Im Kugelschreiberdorf herrschte Aufregung. Aus allen Häusern kamen die Kugelschreiber vor die Tür, viele blaue und schwarze, aber in der Nähe vom Dorfplatz hatte es auch ganz bunte. Einige waren dünn, andere ganz dick und wieder andere besonders elegant. Die Aufregung hatte einen Grund. Remo, ein netter Bursche übrigens, war verletzt. Er wurde auf einem Ausflug von einer Bande Schulfüller überfallen, die ihm unter anderem seine Kugel gestohlen hatten!
„Wir müssen sofort etwas unternehmen“, hörte man aus einem Lautsprecher „kommt alle vor das Haus des Bürgermeisters“. Der Lautsprecher war auf dem Dach eines Polizeiautos angebracht, da sassen drei violette, dicke Kugelschreiber drin, die sich sehr verantwortlich fühlten für das Wohl im Kugelschreiberdorf. Aber das ist auch richtig, denn so was darf nie mehr vorkommen.
„Liebe Kugelschreiber, “ sprach der Bürgermeister vom Balkon des Regierungsgebäudes, „wir müssen zwei Dinge tun: erstens der Schulfüllerbande einen Riegel vorschieben und zweitens die Kugel unseres verehrten Bürgers Remo zurückerobern!“ Im Weitern hielt er noch eine feurige Rede und all die dicken und dünnen Kugelschreiber, die auf dem Dorfplatz versammelt waren, klatschten begeistert Beifall. Danach gingen alle Kugelschreiber in die Beizen und Bars des Dorfes und diskutierten heftig. Und je mehr Tinte sie tranken, umso lauter ging’s zu und her, aber die zündende Idee hatten sie nicht.
Am nächsten Tag kam ein Leuchtmarker von der Stadt zu einer Sitzung mit dem Bürgermeister und dem Polizeichef. Der Leuchtmarker machte folgenden Vorschlag: „Es nützt nicht viel, wenn wir die Schulfüllerbande in den Wäldern suchen, denn die kennen gewiss alle Verstecke. Auch wo sie ihr Diebesgut haben, finden wir nur schwer heraus.“ Der Bürgermeister und der Polizeichef nickten traurig und verständig. „Aber ich habe eine Idee. Schulfüller brauchen Tintenpatronen, und wenn wir ihnen diese sperren, dann kommen sie nach und nach von alleine aus ihren Löchern.“ Gesagt, getan.
In der nächsten Woche wurden alle Läden, in denen Tintenpatronen verkauft wurden, benachrichtigt, und es wurden nur noch Patronen an bekannte Füller abgegeben, und auch nur immer einzelne. Um das zu kontrollieren, schoben überall einige Kugelschreiber Wache. Das war eine ganz spannende Zeit. Und was meinst du, wie schnell der Bande die Tinte ausging! Schon Ende Monat gab es einen Überfall auf eine Schreibwarenladen: „Hände hoch“ schrien die zwei vermummten Füller, „Tinte her oder es knallt!“ Aber da haben sie nicht mit den beherzten Kugelschreibern gerechnet! Die sprangen hinter den Regalen hervor und überwältigten nach kurzem Handgemenge die zwei Füller. Noch am selben Tag wurde in einem anderen Ort ein weiterer Füller verhaftet und am nächsten Tag gleich vier, welche versucht haben, in einem Supermarkt Patronen zu stehlen. Und so ging nach und nach die ganze Bande ins Netz und der Leuchtmarker wurde sehr gefeiert wegen seiner guten Idee.
Aber Remo war immer noch im Bett, denn ohne Kugel kann ein Kugelschreiber nicht herumgehen. Und die Füller wollten selbst im Gefängnis nicht rausrücken mit ihrem Versteck. Aber da kam unseren Kugelschreibern der Zufall zu Hilfe. An einem Nachmittag kam nämlich ein kleiner Faserschreiber ins Dorf gerannt, er arbeitet in den Hügeln als Ziegenhirte. „Hey, hey, ich weiss, wo Remos Kugel ist!“ Der Dorfpolizist kam natürlich gleich und wollte wissen, wo denn. „In den Hügeln gibt es eine kleine Quelle, wo frischer Leim raussprudelt, gerade unterm Uhu-Horn, und dort habe ich gespielt. Dann habe ich meinen Ziegen zugeguckt und es ist mir aufgefallen, dass sie an einer Stelle nie grasen, und als ich hinging, stellte ich fest, dass dort der Boden nicht stabil war und ich glaube, dort liegt etwas vergraben!“
Am nächsten Tag ging dann eine Gruppe von kräftigen orangenen Kugelschreibern mit Pickeln und Schaufeln in die Höhe zum Uhu Horn. Und siehe da: an der besagten Stelle war wirklich ein grosser Schatz der Bande vergraben, und nebst Stecknadelköpfchen, Schlüsselanhängern und anderem Diebesgut fand man auch Remos Kugel. Der Kugelschreiberarzt hat sie ihm wieder eingesetzt und er lebte noch lange glücklich und in Frieden.