Secretly in Romance

Von Florence
Ich war jahrelang fest davon überzeugt brutal unromantisch zu sein. Ein aalglatter, stumpfer Stein. Sicher, ich bin sehr emotional, aber diesem Romantikding konnte ich nichts abgewinnen. Jedenfalls entnahm man dies meiner Haltung. Das muss ich allerdings revidieren und mir eingestehen, dass ich genau genommen sogar das absolute Gegenteil bin. Eine hoffnungslose Romantikerin, mit latentem Hang zur Dramatik. Das spielt sich halt alles nur in meiner imaginären Feen-Welt ab. Nach außen bin ich geleckt-lässig - außer im Suff, aber das versteht sich von selbst. Ich mein, ich würde immer noch mit meinem Freund Schluss machen, wenn er sich von nem Hochhaus abseilt, unten aufkommt, in einem Flashmob tanzend auf mich zu kommt und mich fragt, ob ich ihn heiraten will. Ich würd mich auf nicht mit ihm am Meer vor den Sonnenuntergang stellen und unsere Hände zu einem Herz geformt aneinander halten. Und ich kann auch gewisse Kosenamen nicht nachvollziehen. Sind sie kontextabhängig ist das eine Sache, aber bitte, meinen Freund Pupsi zu nennen...ich würd einfach jeden Respekt vor dem Lutscher verlieren. Oder wenn er mit nem Paartshirt um die Ecke kommen würde...klick.klick...Buum :-D. Sowas ist aber auch immer subjektiv und somit Typsache. Meine beste Freundin würde Schluss machen, wenn nicht mindestens n Hubschrauber inklusive Fernsehteam während eines Antrages über ihr brummt. 

QuelleIch glaub, ich hab generell eine andere Definition von Romantik. Ich mag halt keinen Kitsch. Ich mag auch keine Herzen oder irgendwelche Figuren. Nippes ist n richtig brutaler Abturner. Romantik bedeutet für mich zuzuhören und zwischen den Zeilen zu lesen. Sich Dinge, die deinem Gegenüber wichtig sind, zu merken und zu gegebener Zeit anzuwenden. Ein guter Freund hatte sich mit einer Frau über den Winter unterhalten. Er Anti, sie Pro. Sie freute sich auf den Schnee, Weihnachtsmärkte und liebte es Schneemänner zu bauen. Als es ihr ein paar Monate später nicht gut ging fuhr er heimlich hin und baute ihr einen Schneemann in den Vorgarten um sie aufzumuntern.Meine beste Freundin hatte ihr Smartphone beim tanzen verloren. Sie fing an zu heulen und ließ sich einfach nicht beruhigen. Nachts um drei vorm Club rief sie ihren Freund von meinem Telefon an und erzählte ihm vollkommen fertig von ihrem Drama. Ne halbe Stunde später schrieb er mir, dass er im Auto sitzt, um ihr sein altes Handy zubringen - Er fuhr um 4 Uhr morgens über 400 km! um sie zu trösten und um ihr das Telefon zu bringen. Zugegeben, dass ist schon echt hart, aber welcher Mann macht sowas schon? Das sind süße Geschichten, die an sich nicht sehr komplex oder mühsam sind. Dennoch vermitteln sie der anderen Person, welchen Wert sie einnehmen! Vor einigen Jahren war ich mit meinem Ex und einem anderen Pärchen in einer Bar, als ein kleiner Kanake reinkam und Rosen verticken wollte. Der Typ sah seine Freundin großzügig an und sagte:,, Ach komm, für meine Süße nehm ich eine". Die beiden gaben sich ein Küsschen und ich schlürfte an meinem Drink als mein Ex sagte:,, Ich nehme den Rest." MUAHAHAHAHAHA. Ich hatte dann zwanzig verwelkte, heftigst überteuerte Rosen, aber war total gerührt von dieser lässigen Nummer. Vor ein paar Wochen hab ich einen Typen gedatet, mit dem ich viel über Literatur geredet habe. Ich hab ihm von meinem Favoriten erzählt und das ich Kaffee drüber gekippt habe. Ne Woche später hat er mir ne Schnabeltasse und das Buch, in Schutzfolie eingebunden, mitgebracht. Mal davon ab, dass die Tasse für mich Tollpatsch gar nicht so schlecht ist, hab ich mich wirklich wahnsinnig gefreut und war schon ganz schön gerührt. Allerdings muss Romantik für mich nichts kosten, im Gegenteil.
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Ich habe mir zum Beispiel noch nie den Sonnenaufgang bewusst angesehen. Ich würde mir das unglaublich gerne mit einer Flasche Wein und richtig dick eingepackt, auf irgend nem Berg hockend, ansehen. Allerdings nicht allein. Den Wunsch oder eher die Idee hab ich schon das ein oder andere Mal zum besten gegeben. Denn genau das wär mein Romantikboost. Wenn ein Mann sich das merkt und mich damit überrascht. Eigentlich ja nichts besonderes, aber vielleicht auch gerade deswegen für mich so interessant. Ich will sehen, ob er sich Gedanken macht. Und ich will überrascht werden. Was bei mir knifflig ist, da ich kaum jemanden kenne, der so fürchterlich neugierig ist wie ich.
Nun ja, zu meiner Mädchenideologie gesellt gleichzeitig jedoch das Problem, dass ich einfach nicht weiß wie ich damit umgehen soll, wenn ein Mann richtig anfängt rum zuschwulen. Das geht mit Komplimenten los und endet bei Umarmungen oder streicheln. Innerlich schrillt dann mein Gay-o-meter auf. Ich mach dann immer einen auf hart, dabei bin ich ne kleine Pussy, die sich n Keks freut. Naja gut, bei Gedichten oder der gleichen wär ich aber wirklich abgeturnt. Ich geh also quasi zum romantisch sein in den Keller. Liebesfilme beispielsweise sehe ich mir am liebsten alleine an. Ich bin sonst so schrecklich peinlich berührt, wenn sich der Macker die Perle am Ende klärt und ein ekelhaftes, rosa Funkeninferno im Hintergrund einschlägt. Aber wehe ich bin alleine....oooooohhhhhh liebe Freunde, dann gehe ich vollkommen in der schmachtenden Girlierolle auf. Diese mutigen Prinzen die zu Ross die holde Maid zurück erobern und seelig in den Sonnenuntergang reiten. Wisst ihr wo ich wirklich dahin schmelze? Bei ,,Schöne und das Biest", wenn er ihr die Bibliothek schenkt....Aaaaawwwwwwww....DAS IST SOOOO SCHÖÖÖÖÖÖÖN!!!! Ja ja, dieser Disney ist ein dummes Arschloch, denn das Leben ist kein Märchen. 
Ich sitze dann schmachtend da und frage mich, wann mein Prinz mit Bart und sexy Flanellhemd vorbei geritten kommt und meine liebenswerte Person im Sturm erobert. Ich will sehen und fühlen, dass er mich und vor allem nur mich will. Mein Mann muss Lover und best Buddy in einem sein. Ich will kleine Gesten, die mir zeigen, welchen Wert ich einnehme und das er mich gefälligst zurück holt, wenn ich gehe. Wenn ich das nicht kriege, bleibe ich lieber alleine und laber bisschen mit meinen imaginären Katzen. 
Und während mein zukünftiger Ehemann noch seelig durch die Prärie galoppiert, mit dem Orientierungssinn eines harten Toasts, verweile ich geduldig wartend mit einer Gauloises aufm Zahn und nem billigen Wodka in der Hand in den Bauernclubs meiner Stadt...


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(P.S. Das hardcore Muschi hat sich eigentlich den Theme Song von ,,Schöne und das Biest" rausgesucht, aber ich konnte im letzten Moment intervenieren)