Schweigen am Bodden

Letzte DDR- und erste Wendejahrzehnte nicht aus der „Turm“-Perspektive, sondern von unten, wo es an Selbstbewusstsein fehlt, sich mit eigenen Worten auszudrücken: sei es, weil die Öffentlichkeit keinen Platz dafür hergibt, sei es aus Scham, sich zu den eigenen Demütigungen zu bekennen.

Altwasser erzählt von „Volker“ (!), dem vom Alkoholiker-Vater im Stich gelassenen Sohn einer ewig depressiven Mutter, die ihn zwar mit Lockenwicklern und Strickzeug versieht, ihm dabei jedoch jede männliche Orientierungshilfe vorenthält; von „Jack“, der adoleszenten Evolutionsstufe Volkers, der in der Lederjacke aus dem Westpaket Anerkennung sucht und die Demonstranten des ostdeutschen Herbsts im Übermut agitiert, sich des Waffendepots der örtlichen „Gesellschaft für Sport und Technik“ zu bedienen. …

Ernst Moritz Arndt, Wolfgang Koeppen, Volker Harry Altwasser – unterschiedlicher könnten die literarischen Söhne der Stadt Greifswald kaum sein, aber so dicht sind die Talente auch im Norden nicht gesät, als dass man einen von ihnen verschweigen sollte*.
/ Jan Röhnert, Tagespiegel

 *) einverstanden. Dann tragen wir aber ein paar Söhne nach, Hans Fallada unbedingt, vielleicht Georg Engel, der ein bekannter Berliner Autor war, bevor er postum zum Heimatschriftsteller wurde; und was ist mit Steffen Popp und Martin Jankowski? Und die Töchter, Sibylla Schwarz voran, Doris Gercke, Judith Schalansky vielleicht… (die meisten davon sind mir wichtiger als Herr Arndt).

Volker HarryAltwasser:
Letztes Schweigen.
Ein Abwrackroman. Matthes & Seitz,
Berlin 2011.
256 Seiten, 19,90 €.



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