Stellen wir uns mal eben vor, unser Leben könnte ewig dauern. Krankheiten, Seuchen, Unfälle, all das ist besiegt, und somit auch der Tod. Um den Planeten vor Überbevölkerung zu schützen, werden, anstelle der natürlichen Selektion, bestimmte Menschen ausgewählt, die zukünftig entscheiden müssen, wer sterben und wer weiterleben darf. All das geschieht unter der Beachtung gewisser Regeln, doch jeder dieser sogenannten Scythe hat ein eigenes System, wie und warum er Menschen auswählt. Jedes Jahr werden neue Scythe ausgebildet, die nach dem Bestehen bestimmer Prüfungen das Amt des Todes und damit lebenslängliche Immunität übernehmen. So auch Citra und Rowan.
Neal Shustermans neues Buch Scythe hat mich schon auf den ersten Seiten gepackt. Ein kurzweiliger Schreibstil, das schnelle Tempo und philosophische sowie ethische Überlegungen, die das Thema nunmal mit sich bringt, haben mich den Roman sehr schnell verschlingen lassen. Scythe ist in der Welt der Dystopien eine Bereicherung, weil es weniger um den technischen und vielmehr um den möglichen sozialen Wandel innerhalb unserer Gesellschaft geht, obwohl ich auch nicht leugnen kann, dass Digitalisierung dennoch eine sehr große Rolle spielt. Was macht Macht mit Menschen? Welche Bedeutung hat ein Leben noch, wenn es Unsterblichkeit erlangt hat? Und wie kann man als Scythe mit gutem Gewissen leben? Insbesondere die kleinen Tagebucheinträge, die zwischen jedem Kapitel stehen, tragen einen großen Teil zur Beantwortung dieser Fragen bei.
Leider sind die beiden Protagonisten dagegen blasse Gestalten, deren Teenagergehabe und gestelzten Dialoge mir häufig auf die Nerven gingen. Man bekommt sehr oft zu spüren, dass es sich bei diesem Reiheneinstieg "nur" um eine Serie für Jugendliche handelt, da die Sprache sehr einfach, fast kindlich gehalten wurde. Besonders, wenn man sich intensiv mit der Thematik beschäftigen will, kommt das Buch in einigen Passagen zu oberflächlich daher und ließ mich an vielen - eigentlich emotionalen - Stellen einfach kalt. Spannender und lesenwerter fand ich dafür die Passagen, in denen es um die erwachsenen Nebenfiguren ging, die die nötige Tiefe dann doch hin und wieder mit einbrachten.
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+Kurzweilig, spannend und mal eine Dystopie, die Themen anschneidet, von denen man bisher noch nicht gelesen hat. Ethische Fragen inklusive.
-Schwache Protagonisten, die der möglichen Tiefe des Buches nicht gerecht werden können.