Schümlipflümli und zweierlei Schüblig

Von Wanderwidmer

Maienstimmung zwischen Etzel und Büel. Hinten der Höhronen.

Von unserer Gewaltswanderung im Kanton Schwyz (die Route gibts im Nachspann) wird mir vieles bleiben. Zum Beispiel:

Grossartige Gueteregg-Gerstensuppe.

  1. Der Anfang in Siebnen-Wangen. Das Bahnhofs-WC war auf rot, zwei der Leute in meinem Grüppli mussten aber mal. Wir klopften, schrien, stöhnten hysterisch, um Darmdramatik anzuzeigen, doch drinnen antwortete niemand. Vielleicht war das WC auch einfach dauer-zu. Auf jeden Fall war das lustig.
  2. Im Gebiet Bruchriet/Flüewald wurde es abenteuerlich. Derweil meine Vorhut wieder einmal auf Abwege geriet, frönte ich mit Wanderkollege René P. Moor (seine Berichte liest man in der "Schweizer Familie" und der "Tierwelt") der navigatorischen Korrektheit. Sie führte uns durch ein rutschendes Nagelfluhgebiet hoch über dem Wägital vorbei an Erdrissen, die anzeigten, dass das Gelände nicht mehr stabil ist. Auch Löcher gab es, man hätte auf Nimmerwiedersehen im Boden versinken können. Einmal bekamen wir es sogar mit Seilen zu tun; ich griff dankbar zu.
  3. Auf der Gueteregg, die ich wärmstens empfehle, bestellten wir Gerstensuppe und Schüblig. Der Wirt fragte nach: "Wirklich, beides? Habt ihr soviel Hunger?" Wir hatten und vertilgten alles. Ich glaube nicht, dass ich je zuvor in meinem gerstensuppen-geschwängerten Leben eine derart gute Gerstensuppe hatte. Und der Teller wollte und wollte nicht leerwerden, woraus man ein Märchenmotiv zimmern könnte. Beim Schüblig durfte man wählen zwischen "St. Galler" und "Ratsherrenschüblig", der erste etwas dünner, also normaldick, der zweite eine pralle Kurve in braunrot.
  4. Auf dem Etzel nahm ich einen Kafi Schümlipflümli, und wir sassen eine gute Dreiviertelstunde in der Sonne. Wir genossen sie umso mehr, als es zuvor genebelt hatte; wir hatten zwar von der Gueteregg aus knapp den Zürichsee gesehen, aber die ganze Alpenkulisse blieb uns verborgen.
  5. Das Allerfaszinierendste an der Wanderung war die Vegetations-Differenz. Oben auf knapp 1300 Metern waren wir sozusagen noch im Februar: Schneeflecken, niedergedrücktes Kraut und Gras, das sich noch nicht vom Druck der Schneedecke erholt hatte, Pestwurz allenthalben, Kälte, Nässe. Und unten gegen unser Ziel Schindellegi zu allerherrlichster Maien mit gelben Wiesen, blueschtenden Bäumen und dem blauen See. Wir erlebten am Samstag eine Vier-Monats-Spanne in einer Route.
Bahnhof Siebnen-Wangen -  Siebnen - Müli - Gusöteli - Vorderberg - Bruchriet - Flüewald - Pfiffegg - Zauggenhütte - Rinderweidhorn - Gueteregg - Stöcklichrüz - Wissegg - Müligassegg - Chörnlisegg - Eggli - Hof - St. Meinrad - Etzel-Kulm - Änzenau - Büel - Uferweg links der Sihl - Schindellegi - Bahnhof Schindellegi-Feusisberg. 8.09 Stunden, 1209 Meter aufwärts, 892 Meter abwärts.


Vor dem Rindweidhorn: Wanderkollege Moor fotografiert, was das Zeug hält.