Schüttelfrosteinlage

Dass es heute keinen Hitzerekord geben würde, konnte ich schon vor meinem Frühdienst in Erfahrung bringen. Dick vereiste Autoscheiben signalisierten mir, dass auch die motorisierten Verkehrsteilnehmer unter der Kälte zu leiden haben. Wer nicht mit dem Luxus einer Garage ausgestattet, hatte bestimmt einige Minuten mit dem weißen Panzer zu kämpfen, der sich mit Konstanz über Nacht langsam hatte bilden können und dadurch mehr Wiederstand besaß.

Dank guter Bekleidung und weil meine Nervenleitgeschwindigkeit um diese Uhrzeit (5:30 Uhr) etwas gestört, gefiel mir die Temperatur, musste ich doch nur bergauf und kam so nicht ins schwitzen. Nach meinem Dienst fuhr ich flugs nach Hause, da ich heute noch eine Radeinheit geplant hatte und mein helles Zeitfenster doch arg begrenzt.

Mit spät stehender Sonne startete ich meine Runde um kurz nach 15:30 Uhr und legte meine Strecke so, dass ich um 17:00 Uhr zumindest nur noch auf einem Radweg unterwegs sein würde. Die erste Hälfte bis Obernburg lief auch relativ schmerzfrei, obwohl auch da schon leichte Kälte in meinen Körper kroch. Was ich dann aber auf dem Rückweg von Elsenfeld bis Aschaffenburg erleben musste, war Temperatur technisch das härteste in meinem bisherigen Bikerleben.

Gegenwind und dicke Nebelschwaden ließen nicht nur meine Sicht auf ca. 20m schrumpfen, sondern verhalfen den tatsächlich gemessenen 2° Grad, dass ich das Gefühl hatte, durch eine Kühlhalle zu fahren und auf mindesten -20° Grad runter gekühlt zu werden. Durch die Wassertropfen, die so fein in der Luft hingen und meine Kleidung durchnässten, fand die Kälte direkten Zugang zu meinem Körper und entzogen ihm in kürzester Zeit seine komplette Restwärme.

Ich versuchte durch Temporeduzierung den Fahrtwind zu nehmen und meine Hände zu verstecken. Aber wohin? Stellenweise fuhr ich freihändig und nahm die Hände unter meine Achseln – aber ohne großen Erfolg. Zwischen Kleinwallstadt und Sulzbach blieb ich das erste mal stehen, um den Fingern und Zehen etwas Entlastung zu verschaffen.

Doch schon nach wenigen Metern, begann die Qual von neuem. In Obernau dachte ich das erste mal darüber nach, irgendwo zu klingeln und mich von meiner Frau abholen zu lassen, denn ein Handy hatte ich nicht in meinen Trikottaschen. Aber diesen Gedanken verwarf ich wieder und fuhr - mittlerweile mit Tempo unter 20km/h – in leichten Schlangenlinien in Richtung Aschaffenburg.

Jeden Abstieg bremste ich aus und sehnte jede Kilometermarke herbei. Auf den letzten Kilometern bekam ich leichten Schüttelfrost und hatte echte Probleme auf Spur zu bleiben. Nach qualvollen Minuten erreichte ich endlich mein heiß ersehntes Treppenhaus und dann ging der Terz erst richtig los. Hände und Füsse – ohne Gefühl – begannen langsam wieder aufzutauen und das mit höllsichen Schmerzen, so dass ich nicht still sitzen konnte.

Als diese Phase vorbei war, saß ich mit zwei Wärmflaschen und mehreren Decken auf meinem Sofa und schüttelte am ganzen Körper und das minuten lang. Ich hatte mir eine richtige Unterkühlung eingefangen und kann froh sein, ohne ernsthaftere Probleme aus dieser Situation heraus gekommen zu sein. Außer leichte Herzrhythmusströrungen und Irritationen meiner Finger sind bisher keine negativen Auswirkungen aufgetreten. Morgen früh geht es wieder aufs Bike – no rain no pain.

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