Gestern begaben sich 600 Schwaben, welche den weiten Weg aus Stuttgart mit dem Zug zurücklegten, in die Hauptstadt, um hier ebenso ihren Protest gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 auf die Straße zu bringen.
Mich persönlich beeindruckte besonders die Rede von Christine Prayon, welche sie gestern Abend ebenso auf dem Potsdamer Platz hielt. Die Abschlusskundgebung haben wieder die Aktivisten von fluegel.tv festgehalten
Im folgenden ein Erlebnisbericht, der mir zugeasandt wurde. Besten Dank an den Verfasser.
Schwaben in Berlin
Am gestrigen Tage sind ca. 600 der Aktivisten, die seit Monaten gegen die „Beerdigung“ des Stuttgarter Hauptbahnhofes aus Stuttgart mit einem Sonderzug in Berlin angekommen, um hier auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Nun mag man sich fragen, was dieser Protest hier im ca. 500 km entfernten Berlin soll. Es ging jedoch nur vordergründig darum, hier an den Schaltzentralen der Macht gegen dieses Projekt zu protestieren.
Wenn man sich etwas gründlicher mit den Hintergründen von „Stuttgart21“ befasst und der Art und Weise, wie dieses Vorhaben durchgesetzt wird, entdeckt man schnell, dass Stuttgart überall ist. Egal ob es um Flugschneisen, Wasserstrassenbau, oberirdische Stromleitungen oder Brücken geht, die Art und Weise wie die von einer mächtigen Wirtschaftslobby unterstützten Projekte durchgesetzt werden, ist in den seltensten Fällen in Einklang mit dem Bürgerwillen zu bringen. Macht wird zunehmend arrogant, getrieben lediglich von Eigeninteressen. Die fehlende Bürgerbeteiligung wird auch nicht –wie so oft behauptet- durch Planfeststellungsverfahren kompensiert. Denn da –die Tinte der Unterschriften unter die Projektverträge ist schon getrocknet- geht es nicht mehr um das ob, sondern nur noch um Detailfragen zum wie.
Stuttgart ist überall. Dies haben die Demonstranten gestern deutlich gemacht und einige Berliner aus den südlichen Bezirken, über deren Häusern demnächst die vom BBI aus startenden Flieger hinweg donnern werden, haben sich dem dankbar angeschlossen.
Aber auch in einem weiteren Aspekt können wir von Stuttgart lernen. Alle Aktionen des gestrigen Tages verliefen absolut friedlich und unaufgeregt. Kaum angekommen, zogen die Teilnehmer fröhlich musizierend zum Regierungsviertel und weiter zum Potsdamer Platz zur Abschlusskundgebung mit Schwabenstreich. Es waren alle Schichten der Bevölkerung vertreten. Alle? Nein! Es gab keinen schwarzen Block, keine Autonome. Die Atmosphäre war fröhlich spießig. Und das war auch gut so. Denn nur so kann sich die Politik an uns die Zähne ausbeißen, wenn es ihr nicht mehr gelingen kann, Feindbilder aufzubauen. In gewisser Weise verströmte die ganze Aktion durch ihre –für Berliner Verhältnisse- Spießigkeit eine Seriosität, durch welche die Demonstranten sich und ihr Anliegen erheblich legitimierten.
Mit der gestrigen Aktion lieferten uns die Stuttgarter erneut eine Blaupause dafür, wie man Artikel 20 Absatz 2 des Grundgesetzes Inhalt einhaucht, in dem es heißt: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird in Wahlen und Abstimmungen.... ausgeübt“.
Autor: Silberzehner
Und noch einige Bilder, welche die Szenerie von der gestrigen Abschlusskundgebung am Potsdamer Platzfesthielten. Auch hier noch mal Besten Dank für die Bereitstellung der Bilder.
Weitere Informationen:
Stuttgart 21 - Warum die Polizei wirklich so hart zuschlug
Stuttgart 21, Massenmedien und die Lehren aus vergangenen Großdemonstrationen
Stuttgart 21 : Mappus, die schwäbische Wirtschaftskompetenz
Stuttgart21: Ein paar Minuten einsparen kostet 11 Mrd. Euro?
Stuttgart 21: Baden-Württembergische Polizei (Mappus) prügelt Kinder und Jugendliche nieder
Stuttgart 21 - Gewalt aus politischen Gründen?
Georg Schramm bei der Montagsdemo gegen Stuttgart 21