nicht kaufen lässt. Zeitgleich mit Ernst-Wilhelm Händler (haha, Feullietonisten-Idee!) spricht hier der Mammon mit dem User: „Hab keine Angst vor mir!“
„Geld“ gehört zur Reihe der Tracks, die ohne fremde Hilfe auskommen und genauso gut funktionieren, die den Biss und den Riddim haben und kräftig Staub aufwirbeln. „Lass sie gehn“ ist die große, lässige Abschiedsrede mit den ganz fetten Vibes, „Komm in mein Haus“ dann das, was wohl am Ehesten als politisches Statement verstanden werden kann, als Aufruf, sich zu entscheiden („Geb' ich die Hand, heb' ich die Faust, geb' ich alles oder auf, ewiger Rausch und Medizin, steh' ich auf oder bleibe liegen?“). Jammern ist bei dem wiedererstarkten Tanzkollektiv mit den drei „e“ und dem dicken „B“ nicht zu haben, den einzigen Emotionsschub gibt es nicht in „No More Drama“ (klar), den haben sie sich für das Ende aufgehoben. Dort schwelgen dann gnadenlos die Streicher und das Piano um die Wette, „What A Day“ als aufwühlender Tearjerker aus der Feder vom verblichenen Demba Nabé. Passt. Man kann jetzt nach der langen Pause viel reinreden und rauslesen, Seeed gar wie die SZ mit dem wahlweise geliebten oder verhassten FC Bayern vergleichen, nun denn. Man kann „Bam Bam“ aber auch einfach mal so stehen (oder schwingen) lassen. Für den Moment, und für die Vorfreude auf Kommendes.