Wir spielen ein kleines Spiel: Wie viele Lebensmittelskandale der letzten 10 Jahre fallen Dir spontan inerhalb von 30 Sekunden ein – ohne Google! Zeit läuft… ich bin auf vier gekommen: BSE, Dioxin in Eiern, EHEC und Gammelfleisch. Und Ich bin froh, dass ich nicht länger nachdenken muss, denn zumindest gefühlt schwelte in den letzten Jahren doch immer irgendein Skandal vor sich hin. So schlimm das für den Verbraucher auch sein mag – die mediale Präsenz von Ekel-Bildern hat auch dazu geführt, dass vielen Menschen klar wurde, wie abhängig sie eigentlich von den undurchschaubaren Strukturen der Lebensmittelindustrie sind. Seither – das ist die positive Seite der Medaille – versuchen Verbraucher immer häufiger die Verantwortung für ihre Ernährung wieder selbst in die Hand zu nehmen. Wie das geht? Hier einige spannende Selbstversorger-Ansätze. Von David Seitz
Schweineleasing
Fleisch beim Biobauern zu kaufen gilt für die meisten Verbraucher wohl bereits als die sicherste Form des Fleischeinkaufs, doch es geht noch transparenter – das Schlüsselwort nennt sich “Tierleasing”. Am Beispiel eines Schweins lässt sich das nicht ganz neue Konzept gut erläutern: Der Leaser sucht sich beim Bauern ein junges Ferkel aus und bezahlt in der Folge monatlich eine Leasing-Rate von etwa 40 Euro. Im Gegenzug darf sein Schwein ein Jahr lang unter traumhaften Bedingungen ein glückliches Leben führen, gesunde Nahrung zu sich nehmen und jederzeit Besuch empfangen. Das heißt: Ob angekündigt oder nicht, der Leaser darf zum Kontrollbesuch anrücken wann immer er will. Ob er diese Möglichkeit auch wahrnimmt und vielleicht sogar eine emotionale Bindung zu seinem Schwein aufbaut, das sei mal dahin gestellt. Doch allein das Wissen um die permanente Transparenz macht Schweineleasing, wie auch Rinder- oder Hühnerleasing, zum wohl sichersten Weg der Fleischbeschaffung, wenn man sich nicht gerade selbst ein Hausschwein hält.
Wir berichteten bereits über Schweineleasing, doch in der Zwischenzeit konnten wir uns auf dem Hof von Biobauer Anton Dapont ein Bild davon machen, unter welchen Bedingungen die Leasing-Schweine tatsächlich aufwachsen. Nur so viel sei gesagt: Manchmal wäre man doch gern ein Schwein, zumindest wenn man auf ländliche Idylle und einen Panorama-Blick über saftig-grüne niederbayrische Wiesen abfährt. Genau das genießen die Schweine dort, sie fressen Heu und gedämpfte Kartoffeln so viel sie wollen und man spürt förmlich, dass es ihnen gut geht. Für die ARD hat David einen Beitrag über die Leasing-Schweine auf dem Biohof produziert, in dem auch ein Leaser zu Wort kommt.
Gartenparzellen mieten
Der Traum vom eigenen Schrebergarten platzt allzu oft an der unerwarteten Größe der finanziellen Investition, spätestens jedoch an der mittlerweile ungeheuer großen Nachfrage. Wer auf eine kleine Laube und einen akkurat aufgestellten Maschendrahtzaun verzichten kann, der sollte mal darüber nachdenken, eine Gartenparzelle zu pachten. Gerade für gartenlose Großstädter kann ein eigener Garten eine willkommene Bereicherung sein. Arbeit an der frischen Luft, 30 Quadratmeter zur kreativen Bepflanzung und das erhabene Gefühl der eigenen Gemüse-E rnte kosten gerade mal 70 Euro, dazu einige Arbeitsstunden – und das im eigentlich so teuren München. Auch in nahezu allen anderen deutschen Großstädten finden Hobbygärtner einen Platz um ihre grünen Fantasien auszuleben. Wie das aussehen kann, ist am Ende des Videos oben zu sehen.
München: Krautgärten
Berlin: Bauerngarten
Hamburg: Kleingarten Hamburg
Köln: Gartenglück
Pflanzsäcke aufhängen
Bis hierher ist das Aufstöhnen der fußkranken Couchpotatoes zu hören. Zum Acker fahren, Umgraben, Unkrautjäten – ohjee alles viel zu anstrengend! Doch diese Ausrede gilt nicht, denn gärtnern geht mittlerweile sogar per Home-Office, selbst ein fehlender Balkon kann kompensiert werden. Sogenannte “Pflanzsäcke” lassen sich fast überall befestigen, am Fenstersims, am Treppengeländer oder an der Hauswand. Was ursprünglich nur mit Blumen bepflanzt wurde und als sogenannte Blumenampel zum Seniorenstempel avancierte, kann problemlos auch mit Gemüse und Kräutern peflanzt werden. Tomaten, Gurken oder Erdbeeren wachsen auch in luftiger Höhe gerne.
Alte Baumstämme mit Speisepilzen impfen
Selbst ausprobiert und für extrem toll befunden: Wem der Weg in den Wald zu beschwerlich ist oder wer gar keinen Pilz-Wald in der Umgebung hat, der kann sich mit einer Impfung behelfen. Geimpft wird dabei ein Baumstamm, am besten ein abgesägter, der sich bereits ganz leicht im Verfall befindet. Das Pilz-Myzel, also die “Wurzeln” des Pilzes, werden in Dübel verpackt in das Holz hinein gesteckt, das zuvor leicht eingebohrt wurde. Es wird möglicherweise ein paar Jahre dauern, doch bei richtiger Pflege der geimpften Stämme beginnen irgendwann feinste Speisepilze aus dem Gehölz zu sprießen – und das nicht nur einmal. Das Pilzgeflecht bringt a so lange neue Fruchtkörper hervor, bis die Nährstoffe im Baumstamm vollkommen aufgebraucht sind. In unserem Fall dauerte das etwa 6 Jahre. Besonders gut als Impfstoff geeignet sind Shiitake-Pilze. Mehr Infos gibt’s hier.
Weitersurfen!
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