Schweiz 1:0 Fremdenfeindlichkeit

Normalerweise schreibe ich keine Artikel um Ein Uhr in der Früh. Und normalerweise vermische ich die Themen Sport und Politik nicht, das ist mir zuwider. Doch nach dem grandiosen 3:1 Sieg der Schweizer Nationalmannschaft gegen Bulgarien und einigen “anregenden” Kommentaren aus meinem Freundeskreis platzt mir doch jetzt auch der Knoten.

Xherdan Shaqiri, seines Zeichens Schweizer mit Migrationshintergrund (wie es so schön heisst) schiesst drei wunderbare Tore und bringt die Schweizer Nationalmannschaft einen grossen Schritt in Richtung Europameisterschaft in Polen / Ukraine. Er gilt als Ausnahmeerscheinung und als Paradebeispiel der Integration. Doch Shaqiri ist kein Paradebeispiel der Integration. Er ist der Normalfall unter allen Schweizer Jugendlichen, die mit mehr als einer Nationalität im Haushalt aufwachsen. Er hat etwas Flausen im Kopf, einen etwas anderen kulturellen Hintergrund, aber im Grunde genommen ist er ein ganz normales Schweizer Bürstchen, dass zufällig fantastisch Fussball spielen kann und uns viel Freude bereitet!

Genau so viel Freude bereiten uns zahlreiche andere ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger (bevor mir jemand was vorhält wegen dieser Bezeichnung, konsultiere den Duden): Ohne Sie wäre ein Sonntagseinkauf bis 20.00 Uhr abends im Bahnhof genau so unmöglich wie ein leckerer Dürüm um drei Uhr morgens nach dem Ausgang! Diese Leute stehen aber nicht so im Rampenlicht wie Shaqiri, nehmen eine miese Bezahlung in Kauf und versuchen trotzdem einen möglichst sauberen Job zu machen, ohne jemals ein grosses Dankeschön zu hören.

Es ist für mich unvorstellbar, wie Fans einem Schwarzen Innocent Emeghara, einem (nicht aufschlitztenden) Granit Xhaka und einem muslimischen Amir Mehmedi zujubeln können, aber gleichzeitig fremdenfeindliche Volksvertreter wählen oder gar religions- und ausländerfeindliche Initiativen mit ihrer Unterschrift oder Stimme untertsützen!

Mir ist bewusst, dass viele Leute nur etwas gegen die “kriminellen” Ausländerinnen und Ausländer haben. Doch wo beginnt die Definition von kriminell? Stellen wir uns vor, Shaqiri hätte als 16-Jähriger einen Joint geraucht und vielleicht noch ein paar Graffitis gesprayt (nichts Tolles, aber hei wir waren alle mal jung). Ginge es nach einigen sogenannten “Volksvertretern” gehörte er damit somit ausgeschafft! Der Aufschrei wäre riesengross, würde man DAS Fussballtalent der Schweiz schlechthin, so behandeln.

Zudem mit der momentanen Kampagne gegen eine scheinbare “Masseneinwanderung” wird schon wieder auf dem Buckel der Ausländerinnen und Ausländer eine Schmutzkampagne gefahren, die rein gar nichts bezweckt, ausser mehr Vorurteile gegen Shaqiri und Co.!

Nehmen wir uns also etwas zurück, schauen uns die schönen Tore nochmals an und denken beim nächsten Stimm-oder Wahlzettel vielleicht mal an meine obigen Worte. Schön wäre es auf jeden Fall, würden wir diesen Leuten mehr Respekt zollen und etwas mehr vertrauen. In diesem Sinne: Hopp Schwiiz und Auf Wiedersehen Fremdenfeindlichkeit!


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