Der Beuerhof: Schon die Kelten hatten diesen Platz auf einer Ley-Linie als Ritualplatz gewählt.
Irgendwo im Nirgendwo zwischen Blankenheim und Nürburgring in der Vulkaneifel soll er sein, der Ort, an dem unterschiedliche Kraftorte spürbar sind: Der Beuerhof. Hier finden einmal im Monat Schwitzhüttenzeremonien nach dem Vorbild der nordamerikanischen Lakota-Indianer statt. Häuptling Archie Fire Lame Deer hat diesen Platz selbst seiner Bestimmung übergeben und den Inhaber des Beuerhofes als Hüter des Platzes dazu bestimmt, die Zeremonien zu leiten. Diesen Platz musste ich sehen – und spüren.
Von Köln aus sind etwa 90 km über Autobahn und Landstraße zu bewältigen und auf der Hinfahrt dachte ich über den Mann nach, der mich erwartete. Den Hüter des Platzes, „3Eagle“, Schüler des legendären Lakota-Häuptlings Archie Fire Lame Deer, kenne ich unter seinem bürgerlichen Namen Dieter Scholz aus einem Leben, das sich um Fashion für Männer dreht; er war in jungen Jahren das heißeste Model in der Mustang-Werbung und in den letzten 26 Jahren Herausgeber eines Handelsmagazins für Männermode. Fast genauso lange wohnt er jetzt auf dem selbst restaurierten Beuerhof, der davor nur ein Wochenendhaus der Familie war und jetzt zu einem Gesundheitszentrum mit Seminarmöglichkeit heranwächst. Ich war sehr neugierig auf das, was mich erwartete.
Unruhe trifft Zeitlosigkeit
Pferd Alex darf sich auf dem gesamten Areal frei bewegen. Besucher werden intensiv begutachtet.
Aber zuerst musste der Ort gefunden werden. Mein Navi leitete mich von der Landstraße ab auf einen Versorgungsweg durch den Wald. Drei Kilometer ging es bergauf durch ein Gebiet, dass ich unter normalen Umständen niemals mit meinem Auto betreten hätte – hier ist es der einzige Weg, der zum Ziel führt und meine Angst vor irgendwas Unvorhergesehenem wuchs mit jedem Meter.
Wer will, kann in einem Tipi schlafen.
Unbegründet. Irgendwann kam ich wieder unter den Himmel an und entdeckte einen vollen Parkplatz vor dem einzigen Anwesen weit und breit, ein sehr gepflegtes, mit verschiedenen Holzbauten. Am Waldrand bildeten fünf indianische Tipis ein Dorf. Ein Schild wies auf freilaufende Tiere hin. Ein Pferd graste seelenruhig auf einer Wiese ohne Begrenzung. Ein alter Hofhund begrüßte mich, und irgendwo musste es auch eine Katze geben.
Heimelig: Treffpunkt im Kaminzimmer
Am frühen Nachmittag sollte die Schwitzhüttenzeremonie starten, man traf sich im großen Kaminzimmer. In diesem unglaublichen überdimensionierten Kamin brannte ein großes Feuer und davor saß Dieter Scholz alias „3Eagle“. Unter dem Motto „Vertraue dem Fluss des Lebens“ sollten an diesem Tag zwei Zeremonien stattfinden, Männer und Frauen getrennt mit verschiedenen Leitern. Linda, eine langjährige Freundin des Hauses und geübte Zeremonienmeisterin, war angereist, um die Frauen anzuleiten. Sie saß neben ihm im Kreis der 25 Teilnehmer. Nach dem energetischen Aura-Reinigen stellten sich alle der Reihe nach vor und erläuterten ihre Gründe, was sie an diesen Ort gebracht hatte. Einige hatten schon Übung und freuten sich auf die Erfahrung, andere wollten ausprobieren und wollten die Dinge geschehen lassen.
Ich wollte rein als Beobachterin meine Eindrücke für diesen Blog festhalten, um sie an meine interessierten Leser weiterzugeben. Durch meine Feng Shui Arbeit weiß ich um die Heiligkeit der Räume und ihrer Energie und fühlte mich daher wie jemand, der unbefugt in die Privatsphäre anderer eindringt. Solche Schwitzhüttenzermonien sind eine sehr persönliche energetische Angelegenheit und ich wünschte mir die Erlaubnis der TeilnehmerInnen, sie begleiten zu dürfen. Andererseits hatte auch ich meine Seelenpäckchen mitgebracht, dazu aber auch gemischte Gefühle eingepackt. Durch meine Krankheitsbehandlung bestand die Gefahr, ein Ödem im Arm zu entwickeln und hatte darum vom Arzt striktes Sauna-Verbot. Außerdem kann ich nicht gut mit Hitze umgehen. Ich bezweifelte, dass die Schwitzhütte das Richtige für mich war, doch waren die Zweifel wirklich berechtigt? Oder versagte ich mir eine wertvolle Erfahrung durch vorschnelles Urteilen?
Die heilende Energie der Erde
Gerade bei meiner Krankheit sei Schwitzhüttenzeremonie gut, denn hier gehe es nicht nur ums Saunieren, sondern um die heilende Energie der Mutter Erde, hatten mir Dieter und Linda versichert. Es zeigt sich eine andere Sichtweise aus den Kulturen Nord- und Südamerikas, auf die man sich einlassen darf. Nicht die Körperlichkeit steht im Mittelpunkt, sondern die Heilung der Seele und des Geistes von Verletzungen, die wir im Laufe unserer Leben erfahren.
Die Feuerstelle wird gesäubert. In diese Hütte werden später zwölf Frauen sitzen und schwitzen.
Die Schwitzhütte steht in einem heiligen Areal zusammen mit der Feuerstelle der Steine. Sie wird über einer Kuhle in der Erde aus starken gebogenen Äste und Ruten gebildet, an denen bunte Stofffähnchen die vier Himmelsrichtungen und die vier Nationen symbolisieren. In der Mitte der Erdkuhle ist die Feuerstelle, die mit glühenden Steinen gefüllt wird.
Gemeinsamer Aufbau: Das Rutenskelett wird mit drei Decken abgedeckt.
Das Rutenskelett wird mit drei Lagen Decken abgedeckt. Die ganze Schwitzhütte symbolisiert den Mutterleib, in den man zurückkehrt, wo Geist und Seele Reinigung erfahren, wo man alle alten Verletzungen, alle Ängste und Sorgen loslassen und zurücklassen kann, um unbelastet, quasi „wie neu geboren“ wieder herauszukommen. Der Vorgang hat vier Türen – das heißt, er hat vier Schwitzgänge – und man darf den Kreis jederzeit verlassen, sobald die Tür aufgeht.
Für jeden ist ein Stein gewachsen.
Auch wenn ich sehr skeptisch war selbst teilzunehmen, half ich den anderen auf dem abgelegenen Platz, das Holz für die Feuerstelle zusammenzutragen, wo die Steine zum Glühen gebracht werden sollten. Die Steine kamen aus dem nahen Steinbruch der Vulkaneifel – echtes Vulkangestein mit viel Hitzepotenzial.
Linda hatte es noch einmal auf den Punkt gebracht: „Krankheit ist immer Ausdruck der Seele. Die sagt damit ganz einfach: `Wenn du dein Leben nicht änderst, werde ich gehen.´Die Entscheidung liegt bei dir, ob du dich auf den Weg der Heilung machst oder den Weg der Krankheit gehst.“ Linda lud mich noch einmal ein mitzumachen, denn es sei kein Zufall, dass ich gerade heute hier sei – die Schwitzhütte sei ein Geschenk der Spirits an mich und es liege an mir, ob ich dieses Geschenk annehmen wolle. Nun, das verfehlte seine Wirkung nicht – so ähnlich hatte meine Seele mich vor über einem Jahr drauf hingewiesen, dass sie sich Veränderung wünschte und ich war seitdem dabei, ihr alles zu geben, um sie zum Bleiben zu bewegen.
Gebete für Andere
Der Lebensbaum auf dem Altar hütet die Schätze und Geschenke an die Spirits.
Vor Beginn der Zeremonie mussten die Tobacco-Säckchen noch fertiggestellt werden. Für die Hilfe erhalten die Spirits kleine Geschenke als Opfergaben. Es muss etwas Wertvolles sein, an dem einem liegt, sonst ist es kein Geschenk, sondern ein Entsorgen. Man kann z. B. seinen Schmuck geben. Die Indianer opferten früher dafür ihren Tabak, der ihnen wertvoll war. In kleine Stoffstücke wird eine Prise Tabak eingebunden, zusammen mit einem Wunsch oder einem Gebet – für jemanden anderen. „Wir bitten die Spirits nie um etwas für uns selbst, sondern wir bitten immer für jemand anderen,“ erklärte Linda. „Ihr könnt sicher sein, irgendwo auf dieser Welt gibt es jemanden, der für euch betet. Ihr seid nicht allein.“Die Konzentration auf das, was jemand anders braucht oder was man ihm an Gutem wünscht, führt zur eigenen Dankbarkeit und Bereitschaft zur Vergebung. Die Gebetsketten werden später entweder an den Altar vor der Hütte gehängt oder in der Hütte selbst über dem Kopf des Teilnehmers an einer Rute festgebunden. Nach Ende der Zeremonie werden sie verbrannt, den Schmuck nimmt man wieder an sich.
Ich hatte mich entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und dachte an die Menschen, für die ich meine Säckchen an einem roten Faden knotete. Dann ging es los. Die Frauen zogen sich um – da es um die Seele geht, ist Nacktheit nicht zwingend, man kann ein dünnes langes T-Shirt anbehalten. Man betritt die Hütte mit dem Gruß „Alle meine Verwandten“ – gemeint sind alle Lebewesen dieser Erde, auch die Steine, denn alles ist eins, alles ist mit allem verbunden. Und dann saß ich in der Schwitzhütte drin, neben Linda, nahe der Tür. Vor uns in der Feuerstelle lagen zwei rotglühende Steine, Rauch brannte in den Augen.
Grenzgänger
Die Schwitzhütte steht für Mutter Erde, das Feuer steht für den Vater, die Sonne.
Linda ließ noch sechs weitere Steine bringen, die sie mit Kräutern bestreute und später mit Wasser übergießen würde. Dann ließ sie die Tür schließen und ich hockte mit zwölf anderen Frauen auf engstem Raum in einer zunehmend heißer werdenden Dunkelheit und konnte nur das schwache Rot glühender Steine erkennen. Ich fühlte mich mit aller Wucht auf mich selbst zurückgeworfen. Mir blieb die Luft weg. Beklemmung packte zu. Eine Panikwelle baute sich langsam auf. Der Sinn dieser Schwitzhüttenzeremonien ist, bis an die eigene Grenze und einen Schritt darüber hinaus zu gehen. Die Indianer sagen, der größte Feind ist die Angst. Die gilt es anzusehen, ihren Hintergrund wahrzunehmen und loszulassen. Dazu muss man wirklich bereit sein.
Der Zeitraum, bis die Tür zum ersten Mal wieder geöffnet wird, gehört der Überwindung der körperlichen Grenzen – auf dieser ersten, körperlichen Ebene werden die Spirits gerufen, die einem durch die nächsten Ebenen helfen sollen.
Meine Grenze war noch nicht überschritten, aber ich wusste, ich konnte weder mit noch ohne Hilfe bleiben. Zwei Minuten hab ich geschafft, dann war ich wieder draußen, zog mich an und setzte mich auf Lindas Geheiß an die Außenwand der Hütte an ihren Rücken. Für die innen Sitzenden begann die Zeremonie erst.
Der richtige Platz: „No-where“ wird „Now-here“
Ich verfolgte das Geschehen von außen, anfänglich mit einem leichten Bedauern, so früh aufgegeben zu haben. Aber ich sagte mir, man muss seine Kräfte einschätzen, bevor man eine Schwitzrunde anfängt, auch mit Respekt und aus Rücksicht auf die anderen Teilnehmer. Die ganze Prozedur ist eine starke Belastung für das Herz-Kreislauf-System. Die innere Stimme ist maßgeblich und man sollte seiner Intuition vertrauen. Die Energie folgt der Absicht, wer die feste Absicht hat, hat auch die Kraft. Wer anfängt, muss bis zum nächsten Öffnen der Tür durchhalten. Alle Frauen haben alle vier Türen gemeistert, aber jedes Mal, wenn die Tür geöffnet wurde und ein Schwall heißer Wasserdampf gen Himmel fuhr, dankte ich den Spirits, die für mich noch richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Während der Zeremonie darf im heiligen Raum nicht fotografiert werden. Der Platz der Mondfrau war auf der Bank vor dem Tipi.
Nach der ersten Tür folgte die Gebetsrunde – ich hörte die Stimmen der Frauen, ihre Wünsche, ihre Gebete für die, die ihnen am Herzen lagen. Ein kalter Wind fuhr in meine Jeansjacke, der April schickte Regenschauer übers Land. Mein Blick wanderte hinüber zur „Mondfrau“ – Mondfrauen sind menstruierende Frauen, die nicht an der Zeremonie teilnehmen dürfen. Sie nehmen an einem separaten Feuer im heiligen Raum teil und werden mit Essen und Trinken verwöhnt. Unsere Mondfrau hatte diese Rolle selbst gewählt, obwohl sie keine war. Dafür harrte sie in eine Decke eingewickelt auf ihrer Bank an ihrem Feuer aus, schutzlos dem Regen, Wind und Sonne ausgeliefert.
Nach der zweiten Tür erreichten die zwölf Frauen in der Hütte unter Lindas Trommelschlägen und Gesang schwitzend und keuchend die Ebene der seelischen Reinigung. Hier soll besonders viel passieren mit den Einzelnen. Ich erkannte draußen, dass meine Angst vor einem Ödem verschwand und durch Vertrauen ersetzt wurde: Ich kann meine Saunabesuche wieder aufnehmen und jeden Anflug, so es ihn gibt, mit einer Extra-Ration OPC regulieren. Ich saß an der Außenwand der Hütte und suchte Schutz vor der Kälte. Ich hatte Beobachterin sein wollen – voilá, ich war es. Ich brauchte keine Angst zu haben, meine Energie wo reinzutragen, wo sie nicht hingehört. Es gibt Kräfte, die dafür sorgen, dass wir immer am richtigen Platz sind.
Wiedergeburt
Die Tür ging auf und ich sah durch den Dampf eine Frau, die um jeden Zentimeter kühlen Boden kämpfte, auf das sie ihren Körper und ihr Gesicht pressen konnte. Die Feuerfrau gab mit dem Gruß an alle Verwandten neue glühende Steine hinein und schloss die Tür wieder. Ich hörte das Zischen von Wasserdampf, dann Trommelschläge und Gesang und befreites Geschrei. Die vierte Runde öffnete die Ebene des Geistes, wo sich Überblick und Erkenntnis ergeben. Ich erkannte, dass das Schreiben für meinen Blog eine Eintrittskarte war, eine Fassade, hinter der ich als Mensch stand. Aber man hatte mich gesehen und mir die Möglichkeit geboten, mitzumachen. Ich hatte nicht abgelehnt und auch wenn ich mir nur einen kurzen Einblick gewährt hatte, ich hatte wieder einen winzigen kleinen Schritt auf meinem spirituellen Weg zur Heilung getan und eine Tür geöffnet: Es darf ein nächstes Mal geben, wenn die Absicht mitspielt.
Schließlich ging die Tür zum vierten und letzten Mal auf. Langsam krochen zwölf erschöpfte Frauen ans Tageslicht, die allesamt tatsächlich aussahen wie frisch geboren – rotgesichtig und nass. Sie ließen sich wortlos auf die Wiese fallen und schauten den Himmel an, als sähen sie ihn zum ersten Mal, auch der kühle Wind schien ein ganz neues Gefühl auf der Haut zu sein. Niemand sprach ein Wort. In ihren Gesichtern erkannte ich das Glück, über die eigenen Grenzen gegangen zu sein, jede anders, jede für sich. Ich war dankbar, sie unversehrt wiederzusehen, und voller Anerkennung.
Nach ein paar Minuten setzten sich die Frauen schweigend in Bewegung, zum Haupthaus zurückzugehen, um zu duschen und auszuruhen. Eine der Teilnehmerinnen erzählte mir dann doch: „Es gibt einen Moment, wo du denkst, du stirbst. Es geht nicht mehr, du kriegst keine Luft und weißt nicht, wo oben und unten ist. Dann musst du noch einen weiteren Moment sitzenbleiben. Nur einen Moment. Dann erkennst du, es ist dein Denken, das sich wehrt. Lässt du los, bist du frei, nur noch Gefühl, und du könntest Jahre in der Hütte sitzen bleiben, es macht dir nichts mehr aus.“
Der Beuerhof – hier das Haupthaus – wurde liebevoll restauriert und um weitere Häuser erweitert. Heute sind Gäste aus der ganzen Welt willkommen. Mittlerweile nutzen auch Unternehmen die Seminare zur Förderung der Mitarbeiter. Permakultur macht das Anwesen autark.
Auf dem Weg begegneten uns die Männer, für die die Zeremonie erst anfing. Es war inzwischen Abend geworden und ich verabschiedete mich vom Hüter des Platzes, dem ich mich verbundener fühlte als vorher.
Der Heimweg führte mich wieder durch den Wald und wie ich so im Schritttempo eintauchte in das eigene Ökosystem, sah ich plötzlich einen Hirsch meinen Weg kreuzen. Mein erster Hirsch in freier Wildbahn, majestätisch, ein wunderschönes Tier, das wie ein lautloser Schatten zwischen den Bäumen verschwand. Ich denke mal, die Spirits haben mir mein Krafttier gezeigt, das mich weiter begleiten wird.
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