„Comedown Machine“
(RCA)
Als die Strokes vor zwei Jahren gegen alle Erwartungen mit dem verwirrenden Zwitter “Angles” den Nachfolger für das noch immer beachtliche “First Impressions On Earth” präsentierten, war das Erstaunen groß. Nicht wenige rieben sich verwundert die Ohren, fragten sich, was oder wer denn die fünf zu so absonderlichen Stücken wie “Metabolism”, “Gratisfaction” oder “Two Kinds Of Happiness” inspiriert haben könnte und hofften inständig, dieser Spuk möge um der langgepflegten Zuneigung willen bald vorbei sein. Nun, so viel ist jetzt klar, die Strokes leiden in punkto Selbstverständnis, um es vorsichtig zu formulieren, nicht gerade unter Mangelerscheinungen und scheren sich schlicht einen Dreck um die Erwartungen von wem auch immer – sie spielen ihre Rollen als erfolgsverwöhnte Großstadtbengel ungerührt zu Ende, ergo: “Comedown Machine” ist nicht weniger als die konsequente Fortsetzung des Vorgängers und somit eine anhaltende Irritation.
Das Problem: Wer nicht nur provozieren, sondern auch inhaltlich aufmerken lassen möchte, der braucht dringend ein paar Einfälle, für die sich die ganze Mühe lohnt. “Comedown Machine” ist dieses Bemühen, sich demonstrativ zwischen alle Stühle setzen zu wollen, bei fast jedem Takt anzuhören, leider aber auch die Vergeblichkeit, mit der hier um eine neue Struktur, eine fesselnde Idee gerungen wird. Drei, vier Songs sind vorbei und keines der qietschbunten Stücke hat sich auch nur irgendwie in Erinnerung halten können. Nicht die hibbeligen Gitarren von “Tap Out”, nicht die kraftlose Reminiszenz an alte Tage bei “All The Time”, auch die poppigen Querverweise (“One Way Trigger” – kennt man in New York tatsächlich Alphaville!?) oder ein vergnügtes “Uh-uh-uh” (“Welcome To Japan”) reichen nicht, um einen Widerhaken zu setzen.
Doch wie so oft – auch hier bleiben sich die fünf Freunde treu – genau dann, wenn man die Hoffnung auf Besserung schon aufgegeben hat, gelingt ihnen dieser Song, der einen dann doch dabeibleiben und durchhalten läßt: “80’s Comedown Machine” hat den Sog, die Stringenz, die man zuvor vergeblich gesucht hat, kein zielloses Herumprobieren diesmal, sondern ernsthaftes Songwriting. Und gemeinsam mit dem ungewohnt aggressiven, aufgekratzten “50/50” weisen beide Stücke zum eigentlichen Höhepunkt des Albums. “Slow Animals” ist so, wie die Strokes früher mal waren – druckvoll, klug und spannungsreich arrangiert, hübsches Gitarrenpicking und trotzdem verdammt lässig.
Danach leider wieder: Spannungsabfall. Zurück zum Allerlei, das zu viel auf einmal sein will: Hart, sexy, soulfull, modern und zugleich retro und am Ende doch nur in der Konfettikanone endet. Sinnbild dafür der grelle Abschluß “Call It Fate, …” – die Jungs drehen dem Zuhörer eine lange Nase und stöpseln sich ein Liedchen zurecht, das eigentlich nur als besserer Witz durchgehen kann. Was bleibt: Viel Ambition, jede Menge Spaß, aber allzu selten auch Substanz, die Strokes haben sich mit dem Album wieder ein Stück weit aus dem Reigen der ernstzunehmenden Schwergewichte verabschiedet und entlarven den Hype um die Band unfreiwillig selbst als lau gefüllte Promoblase. Schade drum. www.thestrokes.com/