Schwimmgeschichten: Laufen – Schwimmen – Laufen

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch

Selbst wer in dieser Zeit der unabwendbar nahenden Feiertage gut organisiert ist, kann durcheinander kommen. Egal ob man will oder nicht, verschiedenste Umstände zwingen einen manchmal dazu, seine Trainingseinheiten im Plan umherzumanövrieren. Auch wenn das heißt, dass man Schlag fünf aus dem Bett klettert, um seinen Minirucksack mit Schwimmsachen zu packen und die Laufschuhe schnürt. 

Schnell den üblichen Grüntee mit den neusten Nachrichten genossen, um anschließend auf den Knien im Flur umherzurutschen. Dann und wann leise einen Fluch ausstoßen, weil eben nicht alles in den kleinen Rucksack passen möchte. Schnell noch die Banane mit Mandelmus gelöffelt und schon warten die Laufsachen darauf, die Dunkelheit zu erobern. Da sind sie aber momentan auch die Einzigen! Während die Uhrzeit nichts Neues für ein Training ist, ist die Dunkelheit dieses Jahr irgendwie absolut verstörend. Aber sobald das leuchtend gelbe Laufcap blinkt und der Verschluss des Rucksacks klickt, ist der Laufmodus eingeschaltet. 

Vorbei an halbschlafenden Passanten an Bushaltestellen, in denen ich mich mit meinen nachtsicheren Laufsachen neongelb leuchtend und rot flackernd sehe, vergehen die paar Kilometer bis zur Schwimmhalle unglaublich schnell. Die Halbprofis unter den Schwimmern im Gewühl vor der Halle schauen mich an, als hätten sie noch nie einen laufenden Schwimmer gesehen. Ja, es gibt tatsächlich Sportler, die neben Schwimmen auch noch einem anderen Sport nachgehen. Wir sind dann zwar nicht die Schnellsten und Kräftigsten im Wasser und vermögen mit den Armen kein Gewitter im kühlen Nass zu erzeugen, aber wir können dennoch Schwimmen. Naja und eben Laufen.

Schwimmen hat seit diesem Jahr für mich fast etwas Meditatives. Wenn ich da so allein im oftmals spiegelglatten See am Morgen meine Bahnen ziehe und meine Uhr Kilometer für Kilometer die Stille mit einem kurzen Vibrieren unterbricht, bin ich ganz für mich. Gedankenverloren.

Schwenken wir nun aber um in das leidige Trainingsbad, ist es besser, den Überlebensmodus einzustellen. Im Freiwasser in dieser ausgelassenen Stimmung denke ich äußerst wenig an Techniktraining und Intervalle. Vielmehr erfreue ich mich an die Kilometer, die einfach so verfliegen.

Nun, da ich den Winter nutzen möchte, um etwas an der Schnelligkeit und natürlich der Technik zu arbeiten, ist höchste Konzentration gefragt. Die ist nur leider nach dem Laufen etwas angegriffen. Ich versuche dennoch einigermaßen meinem Plan zu folgen. Auch wenn die halben Profis mit Ihren Schmetterlingsbewegungen Regenschauer erzeugen und sich unter Wasser anhören wie nahendes Donnergrollen – macht das Training aber so ziemlich Triathlon-Realistisch. Sollte ich froh sein?

Irgendwie übersteht man alles und schon kann ich tropfnass und noch etwas verwirrt mit den glitschigen Schläppchen zurück zur Umkleide rasen. Ich rede mir ein, dass die Laufaktion eine super Sache ist. Alles wieder anziehen und ab! Ich freue mich auf einen hellen Heimweg, stattdessen wolkenverhangene, trübe Dunkelheit. Das hindert mich aber nicht daran, mich wundersam super zu fühlen. Ich tingle wieder vorbei an die noch volleren Haltestellen – nein, ich versuche nicht den Bus zu erreichen(!) – ich laufe nur…