Ganz abgesehen von der Art der Papiere: Sechs Billionen Dollar sind ein Wahnsinn! Ungefähr das Vierfache des spanischen Bruttoinlandsprodukts oder die Hälfte der (offiziellen!) Schulden der USA. Italienische und Schweizer Polizisten haben am Wochenende in Zürich gefälschte US-Staatsanleihen in Nominalwert von sechs Billionen Dollar gefunden, die angeblich 1934 ausgegeben wurden. Der Staub auf diesen Papieren, die jetzt in den Handel gebracht werden sollten, war das einzig Echte …
Acht Personen wurden festgenommen: Die Krise erzeugt auch auf der anderen Seite der Legalität erhebliche Kreativität, wie es scheint. Dazu muss man wissen, was der Markt will. Inmitten der europäischen Krise besteht erheblicher Bedarf an Papieren der Federal Reserve. Nicht etwa deswegen, weil es den USA wirtschaftlich besser ginge, ganz im Gegenteil, nur schaffen es die Wall Street und ihre Helfershelfer in London und den Zentralen der Rating-Agenture, das Krisengerede ständig auf den alten Kontinent begrenzt zu halten.
Dadurch entsteht bei den internationalen Investoren der (falsche) Eindruck, man könne dem Währungsgewitter dadurch entgehen, dass man vorerst den Dollarschirm aufspannt. Die Antimafia-Polizei fand also heraus, dass die Fälscher der US-Anleihen diese Papiere insbesondere „der Regierung irgendeines aufstrebenden Schwellenlandes“ unterjubeln wollten. Klingt exotisch, aber auch nicht kurioser, als Papiere im Wert von sechs Billionen Dollar im Einzelhandels-Regal anzubieten. Denn auch das stand auf dem Plan: Die Papiere in kleine Stapel aufzuteilen und sie Banken und anderen Finanzhändlern oder gar im Internet anzubieten.
Doch die Polizei kam vor den interessierten Kunden. Schon vor einer ganzen Weile hatten die Antimafia-Staatsanwälte aus Potenza, Laura Triassi und Francesco Basentini, die Schweizer Behörden um die Genehmigung ersucht, die Kisten mit den US-Anleihen konfiszieren zu dürfen. Sie waren durch e-Mails und abgehörte Telefongespräche darauf gestossen, dass die seltsamen „Blüten“ in einer Schweizer Zollagentur lagern sollten. Sie fuhren nach Zürich und durchsuchten die Kisten. Die Überraschung sei kaum zu beschreiben gewesen, hiess es. Perfekt gefälschte „alte“ Kisten enthielten fast perfekt gefälschte US-Staatsanleihen aus dem Jahre 1934: „Sechs Billionen Dollar – das glaubt man doch gar nicht …!“
Diese Statistik hätte sich gerade erheblich verschieben können, wenn der Polizei die gefälschten US-Anleihen im Wert von sechs Billionen Dollar entgangen wären.
Dabei hatte die Geschichte für italienische Verhältnisse relativ unspektakulär begonnen. Man war in Potenza einer Mafia-Familie auf den Fersen gewesen, die das übliche Geschäft betrieb: Geldverleih mit horrenden Zinsen und der körperlichen Unversehrtheit des Kreditnehmers als Sicherheit. Doch vor einer Weile kam der Qualitätssprung im Mafia-Geschäft: gefälschte Schecks und Kreditkarten … und jetzt eben US-Staatsanleihen. Abgehörte Telefonate bewiesen, dass ausser Italienern auch noch andere Staatsangehörige ihre langen Finger im Quark hatten. So wurden schon 2010 in Rom falsche Papiere im Wert von 500 Millionen Dollar beschlagnahmt und vorher 2009 in Mailand zwei Japaner mit gefälschten Staatsanleihen für 136 Milliarden Dollar festgenommen. Allerdings geschah das alles eher unauffällig und leise, um „die Märkte nicht nervös zu machen“.
So wie man in grauer Vorzeit den Regengott nicht erzürnen durfte, wollte man Schaden von der Dorfgemeinschaft abwenden., sind es heute „die Märkte“, die nicht beunruhigt werden dürfen … in diesem Sinne fast schade, dass die Sechs-Billionen-Dollar-Papiere (Millionen waren mal eine grosse Zahl, die Älteren werden sich erinnern) nicht zur allgemeinen Irrsinns-Fiesta zugelassen wurden mitten im Karneval.
P.S.: Wenn Sie sich fragen sollten, warum der Uhupardo nicht zum Rücktritt des Bundespräsidenten Stellung bezieht – das hatten wir am 11. Januar schon allumfassend getan und bereits den Nachfolger vorgestellt. Es wäre schön, wenn das keine Vision bliebe.