Okay, ich weiss, das Thema hängt euch wohl langsam zum Hals heraus, aber einmal muss ich mir noch Luft verschaffen, bevor ich das Thema für eine Weile bleiben lasse. Versprochen, grosses Ehrenwort. Ich werde euch nicht mehr mit meinem derzeitigen Schulfrust belästigen, bis… nun, sagen wir, bis zum nächsten Elternabend, der… hmmm…lasst mich mal in der Agenda nachschauen, wann der schon wieder stattfindet…. ach ja, hier steht es: Nächsten Montag. Mist, das ist keine besonders lange Nicht-über-Schulfrust-jammern-Pause. Dann werde ich eben versuchen, meinen Frust beim nächsten Mal hinunterzuschlucken. Aber heute muss ich einfach noch einmal…
Angefangen hat es bereits heute früh, als der FeuerwehrRitterRömerPirat mal wieder nicht rechtzeitig aus dem Haus kam. Er hat mir ja damals im Kindergarten hoch und heilig versprochen, dass er, wenn er erst mal ein Erstklässler sei, morgens immer schön brav aus dem Haus gehen würde. Und, wie lange hat er sein Versprechen gehalten? Genau zwei Wochen lang, in der Schulwoche drei ist er meines Wissens noch kein einziges Mal rechtzeitig im Unterricht erschienen. Nun verstehe ich natürlich schon, dass ein Kind rechtzeitig zur Schule antraben muss, aber so langsam stellt sich mir die Frage, warum denn ausgerechnet unser drittes Kind, das mit einem Wissensdurst von beinahe unbegrenztem Ausmass ausgestattet ist, sich so schwer damit tut, zu der Stätte des Lernens zu gehen. Liegt das wirklich nur an ihm? Oder gar an mir, die ich nicht fähig bin, das Kind richtig zu motivieren?
Frust Nummer zwei erwartete mich, als ich mittags nach Hause kam. Auf dem Küchentisch fand ich einen Zettel mit einem sehr traurig dreinblickenden Zahn drauf. Die Zeichnung war wirklich originell, aber mir schwante dennoch Übles. „Mist! Der Zoowärter hat wohl Löcher in den Zähnen. Ich hab’s doch geahnt, dass nicht jedes unserer Kinder vom Schulzahnarzt kerngesunde Zähne attestiert bekommt.“, waren meine ersten Gedanken. Als ich dann las, was auf dem Zettel konnte ich fürs Erste aufatmen. Keine Löcher, gut so, mein kleiner Zoowärter. Doch was ich las, stimmte mich dennoch nicht fröhlich. “Liebe Frau Venditti“, stand da nämlich „Der Zoowärter hat die Untersuchung verweigert. Neuer Termin: (Sie + Kind)….. Ich bitte Sie, pünktlich zur Untersuchung zu erscheinen.“ Da habe ich das Urteil also schwarz auf gelb: Mein viereinhalbjähriger Sohn ist ein Schulzahnarztverweigerer. Hat sich einfach geweigert, sich auf diesen absolut schrecklichen Zahnarztstuhl, der nicht nur mich, sondern auch andere Eltern, an ein Foltergerät aus alten Zeiten erinnert, zu setzen. Seufzend legte ich den Brief beiseite, trug den Termin, zu dem ich + Kind gefälligst pünktlich zu erscheinen haben, in den Kalender ein und dachte voller Sehnsucht daran zurück, wie die Besuche beim Schulzahnarzt zu Zeiten von Karlsson und Luise noch waren. Die mussten zwar auch in jenes hässliche Untersuchungszimmer, aber die Lehrerin setzte sich gemeinsam mit dem Kind auf den Stuhl des Schreckens, wenn die Angst vor dem Zahnarzt zu gross war. Dass das Lieblingsstofftier dabei sein durfte, war selbstverständlich; wenn ich mich recht erinnere, schrieb die Kindergärtnerin gar einen Brief an die Eltern, mit der Bitte, man möge dem Kind doch ein Stofftier mitgeben, wenn es dies wünsche. Ich glaube, es gab damals kein einziges Kind, das sich gegen den Untersuch gewehrt hat, und falls doch, dann war danach bestimmt nicht von Verweigerung die Rede, sondern wohl eher von Angst, welche das Kind überwältigt hatte.
Frust Nummer drei schliesslich war der erste Punkt am heutigen Elternabend der Erstklässler: „Laufbahnreglement – Verbindliche Regelung zur Beurteilung des Arbeits- Lern und Sozialverhaltens“. Ich werde euch nicht mit Details langweilen, für einmal drücke ich mein Empfinden „mathematisch“ aus: Laufbahnreglement + quirliger Erstklässler = schulfrustrierte Mama. So einfach ist das. Und so schwierig zugleich.