Schulstress & Familienleben: Geht´s dir gut oder hast du Kinder in der Schule?

Von Mutterundsoehnchen @Marsha_

Seid ihr auch ab und zu „Hilfslehrer“ und setzt euch beim Hausaufgaben machen dazu, weil euer Kind etwas einfach nicht schnallt? Ist Schulstress bei euch an der Tagesordnung? Ich muss sagen, dass ich schon vor der Einschulung der Meinung war, dass Hausaufgaben ein Ding zwischen Lehrer und Schüler sind und ich da eigentlich nix damit zu tun haben möchte.

In den zwei Schuljahren, die hinter „uns“ liegen, musste ich zum Glück auch nicht oft den Nachhilfelehrer spielen. Bis auf etwas Hilfe bei der Rechtsschreibung und ab und zu ein paar Aufgaben erklären fiel mein Part minimal aus. Der Junge hat ohne viel Lernerei gute Noten. Doch es könnte bald knackig werden: „Wir“ starten nun in Klasse drei und es geht bald um die weiterführende Schule. Uff. Und bei einem braucht der feine Herr richtig Hilfe: Struktur und Ordnung.

Das sich Schulstress, der Kampf um gute Noten und das ewige Lernen negativ auf das Familienleben auswirken kann, davon berichtet Anke Willers. Den Töchtern der Zweifachmama flogen gute Noten nämlich nicht gerade zu – und dazu ist Schule in Bayern nochmal eine Ecke anstrengender. Wie Anke und ihre Familie es geschafft haben, erzählt sie in Geht´s dir gut oder hast du Kinder in der Schule?

Darum geht´s in Geht´s dir gut oder hast du Kinder in der Schule?

Wer heute sein Kind einschult, wird als Mutter gleich miteingeschult. Weil Lehrer im Unterricht vieles nur anreißen können, die Zeit für den Stoff zu kurz ist und dann die Eltern in die Pflicht genommen werden. So wird der Schulerfolg eines Kindes auch zum Erfolg der Eltern: Stimmen die Noten, haben sie alles richtig gemacht. Wenn nicht, tja, dann kommen die Selbstzweifel. Und die Angst: Wird das Kind später mithalten können?

Anke Willers, berufstätige Mutter von zwei Mädchen, berichtet in Geht´s dir gut oder hast du Kinder in der Schule? von der Schulzeit ihrer Töchter und wie sie seit Jahren als Hilfslehrerin überlebt. Im Austausch mit renommierten Experten beschreibt sie, warum Schule heute so kompliziert ist, wie man sich ein Stück Gelassenheit zurückholt und bei all dem nicht den Humor verliert.

Dieses Buch beschreibt den Kampf um die Noten, die Prüfungen, die Abschlüsse – und die immer wiederkehrende Niedergeschlagenheit, die sich damit oft über unsere Familie legte wie ein dunkles Tuch. Es beschreibt aber auch, wie wichtig es ist, dass wir Mütter und Väter uns in Schuldingen selbst erziehen, dass wir unseren Kindern vertrauen und den Humor behalten. Und nicht zuletzt handelt dieses Buch auch von Erfolgen, überraschenden Wendungen. Vom Licht am Ende des Tunnels.

Anke Willers

Schulstress und die Schwachstellen im Bildungssystem

Anke Willers ist mit diesem Buch eine ehrliche Bestandsaufnahme des Familienlebens von Schulkindern gelungen. Dabei wechseln sich die persönlichen und recht amüsant geschrieben Erfahrungen mit Fakten aus dem deutschen Schulsystem ab. Es werden Grundschuljahre, der Übertritt zur Mittelstufe sowie die höheren Schuljahre gleichermaßen angesprochen – und auch auf Lernschwächen sowie die Pubertät eingegangen. Außerdem zeigt Anke in den Kapiteln „Jetzt mal mit Abstand“ Schwachstellen in der Schulkultur und unserer Gesellschaft auf und gibt Denkanstösse für Mögliche Lösungswege. Besonders interessant fand ich ihren Blick auf traditionelle Rollenbilder.

Ich habe mich also nicht nur beim Lesen sehr gut unterhalten, sondern auch gut informiert gefühlt. Trotzdem treffen viele der angesprochenen Lernprobleme und Prüfungsszenarien aus Bayern nicht auf uns in Hessen zu. Hier gibt es keine „Übertrittsprüfungen“ und das letzte Wort für die Wahl einer weiterführenden Schule haben die Eltern.

Gerader Weg mit Schulstress – oder lieber ausprobieren?

Ich selbst war trotz Gymnasial-Empfehlung auf einer Realschule und habe dann nach der 10. (die es ohne Abschlussprüfungen gab) einfach an einer gymnasialen Oberstufe weitergemacht. Das war für mich genauso ein „gerader“ Weg, wie gleich das Abitur anzustreben. Ich hatte nur einfach weniger Druck. Und wenn meine Jungs sich erstmal „nur“ an der Realschule probieren, wäre das für mich kein Weltuntergang.

Bei einigen von Ankes persönlichen Erfahrungen musste ich richtig schlucken. Wo bleibt da die Kindheit? Warum muss man im Schulsystem so sehr an seinen eigenen Kindern zweifeln und sie permanenten Tests unterziehen? Nur weil das bayrische Schulsystem die Kinder durch tonnenweise Stoff prügelt? Wofür?

Ich bin nach der Lektüre jedenfalls froh, dass in Hessen Schule doch etwas kindgerechter ist. Und werde demütig an Anke denken, wenn ich HernnSjardinski vor der nächsten Arbeit fluchend Wissen abfrage.

Wer als Elternteil denkt, zu sehr Hilfslehrer zu sein, oder sich einen Überblick über das Leben nach Schulschluss verschaffen möchte, ist bei diesem Buch sehr gut aufgehoben.

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♥ Autor: Anke Willers
♥ Seiten:
 208
♥ Verlag: Heyne Verlag
 ISBN-13:  978-3453605114
♥ Preis: 14,99 €

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