Sebastian Kienle trennt sich von Lubos Bilek

Von Wonseong

Interessant, wie oft ich in den vergangenen Wochen im Gespräch mit anderen Triathleten das Thema Sebastian Kienle hoch kam. Schon als Kind hatte ich von meinem Vater (der recht erfolgreich als Fußball-Trainer unterwegs war) gelernt, dass man als Coach nach einer entsprechenden Zeit unbedingt gehen muss. Egal wie erfolgreich man gerade zusammenarbeitet. Am besten nach der alten, wohlbekannten Regel „Gehen, wenn’s am schönsten ist“!

Später verfolgte mich das gleiche Thema in anderem Gewand als Personalberater. Auch hier gilt die offenbar für viele schwer umsetzbare Regel: Wenn Du Karriere machen willst, musst Du nach drei, spätestens vier Jahren eine Veränderung anstreben.

Auch im BWL-Studium zeigte sich das selbe Prinzip in wieder anderer Ausprägung: Hier war es das Konzept der Produktlebenszyklen. Wenn Du nicht aufpasst, zu lange an Deiner „Cash Cow“ fest hälst und nicht schnell genug neue Produktinnovationen vorantreibst, kannst Du ganz schnell das ganze Unternehmen auf’s Spiel setzen. Und wir alle kennen das doch: Nach relativ überschaubarer Zeit flacht die Lernkurve in praktisch jeder Situation ab. Ist es nicht so?

Diese Zeit habe ich persönlich bei Sebi schon lange gesehen. Nicht erst nach dem Desaster von Kona 2018 musste zumindest den Insidern der Triathlon-Szene klar sein, dass er dringend einen neuen Coach braucht. Nicht, weil Lubos kein guter Coach wäre. Mitnichten. Ich halte ihn im Gegenteil für einen der Besseren. Aber die Zwei waren einfach zu lange zusammen. Da können erfahrungsgemäß einfach keine neuen Impulse mehr kommen. Zudem hat es sicher gewisse Vorteile, wenn man den Anderen sehr gut kennt – gleichzeitig kann eine dermaßen enge Freundschaft, wie sie die Beiden offenbar hegten, ein großer Nachteil sein. Die Chance, dass man die Dinge nicht so klar benennt, wie man sie benennen sollte, ist einfach zu groß. In der Wirtschaft wird das in manchen (besonders kompetitiven) Branchen häufig so gehandhabt, dass sich Einkäufer und Verkäufer nicht zu lange kennen dürfen und eine enge Beziehung aufbauen können. Der Grund ist die Angst davor, dass man dem Gegenüber einen besseren Deal gibt, als es sein müsste. Ergo werden die Spieler regelmäßig rotiert.

Jetzt ist die große Frage: Wer wird der Nachfolger? Ich habe noch keinerlei Informationen. Aber wenn ich dem Sebi einen guten Rat geben dürfte, ist es einer (oder vielleicht gar eine), der einen ausgeprägten Background hat in mentalem Training. Sebi war ja mit Sicherheit nicht physisch schlechter trainiert als die Anderen. Aber psychisch war das eine Minderleistung allererster Güte in Kona. So etwas darf einem, der das Rennen gewinnen will, nicht passieren.

Und so wünsche ich unserem allseits beliebten Vorzeige-Athlet aus Knittlingen ein gutes Händchen in der Auswahl seines künftigen Coaches. Wie wir im Fußball einmal mehr gerade sehen können, kann das ALL DEN UNTERSCHIED machen.

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