Schwimmgeschichten: Mein ganzes Taschengeld ist weg

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch
Der Wechsel in ein anderes Schwimmbad im vergangenen Jahr hatte zwei entscheidende Nachteile: ich bezahlte unfassbare 50 Cent mehr für den Frühtarif und ich fühlte mich nach dem Schwimmtraining wie gedünstet. Freizeitorientiertes Schwimmbad oder so ähnlich nennt sich das. Kuschelig warm, Wasserrutsche, die auch schon am Morgen um halb sechs betriebsbereit ist, Whirlpool, alles was das Herz begehrt. Dass es bei uns Spaßbadern aber auch durchaus ambitioniert zugehen kann, zeigt das allmorgendliche Hand an Fuß schwimmen. Deshalb war ich einigermaßen froh, als das Bad um die Ecke wieder eröffnete – mit unfassbaren Preisänderungen!


Nun, es ist ja nicht alles schlecht. Für 50 Cent mehr bekam ich nicht nur das volle Spaßprogramm. Nein, man kann sogar eine ganze halbe Stunde länger im Bad bleiben, wenn man nur wollte. Oder etwas später dran sein und trödeln. Es gibt auch Bänke im Eingangsbereich, die einem das Ausziehen der Straßenschuhe erleichtern sollen. Kurz hinter dem Eingang beginnt schließlich der Barfußbereich!

Es gibt keine Massenumkleiden wie in meinem Sportbad, sondern fast appartmentmäßige Einzelumkleiden und die Duschen sehen auch fast wie neu aus. Zumindest im Vergleich zu eben diesem Bad, wo ich mich momentan wieder tummele. Auch wenn mir unmissverständlich erklärt wird, dass auch in dem Spaßbad erst ein Monteur vorbei geschickt wird, wenn alle Duschen ausfallen. Ich solle mich nicht über die eine tropfende Dusche und die andere, die nur kaltes Wasser ausgibt, ärgern.

Nicht zu vergessen ist der kleine Minisitz unter dem Föhn, der morgendlich in jedem der beiden Bäder die Gäste amüsiert. Allerdings traue ich mich nicht platzzunehmen, aus Angst, er würde es nicht aushalten. Ich stelle nur meinen Rucksack drauf ab und verbiege mich, um irgendwie die Haare nur ansatzweise trocken zu bekommen. Denn obwohl der Föhn an eine Turbine erinnert, hat er die Wirkung eines Handtaschenföhns. Ich muss also zwei mal 5 Cent einwerfen, damit ich das Gefühl bekomme, dass ich mich ins Freie wagen könnte.

Aber diese 5 Cent sind ja nur die Spitze des Eisberges. Nun kam es in diesem Jahr noch viel schlimmer. Meine 10er Karte von der letzten Saison war aufgebraucht und ich war einigermaßen verwundert, dass ich nun nicht mehr 28 sondern 55€ zahlen sollte. Nein, dann doch lieber den Frühtarif wählen, der jetzt Kurzschwimmen heißt. Von 2,80€ wurde auf 3,50€ angezogen, was noch irgendwie zu verschmerzen wäre. Damit wir Sportler es aber richtig sportlich nehmen können, wurde die Zeit von 90 Minuten auf 65 Minuten herabgesetzt. Egal wie sehr ich mich nun durch mein Programm kämpfe und überall Zeit abknapse, wo es nur geht: Föhnen ist gestrichen. Dafür gibt es Stirnband und extra dicke Wintermütze. Spart auch direkt 10 Cent. Tee am Morgen wird halbiert. Keine Zeit um auch noch das Örtchen aufsuchen zu müssen!

Ich falle förmlich aus meinen Sachen in den Badeanzug. Rase durch die Dusche, setze die Badekappe und Schwimmbrille im Laufschritt auf. Nach dem Schwimmprogramm rase ich zurück in die Umkleide, geduscht wird auch nicht mehr, kann ich schließlich zu Hause. Aber selbst halb angezogen mit offenen Schnürsenkel, Sache unter dem Arm geklemmt, brauche ich wenigstens 72 Minuten. Also bekommt das Schwimmbad doch 5,50€ von mir. Ich zahle brav nach und grummel mich im Laufschritt nach Haus.

Achja, das Schwimmen läuft übrigens recht passabel. Vielleicht nicht schneller, aber flüssiger. Irgendetwas zwischen zwei und zweieinhalb Kilometer schwimme ich ziemlich konzentriert weg. Auch wenn mein linker Arm es ziemlich schwer nimmt. Die Videoanalyse steckt ihm ordentlich in den Knochen. Geschummelt wird jetzt nicht mehr, auch wenn ich zur anderen Seite atme.