Schwammerl- und Beerenzeit in den Bergen – Fuchsbandwurm im Vormarsch

Gegen Ende Sommer bzw. im „Altweibersommer“ sind in den Wäldern der heimischen Berge Schwammerl- und Beerensucher auf dem Weg. Nicht ohne Grund, denn gerade die Früchte aus den Bergen und dem Wald haben ein unvergleichliches Aroma – nicht zu vergleichen mit den Früchten und Pilzen aus den hiesigen Läden. Aber auch der Fuchsbandwurm hat Hochsaison und die Gefahren dürfen nicht unterschätzt werden.

Früher waren die Füchse vor allem wegen der Tollwut gefürchtet – diese konnte aber weitestgehend eingedämmt werden. Durch die präventiven Maßnahmen der Jäger und Förster konnte die Gefahr der Tollwut beinahe komplett beseitigt werden. Die Rotfüchse danken es uns damit, daß sie sich in den letzten Jahren überproportional vermehrt haben. So soll sich die Population in den letzten Jahren vervierfacht haben.

Der Fuchsbandwurm – fachsprachlich: „alveoläre Echinokokkose“ – ist eine vor allem in Mitteleuropa vorkommende Infektionskrankheit, die einen heimtückischen Verlauf ihr Eigen nennen darf. Heimtückisch deshalb, da ab dem Zeitpunkt der Infektion bis hin zu den ersten Krankheitsanzeichen fünf bis teilweise 15 Jahre vergehen können. In dieser Zeit hat der Parasit genügend Zeit in der Leber zu einem schwammartigen Gebilde heranzuwachsen und Teile der Leber zu zerstören. Wie auch ein Tumor Tochtergeschwülste bildet, können auch die Finnen genannten Parasitenformen in andere Organe eindringen und sich dort wie Metastasen ausbreiten. Die Erkrankung kann bis zum gänzlichen Funktionsverlust der Leber führen.

Die Übertragung erfolgt perorale Aufnahme von Wurmeiern durch kontaminierten Kot. Diese können zB bei verunreinigten „Schmankerln“ (Waldbeeren, Pilze, etc.) aus dem Wald vorkommen. Aber die Infektion kann auch durch Hunde und Katzen übertragen werden. Daher sollten gerade Haustiere, die in der Nähe von bewaldetem Gebiet wohnen regelmäßig entwurmt werden.

Vorbeugende Maßnahmen

 

  • Bodennah wachsende Waldfrüchte (Beeren, Pilze, etc.), aber auch Gemüse, Salate und Beeren aus Freilandbau gründlich waschen und sogar kochen (Tieffrieren ist wirklungslos!)
  • Angemessene Hygiene im Umgang mit Hunden und Katzen (regelmäßige – alle 2 Monate – Entwurmung)
  • Nach der Arbeit im Wald und Garten immer gründlich die Hände waschen oder aber Handschuhe tragen
  • Ungewaschene Früchte aus Wald und Garten meiden
  • Der Einsatz von handelsüblichen Desinfektionsmitteln tötet die Eier des Fuchsbandwurmes nicht ab!

Die Behandlung bei fortgeschrittener Erkrankung ist sehr schwierig. Die Zysten werden – soweit möglich – operativ entfernt. Die Entfernung der Finnen allein ist bei alveolärer Echinokokkose aufgrund des invasiven Wachstums meist schwierig. In sehr komplexen Fällen muß sogar eine Lebertransplantation durchgeführt werden.

Wer ist gefährdet?

 

Die Hauptanzahl der Fälle wurde bei Personen beobachtet, die beruflich oder privat in der Land- und Forstwirtschaft zu tun hatten. In 70 % aller gemeldeten Fälle waren Hunde- und Katzenbesitzer davon betroffen. Experten gehen daher davon aus, daß bei den meisten Fällen erst eine Dauerexposition zur Infektion führt und nicht die einmalige Aufnahme der Eier.

Der Mensch ist im Lebenszyklus des Fuchsbandwurmes nicht vorgesehen und ist ein klassischer Fehlwirt. Wird der Mensch aber dennoch vom Bandwurm befallen, dann nimmt er nicht den Platz des Fuchses ein, sondern den Platz der Maus. Aus verschluckten Wurmeiern entwickeln sich Larven, diese gelangen durch den Magen-Darm-Trakt in die Leber. Von dort ist grundsätzlich eine Wanderung über den venösen Kreislauf auch in andere Organe möglich. Zumeist verbleibt der Parasit aber in der Leber. Sobald sich die Larve in einem Organ festgesetzt hat, beginnt sie sich zu vermehren. Die Larven bilden zum Leidwesen des Menschen keine Zysten aus, sondern breitet sich wie Metastasen aus, wodurch die betroffenen Organe schleichend zerstört werden. Der Bandwurm selbst ist für den Menschen nicht gefährlich, jedoch dessen Eier.

Anteil der befallenen Füchse nach Region

 

  • Vorarlberg   34 %
  • Tirol                                     15,2 %
  • Oberösterreich                12 %
  • Burgenland    7 %
  • Steiermark   3,6 %
  • Niederösterreich   2,4 %
  • Kärnten   0,50 %

Quelle: http://jagd-tirol.at

Grundsätzlich kann festgehalten werden, daß es in Österreich vergleichsweise wenige Infektionsfälle mit alveoläre Echinokokkose gibt. Jährlich werden im Schnitt 2,5 Neuinfektionen gezählt, das sind 0,034 Infektionen auf 100.000 Einwohner. In der Schweiz sind es 0,18 Infektionen auf 100.000 Einwohner.

Die Diagnose Fuchsbandwurm ist entgegen der Meinung vieler kein Todesurteil. Wird die Erkrankung erkannt und behandelt, dann liegen die Überlebenschancen bei 85 %. Die Diagnose selbst ist über eine Blutuntersuchung möglich.

Weit gefehlt, wenn man der Meinung ist, daß nur Waldfrüchte vom Bandwurm betroffen sind. Die Füchse dringen immer weiter in den ländlichen Bereich vor, da sie ihre Nahrung leichter auf Feldern und in Gärten finden. Damit sind insbesondere auch dem Wald nahe Wohngebiete von dieser Gefahr betroffen.

Trotz der aufgezählten Gefahren sollte man nicht in Panik geraten! Wer sich an die Vorsichtsmaßnahmen hält, der kann eine Infektion mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen!

Weiterführende Informationen



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