Da stehe ich also vor meinen üppig wuchernden Erbsen und breche die erste reife Schote ab, öffne sie und zeige den Inhalt dem Prinzchen. “Sind da wirklich so viele drin?”, fragt er staunend und probiert zum ersten Mal in seinem Leben eine erntefrische Erbse. Unbeschreiblich, diese Frische, diese Süsse, dieser Genuss. Weil das Prinzchen glaubt, nach einer einzigen kleinen Erbse müsse man gleich zur Zahnbürste greifen, setze ich meinen Gartenrundgang alleine fort. Die Tomatenpflanzen, die wegen der Kälte eben noch klein und mickrig waren, haben sich nach wenigen Sonnenstunden prächtig entwickelt, die Krautstiele, welche der Regen beinahe ertränkt hätte, werden in wenigen Tagen gross genug sein, um in der Pfanne zu landen, die Tigermelone wuchert nach allen Seiten, die Kamillenblüten sind so gross und aromatisch wie noch nie, den Salatköpfen kann man beim Wachsen beinahe zuschauen.
Unfassbar, was aus den winzigen Samen, die ich im Februar in die Erde gedrückt habe, geworden ist. Und dies trotz Kälte, heftigem Wind, Mangel an Sonnenlicht und viel menschlichem Gejammer. Eine unglaubliche Vielfalt, die aus nicht viel mehr besteht als aus Wasser und Licht und alles, was ich dazu beitragen kann, ist regelmässiges Giessen, ein erbarmungsloser Kampf gegen die Nacktschnecken und ab und zu ein wenig Brennessel-Gülle.
Es gelingt mir nicht, mein Staunen in Worte zu fassen, mein genüssliches Schmatzen, wenn ich in eine süsse, sonnenwarme Erdbeere beisse, muss reichen. Ja, ich weiss, ich bin heute ziemlich schwärmerisch, aber was erwartet ihr von einer, die sich inzwischen dabei ertappt, wie sie mit ihren Randen redet?