Schwanger: Von Vorurteilen, falschen Freunden und dem neuen Ich

Aus Freunden wurden Bekannten und aus mir ein anderes Ich.

Ich bin mir sicher, dass wir alle irgendwelche Vorurteile haben. Viele Gedanken werden sich darüber nicht gemacht. Anders ist es jedoch, wenn die Vorurteile einen selbst betreffen.

Bereits in einem vorherigen Beitrag habe ich das ein oder andere über meine Erfahrungen berichtet. Allerdings finde ich, dass diesem Thema viel mehr Raum geschenkt werden sollte. Ich möchte allen jungen Mamis das Gefühl vermitteln, dass sie nicht damit allein sind. Jeder von uns ist oder wird ab und zu einem Vorurteil ausgesetzt. Heute kann ich über all diese Kommentare lachen, deshalb seht den Beitrag mit ein bisschen Humor. In den Momenten als ich den Fragen und Kommentaren ausgesetzt war, konnte ich keine guten und schlagfertigen Antworten geben, aber dies hole ich mit diesem Beitrag nach.

Als die ersten Menschen in meinem Umfeld von der Schwangerschaft erfahren habe, kamen so Sprüche wie: „War es geplant?“, „Was ihr seid doch noch so jung!“ ; „Was sagen denn die Anderen dazu?“ und „Wie konnte das denn passieren?“. – Naja ich glaube ich muss niemanden erklären wie es passiert ist, kann sich hoffentlich jeder selbst denken. Das waren so Standardsätze die ich immer wieder zu Beginn der Schwangerschaft zu hören bekommen habe. Aber damit konnte ich gut umgehen. Natürlich hat es auch genervt und meine Antworten fielen mit Sicherheit nicht immer herzlich aus, aber das waren einfach Standardfloskeln, die sich wahrscheinlich die ein oder andere Mami unter uns schon einmal anhören konnte.

Als wir uns dazu entschieden haben es öffentlich zu machen, war ich so unglaublich nervös. Ich habe mir die schlimmsten Sprüche ausgemalt und die verschiedensten Situationen. Aber warum? Wahrscheinlich hatte ich mich selbst noch nicht zu 100% mit der Situation vertraut machen können. Ich war selbst von Ängsten geprägt und hatte noch keinerlei Sicherheit bei dem Gedanken eine Mami zu werden. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, schäme ich mich selbst für meine Gedanken, denn dieses Baby ist das größte Glück was uns passieren konnte. Kein Tag ist es aus unserem Leben zu denken und wir freuen uns so sehr es das erste Mal in den Armen halten zu dürfen.

Aus meinem Bekanntenkreis hörte ich Dinge wie: „Naja das Kind hat überhaupt keine Zukunft und es wird nie studieren gehen können. Also ich möchte meinem Kind später mal etwas bieten können, das ist bei den beiden ja nicht möglich.“ – Entschuldigt bitte, aber ich habe noch kein Konto mit 20.000 Euro angelegt, damit meine Kinder studieren gehen können. Sorry mein Fehler. Wie konnten wir nur so unvorbereitet ein Kind in die Welt setzen. Traurig das gute Eltern anscheinend über einen gut gefüllten Geldbeutel definiert werden. Ich kenne viele Menschen um mich herum, die wirklich wesentlich mehr Geld haben und gerade ein Baby bekommen, aber es ist nicht immer zu sagen, dass diese Menschen bessere Eltern sind. Geld allein ist nicht alles! Es gab noch viele andere Sätze die mich zutiefst getroffen haben. Ich habe wirklich eine ganze Weile gebraucht um mit der Situation umgehen zu können. Ich wollte diese Menschen die so etwas sagen, nicht mehr sehen und ich brauchte einfach den Abstand. Es tut weh, aber es geht vorüber.

Nach der 12. Woche bin ich nochmal ins Fitnessstudio gegangen und habe Sport gemacht. Es gab Glückwünsche, doch einige davon waren nicht ernst gemeint. So etwas merkt man einfach und ich denke mir, warum nicht einfach ignorieren. Danach war ich Monate nicht mehr beim Sport. Zum einen durfte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zum Sport und zum anderen habe ich mich zurückgezogen. Ich wollte mich einfach nicht dem Geläster und den Blicken aussetzen. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich mich nicht auch der Situation stellen würde. Als ich in der 24. Schwangerschaftswoche die Erluabnis bekommen habe wieder Sport zu machen, bin ich sofort wieder los. Der Dickbauch und ich haben das erste Mal zusammen Sport gemacht und es war ein großartiges Gefühl. Ja es kamen einige Blicke, die galten aber nicht mir, sondern dem Dickbauch und ich habe gestrahlt. Ich bin so unglaublich dankbar, dass ich noch so viel mit meinem Körper machen kann und das mir der kleine Dickbauh bisher noch keinerlei Beschwerden bereitet.

Der Bauch ist gewachsen, ganz langsam und bei der Arbeit war es nicht mehr zu verbergen. Ich glaube das war für mich die nervigste Zeit überhaupt. Von abwertenden Blicken, netten Worten, Lästereien und gezwungenen Gesprächen war hier wirklich alles dabei. Furchtbar fand ich es als ich mitbekommen habe, dass andere Menschen über unsere Kompetenzen als Eltern geredet haben. Ich meine jetzt mal ehrlich, viele Menschen kennen mich überhaupt nicht und meinen Freund schon gar nicht. Wo wir auch schon bei der nächsten Frage wären: „Sag mal hast du überhaupt einen Freund?“ – meine Antwort hätte sein sollen: Nein ist bei einer wilden Partynacht entstanden, aber stattdessen lächelte ich nur und sagte ja. Nur weil mein Freund nicht in dem Unternehmen arbeitet und ich bisher auch nicht auf Facebook bekanntgegeben habe das ich seit einigen Jahren in einer Beziehung bin, heißt es gleich ich wäre Single. „Bist du alleinerziehend?“ – Ähm Nein! „Naja heutzutage ist das ja nicht selbstverständlich das so junge Frauen einen Vater an der Seite haben.“ – Stimmt und ich bin wahrscheinlich die Kategorie junge Frau, die keinen Mann an ihrer Seite halten kann?! Manchmal frage ich mich ob die Menschen sich bei ihren Fragen nicht selbst dabei blöd vorkommen?! Ich meine wie kann mich denn jemand fragen ob ich alleinerziehend bin. Stellt euch vor es wäre wirklich so und ich hätte angefangen zu weinen… Na wie hätte die nette Frau sich denn in dem Moment gefühlt – irgendwie habe ich dafür keinerlei Verständnis.

Ich bin ehrlich, die Zeit in der ich schwanger bin hat mich unglaublich geprägt. Aus Freunden wurden Bekannten und aus mir ein anderes Ich. Ich bin viel schlagfertiger geworden, achte mehr auf mich und meinen Körper und ich entscheide mich heute nur noch für Dinge und Menschen die mir wirklich gut tun. Ich habe eine wundervolle beste Freundin und habe das Gefühl, dass uns die Schwangerschaft noch enger zusammengebracht hat. Ich habe wirklich ganz tolle junge Mamis kennenlernen dürfen, die mich auf diesen Weg begleiten. Viele Kommentare und Sprüche lasse ich nicht mehr an mich heran. Ich stehe über den Dingen und bin dankbar so einen wundervollen Partner an meiner Seite haben zu dürfen.



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