Das Matchmaking von Boxkämpfen ist schwieriger geworden. Es ist noch gar nicht so lange her, da steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Damals hatte man, heute kaum mehr vorstellbare Schwierigkeiten, die Kampfrekorde von Boxern zu erfahren. Eine der wenigen Möglichkeiten, die man hatte, hieß Fightfax. Man konnte sich von Fightfax, die damals seriöseste Quelle für Kampfrekorde, Rekorde für relativ viel Geld – 10 Dollar für 3 Kampfrekorde – zufaxen lassen. Dann gab es noch das teure dickleibige Jahrbuch von Fightfax, das seit 1984 erscheint, in dem fast alle aktiven Boxer mit ihren Rekorden aufgelistet waren. Natürlich fehlten in ihm die aktuellen Kämpfe. „The Boxing Record Book“ war so etwas wie ein Erkennungszeichen zwischen denjenigen, die sich ernsthaft mit Profiboxen beschäftigten.
Das war die goldene Zeit der Matchmaker. Es gab da geradezu legendäre, wie Johnny Bos in den USA, der wie kein anderer vor oder nach ihm mithalf, Boxer zur Reife zu bringen und dabei den Zuschauern gute und sehr gute Kämpfe zu bieten. Es war aber auch die Hochzeit der Matchmaker der anderen Art, die für die Gegner ihrer eigenen Boxer so wenig Geld wie nur irgend möglich ausgaben und das Risiko für ihre Boxer so gering wie möglich hielten. Die Folge waren Mismatches am laufenden Band und atemberaubende KO-Serien gegen Boxer, die diese Bezeichnung überhaupt nicht verdienten.
Die meisten Boxfans interessierten sich auch gar nicht für Kampfrekorde und viele Journalisten konnten sie nicht lesen bzw. nicht verstehen. Es soll sogar Veranstalter gegeben haben, die geschönte Rekorde an die Presse verteilten. Damals konnte man noch relativ leicht eine Krampe als einen ernsthaften Herausforderer ausgeben.
In Zeiten von Internet und boxrec.com ist das nun aber sehr viel schwieriger geworden, womit auch die Arbeit des Matchmakers schwieriger geworden ist. Geschönte Kampfrekorde fallen mit Sicherheit auf. Dank der (unabhängigen computergestützten) Rangliste kann jeder Interessierte sehen, wie gut der Gegner denn wirklich ist.
Gleichwohl scheinen einige der Matchmaker, sich entweder noch nicht mit dieser Situation abgefunden zu haben und dementsprechend seriös ihrer Arbeit nachzugehen, oder sie hoffen immer noch, mit beleidigend schlechten Gegnern, bei einem „Event-Publikum“ durchkommen zu können. Wie sonst ist zu erklären, dass nach dem Niedergang von Universum Box-Promotion, der wohl auch einer jahrelang betriebenen Kultivierung von Mismatches geschuldet ist, hiesige Veranstalter immer noch hingehen und bei WM-Kämpfen Herausforderer präsentieren, die kritisch betrachtet höchstens den Status von Aufbaugegnern haben.
© Uwe Betker