Screenology #32: Avatar

Avatar

(Collage: Emma Isacson)

- Und? Sag schon, wie ist dein Urteil?

- Wie oft hast du ihn nun gesehen?

- Das war das dritte Mal. Aber irgendwie hat die Shutterbrille nicht funktioniert. Null 3D-Effekt diesmal.

- Das kommt vom Kiffen, Tristan. Deine Augen sind zu langsam. Mir wurde ziemlich schwindlig, als Shack vom Geklippe in die Tiefe blickte. Schon eindrücklich.

- Ja? Hat er dir gefallen?

- Die Bilder sind geil.

- Und sonst?

- Naja, ich weiss nicht, die Frage ist doch: Wiegt die orgiastische Bilderwelt und die zweifellos beeindruckende Cinematographie die lächerliche Geschichte auf?

- Aber die Geschichte ist doch gute Unterhaltung. Ein bisschen Öko- und Ethnokitsch, eine Liebesgeschichte, klare Grenzen zwischen Gut und Böse, zweidrei Lacher und viel Action. Was willst du mehr?

- Ich habe keine Probleme mit der Phantasiewelt. Ich kaufe ihm all die Tiere, all die physikalischen Besonderheiten, ich kaufe ihm sogar den MacGuffin Unobtainium ab, obwohl das ein saudoofer Name ist und mir nie klar wurde, warum dieser Bodenschatz den Menschen so wichtig ist.

- Ist doch scheissegal. Ist ihnen halt einfach wichtig. Energie und so.

- Aber die Dialoge sind lausig und manche Wendepunkte der Geschichte sind ungenügend motiviert.

- Beispiel?

- Also gut. Der Dialog, als Jack Sully seiner blauen Herzensdame erklärt, dass er geschickt wurde, um sie von einer Umsiedlung zu überzeugen, und ihr also gesteht, sie angelogen und ausgenutzt zu haben, ist derart unbeholfen, dass ich beinahe lachen musste. Und warum eigentlich sagt ihnen nie jemand, dass sie auf den grössten Unobtainium-Vorkommen sitzen? Ist das auch nicht wichtig? Seine Rede als Anführer – zur Anstachelung der Na’vis vor der entscheidenden Schlacht gedacht – hätte mich wahrscheinlich zum Deserteur gemacht. Das ist einfach schlecht geschrieben.

- Mann, bist du pingelig! Und was ist mit den Wendepunkten?

- Das Militär hat seltsamerweise keinen Zugang zu irgendwelchen Avatars, in denen sie ausgebildete und loyale Soldaten stecken könnten. Weil sie so teuer sind, wird suggeriert. Steckt das amerikanische Militär der Zukunft in Budget-Nöten? Hat nicht so ausgesehen. Die Wissenschafter stecken einen querschnittgelähmten Ex-Marine in den superteuren Avatar. Weil der Avatar so teuer ist und weil Jack Sully der einzige mit derselben DNA ist. Und im Garten tummeln sich plötzlich Dutzende solcher Menschen-Na’vis?! Plötzlich muss unbedingt gegen die Na’vis losgeschlagen werden. Es gibt keinen Aufschub. Warum? Zuvor haben sie Monate gewartet. Woher die Dringlichkeit? Mister Cameron, was hat zur Krise geführt? Michelle Rodriguez kann einfach den Befehl verweigern und ihr Manöver abbrechen, ohne je bestraft zu werden. Dabei wirkte gerade ebendieser Colonel so, als wäre er nicht gerade sehr nachsichtig.

- Mann, hör auf, du verdirbst mir den Film.

- Die Wissenschafter können ungehindert ihr Labor in der Hochsicherheitszone abbrechen und in der ach so wahnsinnig gefährlichen Wildnis einen Container hinstellen und dort arbeiten. Wer hat hier überhaupt das Sagen? Bezahlt das Unternehmen, das mit Unobtainium handelt, die ganze Operation?

- Ist ja gut. Es reicht.

- Und die Musik! Ich habe noch gar nicht von der Musik gesprochen!

- Hör auf. Spar dir dein superkritisches Gelaber für deinen Kolumnenscheiss. Eines möchte ich aber noch wissen. Wiegen die Bilder nun die Geschichte auf?

- Irgendwie schon. Das macht den Film zwar nicht zu einem Meisterwerk, aber zu einem total neuartigen Erlebnis, das schlussendlich ziemlich unterhaltsam war.

- Na also. Nun lass uns eins kiffen.

Auge vollAuge vollAuge vollAuge leerAuge leer

(Avatar, USA 2009, Regie: James Cameron, Schauspieler: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver)


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