Unsere Rückreise verlief ereignislos und war trotzt fieser Erkältung einigermassen konfortabel. Sogar die Einreise in die USA stellte uns vor keinerlei Probleme. Irgendwie ist in diesem Land alles, was man als potentiel problematisch erwartet, einfach und das, was man meint, sollte easy sein, ist unglaublich kompliziert. Zu unserer Überraschung war nicht nur der Greyhound Bus von Seattle nach Portland pünktlich, auch die Verbindung nach Seaside hat funktioniert. Einfach so, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre (was es ja auch ist). In Seaside blieben wir nochmals zwei Tage, dann ging es weiter, wie immer nach Norden. Bis Bellingham hatten wir zehn Tage veranschlagt.
Als wir auf den HWY 101 steuerten, schien leicht die Sonne, was wir zu schätzen wussten und was in den nächsten Tagen nicht mehr selbstverständlich war. Das Land war war ziemlich flach und bis Astoria gab es nichts Überragendes zu sehen. Dort, an der Grenze zum Staat Washington, änderte sich das als die Bücke über den Columbia River in Sicht kam, die vermutlich die längste Brücke, die wir je gesehen und überquert hatten. Meistens sehen solche Bauwerke zwar cool aus, sind aber für Velofahrer nicht so praktisch, da die Fahrbahnen auf Brücken recht eng sind. Hier gab es aber sogar einen schmalen Seitenstreifen, der Querung stand also nichts im Wege und Velos waren offiziell erlaubt.
Brücke über den Columbia River.
Erwartungsgemäss änderte sich in Washington erst mal nicht so viel. Es war erst mal immer noch flach und auch alles immer noch grün. Wir pedalten nichtsahnend vor uns hin als auf der anderen Strassenseite ein weisser Van hielt und der Fahrer bei heruntergelassenen Scheibe zu uns rüberschaute. Ich traute meinen Augen kaum als ich Steve erkannte, unseren Host von North Bend, den wir in Matzatlan kennengelernt hatten. Martina hatte mit ihm Mails ausgetauscht und er hatte offenbar gewusst, dass wir an jenem Sonntag weiterfahren würden. Er war gerade dabei, Möbel in der Welt herumzukurven und hatte wohl gedacht, er schaue mal, ob er uns antreffen würde. Hatte geklappt und wir schwatzten eine Weile. Schliesslich fuhren wir weiter nach Ilwaco, einem verschlafenen und etwas verlassen wirkendem Dorf, wo wir von der Hauptstrasse abbogen und die hügeligen letzten Kilometer bis zum Cape Disappointment State Park in Angriff nahmen. Der Park war offen und hatte Hiker/Biker Sites, der Standard konnte aber nicht mit den eher luxuriösen State Parks in Oregon mithalten. Die 58.27 km km hatten wir in 3:36 Stunden zurückgelegt, was keiner Mammut-Etappe entspach und so hatten wir am Nachmittag noch etwas Zeit zum rumhängen.
Am folgenden Morgen schafften wir es gerade noch, all unser Zeug zusammenzupacken bevor es zu regnen begann. Dieser zweite Tag war noch weniger actionreich und mit dem nassen Wetter eh wenig speziell. Die Strasse führte den ganzen Tag mehr oder weniger nahe am Meer entlang, ausser Wasser, Wald und sumpfigen Wiesen gab es kaum was zu bestaunen. Wir hatten geplant, im Bruceport County Park zu übernachten, der Park war aber wenig kooperativ. D.h. erstens geschlossen und zweitens war das Wasser abgestellt, was uns zum Weiterfahren zwang. Im einige Kilometer entfernten South Bend gab es eine Touri-Info, wo uns gesagt wurde, dass es im nochmal einige Kilometer weiter entfernten Raymond einen günstigen RV Park gäbe. In Zeitdruck waren wir nicht und wirklich eine Wahl hatten wir auch nicht, so strampelten wir eben weiter. Und tatsächlich, für $ 5 pro Person durften wir im RV Park unter einigen Bäumen unser Zelt aufstellen und als Zugabe schien sogar die Sonne und wir konnten unsere nassen Sachen trocknen (84.85 km, 5:28 Stunden).
Mein neuer Gallions-Schlumpf.
Wieder ein nasser Tag, am Morgen noch recht ok, so etwa ab Mittag konstant verregnet. Wieder ging’s dem Meer entland in gleichbleibender Landschaft. Unser Plan sah vor, in Westport eine Fähre nach Ocean Shores zu nehmen und im Ocean City SP zu zelten. Wie sich herausstellte, gibt es jene Fähre aber schon seit rund vier Jahren nicht mehr, die Wegweiser sind aber immer noch vorhanden. Schräg. Trotzt Regen blieb uns schon wieder nichts anderes übrig, als weiterzufahren, diesmal mit dem Ziel Aberdeen. Eines der zahlreichen verlassenen Häuser der Region bot eine gute Gelegenheit für eine Zmittag-Pause mit Dach, kalt war es aber natürlich trotzdem. Es war uns gesagt worden, dass es um/in Aberdeen keine Campgrounds oder RV Parks gäbe und die Information stellte sich als korrekt heraus. Kein Wunder, wer würde schon in dieser depressiven Stadt Ferien machen wollen, mit den vielen Obdachlosen und anderen komischen Gestalten. Da es immer noch in Strömen regnete, fragten wir in einem Motel nach dem Preis. $ 55. Der freundliche Asiate bot uns an, uns die Steuern zu erlassen, was einem Rabatt von etwa $ 5 gleichkam. Wir schauten uns ein Zimmer an und stellten fest, dass man in Washington für $ 50 eine klar schlechtere Qualität bekommt als in Oregon. Unsere Nachfrage, ob das denn das günstigste Motel der Stadt sei, wurde bejaht (was wir angesichts der anderen Gästen auch glaubten). Was wir uns denn für einen Preis vorstellten, wurden wir gefragt. Als Martina meinte, in Oregon hätten wir für $ 40 Motelzimmer gekriegt, gab uns der Herr das Zimmer kurzerhand zu ebendiesem Preis. Wow, das war mega nett. Obwohl alles etwas schäbig und schon fast im Mexiko-Stil, waren wir natürlich erfreut über den günstigen Preis und einem Dach über dem Kopf, Heizung inklusive (90.5 km in 5:21 Stunden).
Wo genau die Olympic Peninsula beginnt, ob schon nördlich vom Columbia River oder erst nach Aberdeen weiss ich nicht. Nun waren wir jedenfalls darauf. Dass jene Halbinsel eine sehr niederschlagsreiche Region ist, hatten wir gehört. Auch diesmal war das Hörensagen korrekt. Es regnete am nächsten Tag zwar nicht gerade non-stop, aber doch immer mal wieder und nochmals dann und wann. Die Strecke zum Quinault Lake war etwas hügeliger als die Tage zuvor und unser auserwählte Zeltplatz, der Wallaby Campground, saisonbedingt geschlossen. Und das Wasser abgestellt. Da aber einen knappen halben Kilometer entfernt ein Wanderweg begann, wo es auch Parkplätze und Toiletten gab, konnten wir uns Wasser beschaffen und entschieden uns so zum bleiben (71.91 km in 4:42 Stunden). Der Quinault Lake liegt mitten im Regenwald. Nicht tropischem, logischerweise, aber eben trotzdem Regenwald. Auch wenn es am Nachmittag aufhörte zu regnen, so war doch alles recht feucht, bzw. nass. Aber wunderschön und nicht mit den Holzplantagen, die wir bisher gesehen hatten, zu vergleichen. Vermooste Bäume und 400 Jahre alte Douglas Fir Trees haben eben eine andere Ausstrahlung als aufgeforstete Clear Cut-Flecken. An die wir uns jedoch fast gewöhnt hatten. In der Gegend wird intensiv Holzwirtschaft betrieben, was hier heisst, dass grössere Waldabschnitte kahlgefällt werden und, um den Holznachschub für die Zukunft zu gewährleisten, danach wieder Bäumlis angepflanz werden. Ein solcher Baum hat eine Lebenserwartung von rund 60-70 Jahren.
Farn-Baby im Regenwald.
Douglas Fir.
Lake Quinault nach Sonnenuntergang.
Gegen Abend bekamen wir sogar noch Gesellschaft auf dem verlassenen Zeltplatz. Zwei junge Amis aus Olympia, die auf einer dreitägigen Velotour waren und auch nichts gegen eine gratis Übernachtung einzuwenden hatten. Die beiden hatten für den folgenden Tag eine viel längere Etappe als wir geplant, irgendwie schienen sie aber nicht schneller vorwärtszukommen als wir. Wir starteten vor ihnen, sie überholten uns während unserer ersten Pause, wir überholten sie anlässlich ihrer Pause usw. usw. Am Nachmittag pisste es natürlich wieder uns als wir in Kalaloch vor der geschlossenen Rangerstation sassen, Zmittag assen und werweissten ob der örtliche Campingplatz wohl offen sei. Unerwartet guckte ein Ranger heraus und sprach uns an. Er meinte, der Zeltplatz sei offen, verwies aber auch auf verschiedene andere Unterkünfte, von denen wir meinten, sie seien zu teuer. Der hilfsbereite Mann machte für uns ein paar Telefonate und empfahl uns dann ein rund 14 Meilen entferntes B&B, wo wir ein Zimmer für $ 40 angeboten bekommen hatten. Das Frühstück dort sei phänomenal. Angesichts der massiv erhöhten Luftfeuchtigkeit mit nichtexistenter Aussicht auf Besserung entschlossen wir uns, die noch etwa 23 km weiterzufahren. Wir sahen unsere beiden jungen Freunde ein letztes Mal, bis wohin die zwei es an jenem Tag effektiv noch geschafft haben, wissen wir nicht.
Wir dagegen erreichten etwa um 15.30 Uhr die Hoh Humm Ranch, die in einem weiten, regengrauen Tal lag (76.83 km, 4:35 Stunden) und kriegten dort ein herziges Zimmer, das wir erfolgreich gegen die vielen Katzen verteidigen konnten. Wir durften dort auch die Küche benutzen und hatten somit auch unser Abendessen gesichert. Wie angekündigt gab es am Morgen ein cooles Frühstück mit Rührei, Speck, Hash Browns (Rösti), Kuchen, Dutch Babies (komische, kuchenähnliche feine Dinger) und andere Köstlichkeiten. So voll, dass wir uns kaum mehr bewegen konnten, setzten wir uns in die Sättel und erklommen die vielen Hügelis, die uns von Forks, dem nächsten Dorf trennten. Auch hier wieder unzählige braune Abschnitte, z.T. schon wieder mit kleinen Bäumen oder eben erst ratzekahl abgeräumte Waltstücke.
Alles weg!
Immerhin, an diesem Tag stellten wir fest, dass es die Sonne tatsächlich noch gab. Obwohl wir kurz nach unserer Abfahrt wieder Regenschütze montieren mussten, schien eigentlich immer mal wieder die Sonne und in Forks zogen wir das Zeug wieder aus. Gemäss Höhenprofil im Buch ging es immer noch bergauf, aber mit einer so flachen Steigung, dass wir es kaum wahrnahmen. Wir genossen die Wärme und zu guter Letzt die Abfahrt zum Lake Crescent, wo wir uns auf dem offenen, sonst aber verlassenen Fairholm Campground einquartierten (80.57 km in 5:05 Stunden). Dass wir uns da in einem National Park befanden, war offensichtlich. Auch hier waren die meisten Bäume mit Moos bedeckt und es lagen viele tote Bäume herum. Der Nachteil an diesen Waldplätzen war wie immer derselbe: Es ist kühl, selbst wenn die Sonne scheint. Aber man merkte, dass wir April und nicht mehr Februar hatten. Auch wenn wir hier weiter im Norden waren, war es bei weitem nicht so kalt wie in den kalifornischen Redwoods. Und wenn man dem Schildli glauben sollte, befanden wir uns in Bären- und Puma-Land. Man wird in sehr klaren Worten angewiesen, Essen, Toilettenartikel, Seife und andere „Smelly Items“ in den Metallboxen zu lagern, und zwar Tag und Nacht. Einzige Ausnahme: wenn die Sachen gerade in Gebrauch sind.
Das wird kompliziert...
Die ganze Thematik ist uns ja bekanntlich nicht neu, auch wenn es bisher eher Waschbären waren, vor denen wir uns in Acht nehmen mussten. Trotzdem, so wirklich klar ist uns einiges noch immer nicht. Können Bären industriell verpackte Nahrungsmittel nun riechen oder nicht? Was sollen wir mit Kleidung machen, die allenfalls nach Essen riecht, sei es vom Kochen, vom sich die Hände abwischen oder was auch immer. Bären interessieren sich angeblich auch für Zahnpasta, Seife u.ä. Ok, das alles wegzuräumen ist zwar etwas mühsam aber nicht weiter schwierig. Gilt auch für Waschmittel. Tatsache ist aber, dass alles, was sich im Gepäck in der Nähe des Waschmittels (das in mehreren Plasticksäcklis eingewickelt ist) ebenfalls nach Waschmittel riecht. Und was qualifiziert alles als „Smelly Items“??? Allenfalls unsere Schlafsäcke? Und was ist mit uns selber...!!! Wenn wir uns nur kurz mit einem Lappen waschen, sind wir kaum blitzsauber, wenn wir aber mit Gebrauch von Seife duschen, riechen wir nach Seife! Ja, was sollen wir nun machen??? In diesem Bereicht gibt es ganz offensichtlich noch einiges zu klären.
Die nächste Tagesetappe war recht kurz geplant, einerseits, weil wir wieder einmal einkaufen mussten, andererseits, weil es uns gelungen war, in Port Angeles eine WS-Unterkunft zu organisieren. Der Morgen war kühl aber nicht unangenehm kalt und da die Strecke dem Lake Crescent entlang dauernd leicht wellig war, wurde uns schön warm ohne uns in Hitzewallungen zu versetzen. Einziger Nachteil, es war Samstag und es waren viele Leute auf der schmalen, kurvenreichen Strasse unterwegs. Immerhin hatte es zur Abwechslung keine blochenden Logger Trucks (jene, die den ganzen Wald abtransportieren). Und da Strassen ohne Seitenstreifen für uns nichts Neues waren, war das alles eigentlich nicht weiter tragisch.
Wir erreichten Port Angeles noch vor Mittag, machten unsere Tour durch einen grösseren Supermercado und gönnten uns Dank Samstags-Spezialpreis ein spezielles Mittagessen: Pizza. Danach zügelten wir in ein Café, da Martina noch ein Mail von unserem Host in der Stadt erwartete. Das auch angekommen war.
So fanden wir bald die richtige Adresse und die uns zugeteilte Unterkuft in der „Garage“ (45.97 km, 3 Stunden). Konkret war das eher ein zweites Haus, das zwar mehrheitlich als grössere Abstellkammer gebraucht wurde, aber mit Toilette und fliessend Wasser ausgestatet war. Ian, der Besitzer, hatte angekündigt, erst am späteren Nachmittag nach Hause zu kommen. So räumten wir unsere Sachen in die Garage und hängten alles, was feucht war zum trocknen raus. Anschliessend machten wir wir einen Spaziergang durch das Städtli und bewunderten die Aussicht einerseits auf den Straight de Juan de Fuca und andererseits auf die verschneiten Berge des Mount Olympus. Als wir dann auf der Treppe vor der Tür sassen und Tagebuch schrieben, tauchte auch Ian auf. Er war, zusammen mit hunderten anderen Freiwiligen mit der Säuberung der Stränder der Halbinsel beschäftigt gewesen. Diese Aktion finde jedes Jahr statt und werde immer von Volunteers durchgeführt. Sehr interessant. Überhaupt war er ein spannender Typ und wir verbrachten einen gemütlichen Abend und ebenfalls eine bequeme Nacht ohne Kondenswasser am Morgen.
Auf dem Weg von Port Angeles nach Port Townsend passierte kaum was. Es ging immer leicht hügelig durch den Wald, ab und zu sah man zu den Bergen rauf. Etwa um 15 Uhr kamen wir in Port Townsend an und suchten die Adresse unserer Warmshowers. Das dauerte eine Weile und beinhaltete den Hügel wieder zurück hinaufzupedalen, schliesslich waren wir aber erfolgreich (85.9 km in 5:40 Stunden). Mussten dann aber zwei Stunden warten weil niemand zu Hause war. Eine der vier WG-Bewohnern kam dann irgendwann mal kurz heim, konnte uns einweisen und verschwand wieder (evtl. weil sie uns ihr Zimmer überlassen hatte). Die drei Jungs, die angeblich auch noch dort wohnten, bekamen wir nie zu Gesicht, weder am Abend noch am Morgen.
Verliebte Wolken über dem Puget Sound.
Wir standen früher als gewöhnlich auf um genügend Zeit einzurechnen um zur Fähre zu gelangen und die Tickets zu kaufen. Wie üblich waren wir natürlich zu früh und hängten noch eine halbe Stunde im (immerhin beheizten) Wartesaal herum. Auf der Fähre konnten wir die Velos an eine Wand stellen und mit ganz kurzen Seilen anbinden. Dann ging’s raus in den dichten Nebel und wir befürchteten schon, dass wir die Sonne den Rest des Tages nicht mehr sehen würden. Auf dem Whidbey Island war es jedoch wieder sonnig und nach nur rund 5 km hatten wir schon Coupeville erreicht, wo wir eine erste Pause einlegten. Danach wählten wir ein letztes Mal die Routenbeschreibung im „Cycling the Pacific Coast“-Buch, womit wir uns eine ganze Menge zusätzlicher Höhenmeter einhandelten. Da wir schon vor Mittag beim auserwählten State Part ankamen, entschlossen wir uns, weiterzufahren. Es ging einen weiteren Hügel hinauf und bald standen wir vor einer langen Brücke, die über den Deception Pass führte. Der Deception Pass ist eine schmale Meeresenge, die den Pazifik und den Puget Sound verbindet und von George Vancouver so benannt wurde, weil irgend etwas an der Meeresstrasse ihn enttäuscht hatte.
Deception Pass.
Kurz darauf hätten wir eine Abzweigung nach Westen erwischen sollen, haben die aber nicht gefunden. Gemerkt hatten wir das aber erst, als wir vor dem Wegweiser ins Zentrum von Anacortes standen. Auf einer sehr stark befahreren Strasse ging es weiter und überraschend bald befanden wir uns wieder auf dem Festland, wo uns, kaum waren wir wieder nach Norden abgebogen, der übliche fiese Wind ins Gesicht blies. Aber auch der hielt uns nicht davon ab, nach nicht allzulanger Zeit beim Bay View SP unser Zelt aufzuschlagen und angriffige, riesige Mücken zu bekämpfen (71.14 km, 4:48 Stunden). Wir wussten nicht genau, wie weit es noch bis Bellingham war, nahmen aber an, dass es nicht mehr allzu weit sein konnte. Auf jeden Fall schliefen wir am Morgen eine halbe Stunde länger, und als wir den Regen auf dem Zeltdach hörten, machte unsere Motivation aufzusehen nicht gerade grosse Sprünge.
Trotzdem hatten wir uns bald aus den Schlafsäcken geschält und netterweise hörte der Regen auf, als wir begannen, unsere Sachen aus dem Zelt rauszuräumen. Bis wir abfahrbereit waren, goss es aber schon wieder. Und es hörte bis am späteren Nachmittag nicht mehr auf. Die ersten rund 15 km waren plattes Agrarland, dann wurde es ganz schön hügelig und waldig. Vermutlich wäre die Strecke hübsch gewesen, hätte man überhaupt etwas gesehen. So aber schauten wir kaum je auf und frohren, einmal mehr, wie die Schlosshunde als wir eine Futterpause einlegten. Nach insgesamt nur 40.22 km für die wir gerade mal 2:57 Stunden gebraucht hatten, waren wir in Bellingham. Dort hatten wir uns bei Shana und Rowan angemeldet, zwei Ciclistas, die wir in La Paz am Südende der Baja getroffen hatten. Da die beiden aber erst gegen 18 Uhr heimkommen würden, setzten wir uns in Tony’s, ein gemütliches Café und hängten dort den ganzen Nachmittag rum.
Bunte Hunde in Tony's in Bellingham.
Die WG, in der unsere beiden Gastgeber wohnten, stellte sich als eine interessante Gemeinschaft heraus. Es wohnen dort etwa 12 oder 13 Leute im Haus, in einem Bus und einer Cabin im Garten. Die meisten sind recht jung, Hippies oder andere gesellschaftskritische Leute und z.T. auch etwas chaotisch. Ziemlich viel los jeweils also. Von Bellingham aus war noch ein Tripli nach Vancouver geplant, ohne Velos, um ehemalige Gastfamilien und andere Freunde zu besuchen.