Clare And The Reasons
„KR-51“ (Frogstand Records)
Okay, das Cover hätte man den Bautznern von Silbermond noch zugetraut, den Titel dann aber doch nicht. Die deutsche demokratische Jugend weiß natürlich, dass KR-51 die fahrtbuchgerechte Bezeichnung für das windschnittig geformte Moped mit dem Rufnamen „Schwalbe“ ist, welches nach der verwendeten Aneignung gern für ostalgische Zwecke herhalten mußte und dem weltoffenen Westdeutschen zum Kultroller mutierte – über einen Neubau des erstaunlich schnellen Gefährts wurde lange debattiert, seit einiger Zeit ist er nun doch vom Tisch. Bei Clare And The Reasons soll der Titel wohl eher die Hipster aus Brooklyn ausweisen, hier hat das weniger mit polierter Erinnerung als vielmehr mit ausgewiesener Coolness zu tun.
Was die vier eingedenk ihrer Rundfahrten durch die kurzzeitige Wahlheimat Berlin auf je einer – doch stilecht: Schwalbe – in die Musik überführt haben, ist dann nicht ganz so aufregend: Der Sound dieses, ihres dritten Albums pendelt zwischen Catatonia und Dresden Dolls, wobei es Clare Manchon zu beiden, also Cerys Matthews und Amanda Palmer, etwas am Feuer fehlt. Schon früher haben sie bei ihrer Zusammenarbeit mit Van Dyke Parks und Suffjan Stevens ja eher die gemäßigten Töne bevorzugt, das hat sich auch auf „KR-51“ nicht geändert. Es gibt viel an stimmungsvoller, getragener Melodik, mal mit einer verschämten Gitarre aufgepeppt („Bass Face“/„PS“), dann wieder als düsterer Trauermarsch („This Too Shall Pass“) – es bleibt gebremst, runtergeregelt (um im Bild zu bleiben) und verhalten.
Aufgenommen wurde die Platte im westfälischen Haldern, dem Ort also, der einmal jährlich mit einem recht bekannten Festival von sich reden macht. Man hört, die Bewohner des Örtchens fanden Gefallen am befremdlichen Akzent der New Yorker Kombo und versorgten sie während der Arbeit mit reichlich Apfelkuchen, auch die Kühe sollen die Frischmilch gern zum guten Zweck gegeben haben. Geschadet hat all diese Zuwendung jedenfalls nicht, es ist ein wohlig warmer Gesamteindruck, den das Album hinterläßt, und den auch all die zahlreichen elektronischen Verzierungen eher unterstützen denn mindern. Nichts Lautes also, auch nichts für die Next-Big-Thing-Listen, aber zum gemütlich-betulichen Charme des Schwalbenrollers passt es nur allzu gut. http://frogstandrecords.com/clareandthereasons
„KR-51“ (Frogstand Records)
Okay, das Cover hätte man den Bautznern von Silbermond noch zugetraut, den Titel dann aber doch nicht. Die deutsche demokratische Jugend weiß natürlich, dass KR-51 die fahrtbuchgerechte Bezeichnung für das windschnittig geformte Moped mit dem Rufnamen „Schwalbe“ ist, welches nach der verwendeten Aneignung gern für ostalgische Zwecke herhalten mußte und dem weltoffenen Westdeutschen zum Kultroller mutierte – über einen Neubau des erstaunlich schnellen Gefährts wurde lange debattiert, seit einiger Zeit ist er nun doch vom Tisch. Bei Clare And The Reasons soll der Titel wohl eher die Hipster aus Brooklyn ausweisen, hier hat das weniger mit polierter Erinnerung als vielmehr mit ausgewiesener Coolness zu tun.
Was die vier eingedenk ihrer Rundfahrten durch die kurzzeitige Wahlheimat Berlin auf je einer – doch stilecht: Schwalbe – in die Musik überführt haben, ist dann nicht ganz so aufregend: Der Sound dieses, ihres dritten Albums pendelt zwischen Catatonia und Dresden Dolls, wobei es Clare Manchon zu beiden, also Cerys Matthews und Amanda Palmer, etwas am Feuer fehlt. Schon früher haben sie bei ihrer Zusammenarbeit mit Van Dyke Parks und Suffjan Stevens ja eher die gemäßigten Töne bevorzugt, das hat sich auch auf „KR-51“ nicht geändert. Es gibt viel an stimmungsvoller, getragener Melodik, mal mit einer verschämten Gitarre aufgepeppt („Bass Face“/„PS“), dann wieder als düsterer Trauermarsch („This Too Shall Pass“) – es bleibt gebremst, runtergeregelt (um im Bild zu bleiben) und verhalten.
Aufgenommen wurde die Platte im westfälischen Haldern, dem Ort also, der einmal jährlich mit einem recht bekannten Festival von sich reden macht. Man hört, die Bewohner des Örtchens fanden Gefallen am befremdlichen Akzent der New Yorker Kombo und versorgten sie während der Arbeit mit reichlich Apfelkuchen, auch die Kühe sollen die Frischmilch gern zum guten Zweck gegeben haben. Geschadet hat all diese Zuwendung jedenfalls nicht, es ist ein wohlig warmer Gesamteindruck, den das Album hinterläßt, und den auch all die zahlreichen elektronischen Verzierungen eher unterstützen denn mindern. Nichts Lautes also, auch nichts für die Next-Big-Thing-Listen, aber zum gemütlich-betulichen Charme des Schwalbenrollers passt es nur allzu gut. http://frogstandrecords.com/clareandthereasons