Schwarz, schwärzer, Blackfield

Erstellt am 26. Juni 2014 von Cornelia Wilhelm @NiveauKlatsch
Man nehme ein Amphitheater, dazu eine Auslese an den Größen der Elektro- und Rockszene und eine ordentliche Portion schwarzgekleideter Menschen: schon ist das Blackfield Festival fertig. Im Herzen des Ruhrpotts versammelten sich die Besucher von weit her, um im Amphitheater in Gelsenkirchen ein wahrlich schwarzes Fest zu feiern.
Das Auto steht und nach einem kleinen Fußmarsch erreiche ich das Gelände. Um das Amphitheater sind diverse Futterbuden aufgestellt. Von der Pommes Schranke bis hin zu asiatischen Köstlichkeiten findet jeder
eine Stärkung. Selbst Schokoladenfrüchte haben einen Standplatz gefunden. Doch auch wenn keines der Angebote zusagte war, dies kein Problem, denn jedem Besucher war es erlaubt selbst Essen und Trinken mit auf das Gelände zu nehmen. Das Getränk musste jedoch in einem Tetrapack mitgeführt werden und nicht mehr als 1,5 L beinhalten. Bei Temperaturen über die 25 Grad stand ein freizugänglicher Trinkwasserhahn zur Verfügung. Niemand musste verdursten oder verhungern. Neben den Futterbuden gab es auch reichlich Klim Bim. Ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen und musste mir selbst ein kleines Souvenir mitnehmen. Aber auch an die WM-Fans wurde gedacht. Auf dem Gelände selbst wurde ein Mini Public Viewing eingerichtet.
Doch nun zum Wesentlichen. Wie der Name es schon erraten lässt, ist das Amphitheater aufgebaut wie ein altrömisches Theater. Im Hintergrund erstreckt sich ein kleiner Kanal auf dem ab und an ein Schiff vorbeikommt. Auf den Rängen konnte jeder Platz nehmen und wer Lust hatte, nah an seiner Lieblingsband zu sein, der konnte mit anderen Feierwütigen hinunter steigen und dort feiern. Bei dem diesjährigen Line Up war es auch dringend nötig.
Am ersten Tage gestaltete sich das Line Up wild gemischt. Witz und Schabernack brachten die Spielmänner von Feuerschwanz hinein. Mit Songs wie „Metnotstand im Märchenland“ und „Bück dich Fee“ wurde die Menge heiß und die Stimmung stieg mit jeder Sekunde. Doch nicht nur Mittelalterrock-Fans kamen auf ihre Kosten. Gothminister brachten einen Hauch Dunkelheit mit. Mit Namnambulu wurde es elektronisch. Die Hauptacts dieses Abends waren aber Verfechter der mittelalterlichen Klänge: Saltatio Mortis und Schandmaul gaben sich die Ehre und geleiteten die Menge in die Welt des Mittelalterrocks und bescherten unvergessliche Momente. Mit Schandmaul ging auch langsam die Sonne unter, doch von Müdigkeit keine Spur. Bis zur letzten Minute wurde noch gefeiert, getanzt und lauthals mitgesungen. In den Pausen blieb genug Zeit, um den Hunger zu stillen oder anderen natürlichen Bedürfnissen nachzugehen.
In totaler Festivalstimmung und vielen Eindrücken geht der erste Tag langsam zu Ende. Es wird noch geredet und danach falle ich totmüde ins Bett und freue mich auf Tag zwei.
Verschlafen und ein wenig gebeutelt erreiche ich das Festivalgelände pünktlich zu Torul. Elektrobeats und tanzbare Elemente schmettern über die Ränge. Den Anfang machten Terrolokaust, Orange Sector und Slave Republic. Für die Rockfans wurde es anschließend ein wahres Fest. The Other brachten handgemachte Musik mit. So auch Diorama, The Beauty Of Gemina und Diary Of Dreams. Auch wenn Diary Of Dreams für mich kein Ersatz für Suicide Commando waren, freuten sich etliche andere auf ihren Gig. Des einen Leid des anderen Freud. An Tag zwei waren die Hauptacts in der elektronischen Szene beheimatet. Während zu Front
Line Assembly das Tanzbein geschwungen wurde, wurde es bei VNV Nation traumhaft und gefühlvoll. Mit der unverkennbaren Stimme und dem spezifischen Sound trieb eine große schwarze Menge zum Takt daher. So voll hatte ich das Amphitheater den ganzen Tag nicht gesehen. Trotz des Spiels Deutschland gegen Ghana sah man auf dem Gelände nur schwarz und das war auch gut so. Mit großer Freude interagierte Ronan Harris mit dem Publikum. Zwischendurch wusste er nicht, was er singen sollte und rief einfach mal „Tomatenfleisch“ in die Menge. Wer kann der soll. Ab und an wurde auch der aktuelle Stand des Spiels genannt. Doch die herrliche Atmosphäre, die Musik und das farbliche Spiel mit lila und magenta waren ein traumhaftes Erlebnis. Ein Erlebnis, das viel zu schnell vorbei war. So trottete die Masse auch an diesem Tag in seine Kojen. Ob nun auf dem Zeltplatz oder im heimischen Bett.
Am dritten Tage habe ich dazu gelernt. Mit einem Kissen, Trinken, Frühstück und reichlich Sonnencreme bewaffnet bin ich diesmal pünktlich auf dem Gelände. Bevor die erste Band spielte hatte ich noch genügend Zeit mich vorzubereiten. Um 11:00 Uhr ging es dann los. Rroyce (als spontane Vertretung für Herzfeind) betraten die Bühne. Mit einer markanten Stimme und einschlägigen, melodischen Lyrics brachten sie Ohrwürmer mit. Sänger Casi beschloss kurzerhand, die Bühne zu verlassen, um mit dem Publikum zu feiern. Ihnen ist es sogar gelungen, die letzten Besucher wach zu bekommen. Gelungener Auftakt für den letzten Tag. Es bleibt weiterhin elektronisch mit Formalin. Härter und schneller als Rroyce bleibt der Menge nichts weiter übrig als wach zu werden. Legend und Tyske Ludder lassen das Amphitheater beben. Zwischendurch eine Kaffeefahrt auf dem
Kanal und begeisterten Rentnern, die der schwarzen Menge einfach mal fröhlich winken. Aber es sollte nicht den ganzen Tag elektronisch bleiben. Heldmaschine rockten im Rammstein Stil die Bude und einige Haupthaare flatterten in kreisenden Bewegungen umher. Auch hier ein Gang ins Publikum, um bei „Doktor“ das gesundheitliche Empfinden zu überprüfen. „Jetzt wird wieder der Computer ausgepackt!“ höre ich neben mir und schon tauchen Haujobb auf. Ein wenig nichtssagend und für mich langweilig stehen sie auf der Bühne und machten ihre Show. Vielen anderen scheint es zu gefallen. Das ist ja die Hauptsache. Danach traten Megaherz auf. Mit ihrer Maskerade erinnerten sie an fiese und böse Clowns die kleine Kinder auf roten Fahrrädern essen. Doch das einzige was sie taten, war gute Musik zu spielen und der Menge noch einmal richtig Dampf zu machen. Bei „Miststück“ hielt es niemanden mehr auf seinen vier Buchstaben und lauthals wurde das Wort in die Welt hinausgebrüllt. Der Nacken geschüttelt, die Stimme weg. Zeit für eine ruhige Pause. Das dachte sich auch das Line Up. Mit Anne Clark feat. HerrB wurde es sanft und ruhig. Mit einer harmonischen Stimme und ruhigen Sound konnte der Schweiß trocknen, der Nacken sich erholen und ausgeruht werden.
Nach nur 40 Minuten war der Gig schon vorbei. Über eine Stunde Umbaupause? Na dann schnell nochmal auf Toilette, Essen holen und wieder hingesetzt. Zwischen den Rängen tummelten sich Bauchläden umher und verkauften Bier, Eis und Zigaretten. Ein Eis musste ich mir einfach gönnen. Das Wetter war uns wohlgesonnen und bescherte reichlich Sonne. Zu viel Sonne, wenn ich mir meine Schultern so ansehe. Pünktlich um 19:45 Uhr traten Fields Of The Nephilim auf. Ihr Bühnenoutfit erinnert an ein Endzeitszenario und so auch die Musik. Düster mit tiefer Stimme und dumpfen Klängen wird das Amphitheater in eine dunkle Atmosphäre gehüllt. Mit einem kurzen „Thank You Goodbye“ wird der Gig beendet und es wird gespannt auf den Headliner dieses Abends gewartet. ASP treten in gewohnter Montur auf. Es wird langsam dunkel und Alexander Spreng entführt die Menge mit seiner Stimme in eine andere Dimension und die Menge lässt es geschehen. Mit deutschen Lyrics und einer atemberaubenden Bühnenshow bringen sie die Augen der Fans zum Leuchten. Bekannte Songs wie „Krabat“ und „Rücken an Rücken“ faszinieren sie das Publikum. Mit einer kurzen Ansage zum Thema Fracking und dem Verweis, gerade jetzt der Politik auf die Finger zu schauen, sprach Alexander Spreng vielen aus der Seele. Doch an diesem Abend war es erstmal nur wichtig eine grandiose Bühnenshow zu bringen. Das gelang ihnen auch. „Ich will brennen“ durfte in der Songliste nicht fehlen.
Aus, Ende, vorbei.
Das Blackfield Festival 2014 hat sein Ende gefunden. Noch in Feierlaune trinken und essen die Fans  zusammen. Innige Umarmungen werden ausgetauscht und man freut sich doch ein wenig auf das Bett und eine längere Nacht.
Fazit: Mit einem herrlichen Ambiente, besucherfreundlichen Regeln und grandiosen Bands haben die Veranstalter wieder ein wahrlich grandioses Festival auf die Beine gestellt. Trotz einiger Änderungen im Line Up wurde schnell für angemessenen Ersatz gesorgt. Ein kleines Manko: Die Damentoiletten. Es sind einfach zu wenige auf dem Gelände zu finden. Doch in Relation zu dem Rest unbedeutend. Es bleibt nur noch zu sagen: Gerne wieder und ich freue mich jetzt schon auf das Blackfield Festival 2015.
Julia