Spoek Mathambo „Father Creeper“ (Sup Pop)
Mit Sicherheit wäre Spoek Mathambo an dieser Stelle nicht aufgetaucht, hätte er 2010 auf seinem Album “Mshini Wam” (dt. Maschinengewehr) nicht eine herrlich abgedrehte Voodoo-Version von Joy Divisions Klassiker “She’s Lost Control” (hier schlicht “Control”) platziert. Seither abgelegt im Randbereich des persönlichen Radars, wird er einem nun durch sein neues Album wieder präsenter. Nicht dass es keine Experten für diese wilde Mischung aus Soul, Funk, Afrobeat und klassischem Rock gäbe, die erschöpfender Auskunft geben könnten über die komplette Palette musikhistorischer Zusammenhänge und politischer Einflüsse, mit welchen sich der Mann aus Soweto, Johannesburg, wohnhaft in Malmö, in die Clubs dieser Welt experimentiert hat. Hier macht Recherche jedoch noch Sinn und Spaß, man erfährt etwas über Kwaito, eine südafrikanische Spielart des House, gelangt an Tips und Empfehlungen, die so gänzlich andere Klangwelten ausleuchten als die gewohnten.
Schwer zu beschreiben, was die Musik von Spoek Mathambo so faszinierend macht, vielleicht sind es die Unerschrockenheit und Freude, mit denen er für die Stücke seines Albums scheinbar Gegensätzliches kombiniert, mehr als das, in einen schwindelerregenden “flow” bringt. Natürlich wurzelt die Überraschung nur in der eigenen, formatierten und zuweilen recht beschränkten Vorstellungswelt, die ja, auch das dämmert einem wieder, schon früher von Leuten wie Hendrix, George Clinton oder Vernon Reid in gesunde Unordnung gebracht worden ist.
Einzige Gemeinsamkeit aller zehn Stücke bleibt die Unstetigkeit, die fast gehetzt wirkende Vielfalt, die Mathambo bei „Father Creeper“ zum Manifest erhebt. Mal sind es luftige Gitarren, fette Synthies und Stakkatoraps (“Kites”), dann lehrt einen ein verteufelt schneller Beat das Hören (“Vension Fingers”), für “Put Some Red On It” schnappt er sich einen alten Song seiner Frau, der schwedischen Rapperin Ana Rab, und bastelt flugs noch ein ordinäres Drumsolo hinein. Es gibt flirrenden Spacerock (“Let Them Talk”), den die Red Hot Chili Peppers in ihren Anfangstagen auch noch hätten spielen können, und natürlich gehört zum Stil- auch der Sprachmix, exemplarisch vorgeführt bei “Skorokoro”, wo Englisch und Zulu aufeinandertreffen. Mathambo arbeitet so selbstverständlich spielerisch mit dem Kinderchor einer Blindenschule (“We Can Work”), wie er ganz am Schluß ein plattes Grunge-Riff gewinnbringend einzubauen versteht – der Mann kennt einfach keine Berührungsängste. Atemlos läßt er einen zurück – um eine Erfahrung reicher: Musik als inspirierendes, belebendes Element. www.spoekmathambo.com/