Heute hat Mario Draghi, zu deutsch Mario Drachen, seine erste Sitzung als Chef der EZB geleitet. Und die Zinsen prompt auf 1,25 Prozent gesenkt. Der Realzins liegt damit bei -1,75 Prozent. Wer Geld borgt, zahlt weniger zurück als er bekommen hat. Das billige Geld, das Ursache der derzeitigen Krise war, wird noch einmal billiger: Es ist jetzt nicht mehr nur völlig kostenlos, nein, wer Geld verborgt, muss etwas dafür zahlen, wer welches haben will, bekommt etwas dafür. Wer sein Geld verborgt, hat also - grob überschlagen - von 10.000 Euro in nicht einmal hundert Jahren noch genau null Euro übrig, ohne einen einzigen ausgeben zu müssen. Und wer 10.000 Euro leiht, zahlt, wenn er nur alt genug wird, nicht einen Pfennig zurück und ist dennoch schuldenfrei.
Ein Schelm, wer dabei denkt. Etwa, dass die, die derzeit große Schulden haben und dennoch immer weiter leihen müssen, Staaten sind. Und die, die ihre Guthaben anlegen müssen, deren Bürger.
Erfunden hat das Konzept des Schwundgeldes, das eigentlich ein bisschen anders gemeint war, der belgische Ökonom Silvio Gesell, ein beinharter Vegetarier und begeisterter Esperanto-Sprecher, der 1930 in der Obstbau-Genossenschaft Eden bei Oranienburg an einer Lungenentzündung starb, ohne seine Ideen noch verwirklicht sehen zu können. Gesell wäre stolz auf das neue Europa, das die Geldpresse öffentlich auf dem Marktplatz anwirft.
Schwundgeld in Schweden