Zweite Bände von Trilogien sind immer so eine Sache. Meist wirken sie wie bloße Überbrückungen zwischen Beginn und Finale und haben nicht viel mehr zu bieten. Bei Scythe - Der Zorn der Gerechten verhält es sich da jedoch etwas anders, denn auch wenn wir weiterhin Citras und Rowans Wege durch das Scythetum begleiten, so lernen wir in diesem Buch noch viele weitere wichtige Figuren und das ganze System dieser dystopischen Welt besser kennen. Im Fokus stehen dabei jedoch weniger die handelnden Personen, als vielmehr das Oberhaupt und der Regulator der Menschheit: der Thunderhead. Und genau das macht dieses Buch wahrscheinlich so lesenswert.
Während wir im ersten Teil noch die moralischen Zwiespalte der Junior-Scythe teilen sollten, erlaubt uns der Autor nun einen Einblick in eine andere Perspektive. Neben dem Thunderhead wirken alle anderen Handlungsstränge winzig und unbedeutend, was aber keineswegs schlecht ist. Wir sehen die Geschichte teilweise aus den Augen des Puppenspielers, der von den Menschen geschaffen wurde, um sie zu überwachen, sie zu beschützen und ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Aber wie herrscht man über eine Rasse, die stets dabei ist, sich selbst zu vernichten? Und wie lebenswert ist ein Leben, welches von einer höheren Macht von Anfang bis Ende durchgeplant wurde?
Neal Shusterman bringt uns wieder einmal zum Nachdenken, hält dabei aber stets die Waage zwischen Unterhaltung und Denkarbeit des Lesers. Seine Figuren, selbst die Nebencharaktere, haben Tiefe und kommen zu Wort, sodass man einen eindeutigen Protagonisten gar nicht bestimmen könnte. Aufgefallen ist mir außerdem, dass er einige Schwächen des ersten Bandes ausgemerzt hat. Citra und Rowan denken und agieren wesentlich reifer als sie es noch vor einem Jahr getan haben und auch der Anteil von überflüssigen Liebesgeschichten wurde auf das Nötigste minimiert. Dies sind nur ein paar der Gründe, warum ich den zweiten Teil dieser Trilogie sogar noch besser finde, als seinen Vorgänger und das große Finale gar nicht mehr abwarten möchte.
Lange Rezi, kurzer Sinn... +Der Blick aus den Augen des Thunderheads, die spannungsgeladene Atmosphäre und die vielen durchdachten Handlungsstränge machen dieses Buch noch besser als seinen Vorgänger.
-Es gibt hin und wieder Wendungen und Entwicklungen, die ich mir bereits sehr früh denken konnte. Meine Lust am Lesen konnte das aber kaum mindern.