[Recherchereise] An diesen hier werden wir noch lange zurück denken, denn er hat uns irgendwie nachhaltig erreicht. Wir waren unterwegs auf der Schwarzwälder Wandersinfonie und haben alle drei Akte erwandert.
Akt 1 war der Schwarzwaldsteig, Akt 2, der liebliche Wiesensteig folgt in diesem Beitrag und über Akt 3, den Himmelssteig lest ihr in einem folgenden Beitrag.
Der Wiesensteig ist der älteste der drei Steige der Schwarzwälder Wandersinfonie, die Mineralquelle Griesbacher ist der Pate - und nun lasst euch begeistern.
VORSICHT: es besteht die Gefahr, dass du dich verliebst!
Lowa- und Best-of-Wandern Center in der Tourist-Info
Bevor wir aber den Wiesensteig erwandern, schauen wir in der Tourist-Information in Bad Peterstal vorbei. Hier gibt es reichlich Informationsmaterial, Mitbringsel/Souvenirs können erworben werden und im Keller befinden sich das Lowa-Testcenter und die Best-of-Wandern Ausleihstation.
Wenn du bei einem Best-of-Wandern Gastgeber nächtigst, kannst du hier kostenlos Equipment ausleihen. Regenjacken, Schirme, GPS-Geräte, Trekking-Stöcke oder Rucksäcke... ein super Service.
Im Lowa-Testcenter hatten wir eigentlich wenig Hoffnung, denn unsere Füße sind schon speziell. Aber Lowa scheint spezielle Viel-Wanderer-Füße zu kennen, denn selbst bei meinen merkwürdigen Blasen-affinen Füßen passte ein Schuh auf Anhieb. Anita ging es ähnlich. Und so wagten wir uns auf den Wiesensteig ohne unsere eingelaufenen Wanderschuhe, mit neuen Lowa Renegade s. Ich war etwas skeptisch, ob ich am Abend blasenfrei sein würde?
Art: Rundweg
Region: Baden-Württemberg, Ortenaukreis
Start/Ziel: Weiherplatz Bad Griesbach
Länge: ca. 13,5 km (unsere Aufzeichnung ist etwas länger)
An-, Abstieg: offiziell etwa 550 Meter (laut komoot 430 Meter)
Dauer: 5 Stunden inkl. Pausen
Einkehr: Höhengasthaus Herbstwasen, Renchtalhütte
Betreiber: Kur- und Tourismus GmbH Bad Peterstal-Griesbach
komoot-Karte
Wir fahren mit dem Auto von unserer Unterkunft Cafe Räpple in Bad Peterstal nach Bad Griesbach, dort biegen wir links ab in die Straße Wilde Rench und fahren diese eine gefühlte Ewigkeit, bis wir am Weiherplatz ankommen. Hier gibt es einen großen Parkplatz. Schon einige Autos sind an diesem Tag hier, klar, das Wetter war schön da muss man raus.
Wir lesen ein wenig an den Informationstafeln über die Rench als Flößerweg, gehen rechts hinunter zur Wilden Rench und das Abenteuer Wiesensteig startet.
Die Wilde Rench
Ufff... diese Passage die Wilde Rench hinauf, die ist wohl einer der vielen noch folgenden Gründe, warum dieser Wiesensteig uns verzaubert. Dabei war es nicht seit Beginn so. Wasser ist unberechenbar und so trug es sich eines Tages zu, dass der Wanderweg und eine Brücke an der Wilden Rench weggespült wurde. Da fackelten die Wegemacher nicht lang und sagten sich: Warum nutzen wir nicht die Steine und lassen den Wiesensteig darüber verlaufen? Gesagt getan.
Und dieser Weg, der da entstanden ist, der ließ unser Herz hüpfen.
Als wir diese Herausforderung gemeistert hatten, waren wir eigentlich schon ein erstes Mal bereit zum Rasten. Kennst du das auch? Wenn wir etwas total Wundervolles erlebt haben, müssen wir erstmal kurz Pause machen und das Gesehene sacken lassen. Problem hier: Wir waren gerade mal etwas über einen Kilometer gegangen bis hierhin zur Fischfelsenhütte.
Zum Glück war der Rastplatz eh besetzt, sodass wir weiter gingen. Uns kam nun zugute, dass der nächste Abschnitt ein ruhiger Waldweg war, auf dem wir ebenso gut in uns gehen konnten. Die Wilde Rench verließen wir also, der Wiesensteig verliert im weiteren Verlauf aber nicht an Attraktivität.
Die Renchtalhütte
Über den Mittleren Brandweg kommen wir, vorbei am Brandbrunnen, nach etwa 5 Kilometern an der Renchtalhütte an. Und hier erwartet uns ein ganz besonderer Ausblick. Schon die Hütte sieht urig aus, schau mal:
Ein wohl sehr beliebtes Ausflugsziel, sie war echt gut besucht. Kein Wunder, hier gibts an 365 Tagen im Jahr "Schwarzwälder Spezialitäten und Gaumen-Schmankerl". Wir setzten uns auf die Terrasse des Qualitätsgastgebers "Wanderbares Deutschland", bestellten uns etwas zu trinken und genossen die Aussicht ins Renchtal und über den Schwarzwald und die Stimmung dort.
Neben uns zickten klitzekleine Ziegen rum, später konnten wir sogar noch beobachten, wie sich eine Mutter-Ziege um ein frisch Geborenes kümmert. Einen Streichelbereich und ein Spielplatz erfreute die kleinen Gäste sehr.
Nachdem wir genug genossen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg, wir waren gespannt, wie dieser Wiesensteig weiter geht.
Pure Entschleunigung
Wir wandern nun durch einen wundervollen Wald, geniessen den Geruch, den Weg und die Geräusche. Vogelgezwitscher, Blätterrauschen, unsere Schritte es war irgendwie so beruhigend hier. Wir verspürten keinerlei Stress mehr, der Alltag war ganz weit hinter uns geblieben. Das schaffen nicht sehr viele Wege, dass wir so entschleunigt werden...
Die Haberer-Hütte
Nach etwa 7 Kilometern sind wir an der Haberer-Hütte angelangt. Ausblicke hast du immer wieder auf diesem Wiesensteig, so auch hier. Zuerst sind alle Bänke besetzt mit Wanderern - nach und nach gehen aber alle weiter, wir haben nichts gemacht. Ehrenwort.
Aber es war uns nicht unrecht, so konnten wir in aller Ruhe die Hütte und die Rast davor genießen.
Seit letzter Woche gibt es hier nun noch weitere Sitzgelegenheiten - die werden wir bei einem weiteren Besuch, der gewiss irgendwann stattfindet, anschauen.
Die Haberer?
Ja, die Haberer sind hier in Bad Peterstal-Griesbach wohl jedem ein Begriff. Medizinalrat Professor Dr. phil. u. med. Karl Albert Haberer, (1864 - 1941), stellte sein ganzes Leben in den Dienst der Wissenschaft, forschte in der ganzen Welt und der Ort ist zu Recht stolz auf ihn. 1924 wurde er zum Ehrenbürger von Bad Griesbach ernannt.
Schon sein Vater, Dr. Heinrich Albert Haberer (1828 - 1893) ist als "Wohltäter der Renchtalbäder" bekannt.
Noch heute gibt es Nachfahren in Amerika, wohin er während der Inflation ausreiste und die Verbindung in die alte Heimat besteht noch immer. In diesem Jahr feiert der Haberer-Turm, den du von der Haberer-Hütte aus sehen kannst 120-jähriges Jubiläum - und das wird auch mit einer Delegation aus den USA gefeiert.
1899 wurde der Haberer-Turm, den du von hier aus sehen kannst, von Karl Alber Haberer zu Ehren seines Vaters gebaut.
Weiter auf dem Wiesensteig
Der liebliche Wiesensteig macht im weiteren Verlauf seinem Namen alle Ehre. Wir dürfen über Wiesenwege gehen, es geht bergab in Richtung Wilde Rench. Unterwegs dürfen wir noch auf einer Himmelsliege rasten, wenn wir gewusst hätten, dass unweit davon ein Bierbrunnen ist, wären wir vielleicht bis dahin weiter gegangen. Aber nur vielleicht . Denn immer, wenn da eine Himmelsbank steht, ist die Aussicht besonders schön.
Wir genossen eine kühle Erfrischung am Forstbetrieb Kessler. So liebevoll gestaltete Sitzmöbel, ein Traum... Auch auf diesem Weg hatten wir im Übrigen wieder das Gefühl: ein jeder freut sich über unsere Anwesenheit. Es war so wundervoll!
Das Naturfenster
Naja, wirgendwann mussten wir doch weiter gehen :-D
Wald, Wiesen, ruhige Wege, wir wandern fröhlich auf dem Wiesensteig entlang. Nach etwa 9,5 Kilometern erspähen wir plötzlich ein Fenster mit geschlossenen Fensterläden. Steht einfach da herum. Wir erahnen aufgrund der Aufschrift: " Naturfenster Wiesensteig", dass wir es öffnen sollen - und taten es.
Du siehst ja schon vorher, was dich erwartet - aber irgendwie flasht es uns doch, als wir es öffnen. Es zeigt sich der wunderbare Blick auf saftige Wiesen, in das Renchtal und auf die benachbarten Schwarzwald-Berge. Eine tolle Idee, finden wir. Du siehst an diesen vielen liebevollen Kleinigkeiten - auf diesen Wegen kannst du nicht einfach durchwandern. Du musst verweilen und genießen. Und das taten wir in vollen Zügen.
Danach geht es weiter hinab. Ins Tal der Wilden Rench zum Haus Wilde Rench. Aber nicht ohne dass hier Himmelsliegen und Bänke und Tische stehen, auf denen wir rasten hätten können... machen wir aber diesmal nicht.
Dort unten gibt es eine weitere Versorgungsstation - aber nicht nur das. Hier kannst du dich setzen, es wurde ein überdachter Bereich gebaut, ein Kinderspielbereich und das alles für die Wanderer auf dem Wiesensteig. Das Verschnuufer-Plätzli - es macht einfach Spaß hier.
Ja, und wer jetzt noch durstig ist, den erwartet ein paar Schritte weiter der Alpirsbacher Brunnen oberhalb des Dissenhofes. Es geht nun wieder bergan, aber als Belohnung wartet oben natürlich eine fantastische Aussicht.
Nun wird es tatsächlich noch ein bisschen wild auf unserem lieblichen Wiesensteig. Das Finale quasi.
Es geht hoch und runter, über Stock und Stein, durchs " Maiersloch", über einen kleinen Bach, durch dichten Wald über große Steine und schließlich über Wiesenwege bis zum Hexenhäuschen.
Das Gasthaus Herbstwasen
Wir wanderten an diesem Hexenhäuschen nach links - neuerdings aber führt der Wiesensteig hier geradeaus weiter, einen Waldweg hinauf, durch ein bezauberndes kleines Wäldchen auf einem Zick-Zack-Weg wieder hinab, um schließlich am Höhengasthaus Herbstwasen anzukommen. Und hier empfehlen wir euch ganz klar: macht mal Rast. Die Wirtsleute Braun sind wahrliche Schätze. Und das Essen schmeckt...
Unsere Empfehlung: der Wiesensteigteller. Serviert auf extra für den Wiesensteig entstandenen Tellern wird es dir gewiss sehr gut schmecken, vorausgesetzt du magst Fleisch. Für Vegetarier gibt es hier leckere Käsespätzle. Diese können wir auch wärmstens empfehlen.
Übrigens: der Alfred ist hier der älteste Ranger und weiss sehr viel über die Region... frag ihn mal was!
Der restliche Weg ist wieder lieblich, am Wald entlang, über die Straße gehen wir zum Schluss wieder an der Wilden Rench entlang bis zum Weiherplatz, wo schließlich das Auto wartet.
Wir sind hin und weg. Ein so abwechslungsreicher und sympathischer Wanderweg ist der Wiesensteig, unser zweiter Akt der Schwarzwälder Wandersinfonie. Wie in einer echten Sinfonie hat dieser zweite Akt eine ganz ander Stimmung, als der Erste. Das war für uns der etwas wilde Schwarzwaldsteig.
Eine freundliche, sanfte, fröhliche, zuweilen beschwingte Stimmung erlebten wir. Die unglaublich vielen Bierbrunnen und Rastplätze sind einfach klasse. Wie auch auf dem Schwarzwaldsteig fühlten wir uns willkommen und gern gesehen. Ein schönes Gefühl. Unsere 14 Kilometer waren einfach traumhaft.
Interessantes zum Schluss
In Bad Peterstal-Griesbach gibt es drei Mineralwasser-Produzenten.
Und ein jeder von ihnen hat einen Weg der Schwarzwälder Wandersinfonie als "Pate" übernommen. So ist Peterstaler Pate des Schwarzwaldsteiges, Schwarzwald-Sprudel und der Himmelssteig gehören zusammen und Griesbacher steht für den Wiesensteig. Wir finden dieses Engagement der hiesigen Mineralwasser-Firmen richtig toll und durften sogar den 1. Schwarzwald-Sprudel Wandertag auf dem Himmelssteig miterleben. Dort galt es, viele Schritte zu gehen, denn pro Schritt wurde ein gewisser Betrag gespendet. Darüber berichten wir euch in dem dritten Beitrag zur Schwarzwälder Wndersinfonie.
Das Deutsche Wanderinstitut e.V. hat Bad Peterstal-Griesbach 2017 als ersten Premium-Wanderort in Deutschland zertifiziert.
Weiterführende Links
Unterkunft suchen
Offenlegung
Zu dieser Recherchereise wurden wir von der Kur- und Tourismus GmbH Bad Peterstal-Griesbach eingeladen. Wir bedanken uns dafür herzlich! Die Kooperation beeinflusst unsere Sicht auf die Dinge allerdings nicht und wir geben hier ausschließlich und ehrlich unsere Beobachtungen wieder.