Schuleingangsuntersuchung mit 4?-Ja gehts noch

Von Dani W.

Der Termin für die Schuleingangsuntersuchung trudelte ein. Im Januar soll Sie sein- da ist der Prinz 4-Gehts eigentlich noch?

Vor einigen Monaten war die U8 beim Prinzen und ich war wirklich geschockt, wie die ablief. Der Prinz wurde wie ein Äffchen im Zoo behandelt. Auf einem Bein hüpfen, rückwärts und vorwärts. Rückwärts auf Zehenspitzen laufen. Bälle werfen und fangen. Tanzen und dabei Fragen beantworten, aus welchem Material der Stuhl und das Fenster besteht.

Beim Hörtest brach er nach der Hälfte ab. Nicht wegen dem Hörtest, sondern wegen der Art der Vorgehensweise.

Ihm wurde dann gesagt, er MUSS das aber machen, sonst MUSS er wiederkommen und dann wird die Mama böse, da Sie ja dann nochmal kommen MUSS.

Da war auch bei mir die Geduld aufgebraucht, denn er MUSS gar nix. Ich sagte ihr auch das Druck überhaupt nichts bringt. Sie machte dann wieder weiter mit komischen „Spielen" wie Sie es nannte. Nach locker 40 Minuten war der Ofen aus. Ich hätte das wahrscheinlich gar nicht so lange gemacht.

Die Arzthelferin ist sehr falsch an die Sache rangegangen. Wir kamen dann zum Arzt rein und unsere 2 Kinderärzte sind ganz wunderbare Menschen. Er setzte sich einfach mit dem Prinzen hin uns sie schauten ein Buch an und unterhielten sich.

Denn der Prinz hat ein ausgezeichnetes Gehör und auch seine sprachlichen Fähigkeiten sind deutlich über dem Durchschnitt in dem Alter. Was ich damit sagen möchte, man sollte vielleicht aufhören, Kinder einmal im Jahr zu versuchen zu dressieren um irgendwelche Defizite herauszubekommen.

Regelmässige Besuche die spielerisch stattfinden, würden deutlich mehr Sinn machen. Ich versuchte dann mich ran zu tasten, ob es irgendwelche Möglichkeiten gibt, dass der Prinz erst mit 7 Jahren eingeschult wird.

Es ist so. Der Stichtag bei uns in Baden Württemberg ist der 30.09. Der Prinz wird im Juli 6 Jahre alt und MUSS demnach im folgenden Schuljahr eingeschult werden. Würden wir z.B. in meinem Heimatland Sachsen Anhalt leben, würde er erst mit 7 eingeschult werden, da der Stichtag der 30.06. ist.

Ich bin aber grundsätzlich dafür, dass dies Eltern mit überlassen werden sollte.

Eine bundeseinheitliche Regelung, die besagt das jedes Kind bis zur Vollendung des 7. Lebensjahres eingeschult werden MUSS, wäre fantastisch.

Wieso will ich den Prinzen nicht mit 6 einschulen?

Ich möchte einfach, dass er dieses Jahr noch hat um Kind zu sein. Wieso gibt so ein blödes Datum vor, wann er bereit ist in die Schule zu gehen. Ab diesem Tag ändert sich sein ganzes Leben. Das Spielerische wird verschwinden. Verantwortungen kommen auf ihn zu, vor denen ich Ihn eigentlich noch wenigstens das eine Jahr schützen würde. Er ist ein sehr empathisches und sehr sensibles Kind. Natürlich möchte ich ihn irgendwie beschützen. Hatte ich doch selber bereits in der Grundschule Mobbing Erfahrungen. Ich kann nicht alles von ihm fern halten, bin aber davon überzeugt, dass er mit 7 emotional und körperlich viel gefestigter wäre.

Es gibt ein interessantes Interview mit der Forscherin Andrea Mühlenweg, die ebenfalls sagt, dass zu früh eingeschulte Kinder deutlich mehr Nachteile haben. Hinzu kommt ja die Problematik des bundesweiten Lehrermangels. Es sind schlicht weg zu wenig Lehrer da, um auf eben die Unterschiede im Alter ausreichend Rücksicht zu nehmen.

Ich glaube würde es überall kleine Klassen geben und ausreichend Personal, dass sensibilisierst ist und es schafft auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen, dann wäre es weniger angsteinflössend für mich.

Aber sind wir ehrlich. Wir werden ja auch vom Staat gezwungen, die öffentliche Schule in unserem Bezirk zu wählen obwohl die vielleicht weder konzepttechnisch noch aus anderen Gründen passt.

Mein Kinderarzt sagte jedenfalls sofort NEIN zur Rückstellung und erklärte mir, was ich schon wusste.

Der Prinz ist geistig und körperlich jetzt schon fit genug um mit 6 eingeschult zu werden. Auf emotionale Belange oder Argumente der Eltern wird da sehr selten Rücksicht genommen und vor Allem kommt noch hinzu, dass er in eine Förderklasse kommen würde, wenn die Kita das weitere Jahr ablehnt. Eine Förderklasse wäre aber ja für ihn das total Falsche. Denn zum einen möchte ich ja einer künstlichen Förderung umgehen und zum Anderen gibt es Kinder, die diese Förderung wirklich aus den „richtigen" Gründen benötigen. Z.B. Kinder, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen oder bei denen Erkrankungen festgestellt wurden. Alles zu Rückstellung in Baden Württemberg könnt ihr hier nachlesen.

Nun flatterte letzte Woche bereits das Schreiben für die Schuleingangsuntersuchung rein. Die ist bereits im Januar nächsten Jahres, obwohl der Prinz erst im September des darauffolgenden Jahres eingeschult wird.

Bei uns in der Kita dauerte diese in diesem Jahr 15 Minuten. In 15 Minuten haben „erfahrene" Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, die Kinder für schultauglich oder nicht eingestuft. Mein 4jähriges Kind wird also im Januar innerhalb dieser kurzen Zeit beurteilt.

Kriterien für die Schulfähigkeit sind z.B.
  • Konzentrationsfähigkeit
  • emotionale Stabilität
  • Kontaktfreudigkeit
  • Kann das Kind sich von den Eltern für einen Schultag trennen?
  • Sprachliche Fähigkeiten

Jedes Bundesland hat ein eigenes Schulgesetz und in jedem Bundesland, ach in jeder Stadt kann diese Eingangsuntersuchung anders ablaufen. In Baden Württemberg gilt folgendes, bitte hier nachlesen.

Es gibt kein einheitliches System.

Kann mir jemand erklären wie man in 15 Minuten einen Menschen so einschätzen kann? Wo kommen diese Anforderungen her?

Zeigen denn nicht aktuelle Studien, Forschungsergebnisse und Erfahrungen vieler Eltern und Lehrer, das einfach einiges schief läuft?

Schon werden wieder die Stimmen laut, wir Helikoptereltern sollen uns mal zusammen reissen. Zum einen verabscheue ich dieses Wort wirklich aber zum Anderen kann ich dazu nur sagen, wollen wir nicht alle, das unsere Kinder eine gute Schulbildung zur rechten Zeit erhalten? Bin ich wirklich so merkwürdig in meiner Denkweise?

Mit der Schuleingangsuntersuchung startet dann auch schon die Auswahl der Schule, wenn man der eigentlichen vorgegebenen Auswahl widerspricht. Man muss sich inzwischen bewerben. Das Kind hat Vorstellungsgespräche in Schulen. Schon beim Schreiben dieses Satzes schüttele ich nur den Kopf.

Was ich dieses Jahr im Bekanntenkreis erlebt habe, reicht für mehrere Bücher.

Da haben Eltern erst 3 Wochen vor der Einschulung einen Platz bekommen. Alles was bei der derzeitigen Kita-Katastrophe in unserem Land passiert, geht dann mit der Grundschule weiter. Und da wundern sich noch die Politiker, Lehrer und Psychologen, was mit unseren Kindern passiert? Wenn man sich den Zuwachs an Privatschulen in Deutschland anschaut, zeigt sich deutlich, dass viele Eltern dem normalen „Schulkonzept" den Rücken kehren wollen.

Aber viele Privatschulen haben manchmal den negativen Beigeschmack des Leistungsdrucks.

Klar wenn ein Schulbesuch im Monat 1000€ pro Kind kostet, dann will man natürlich auch, das dabei was rum kommt. Alternative Schulformen nehmen dennoch zu aber wo sind die Lehrer. Wir haben einen Mangel. Unterrichtsausfall ist Gang und Gebe aber Schulpläne werden nicht geändert. Das Wissen muss dann im Schnelldurchlauf durchgenommen werden.

Eine weitere Sorge die ich habe ist das Ganztageskonzept.

Die Kinder können dann je nach Schule von ca. 7:30-16:30Uhr betreut werden. Glaubt mir, für Vollzeit arbeitende Menschen, Alleinerziehende oder eben auch alle die das wünschen, finde ich das Angebot super ABER einige Grundschulen führen das inzwischen als Pflicht ein.

Ich möchte das aber nicht.

Was hat mein Kind dann noch vom Tag oder von uns? Oder wir von ihm? Wieder etwas dass mich sprachlos zurücklässt und Eltern verstehen lässt, die ihre Kinder gar nicht in die Schule bringen oder sogar in ein anderes Land ziehen.

Wie lange soll das alles noch gut gehen? Ich hab noch 2 Jahre Zeit, meine Kräfte zu investieren, eine gute Schule zu finden, die für uns alle passt. Die Spaß macht, Bildung vermittelt und Zeit hat auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Die Lehrer hat, die noch Freude an ihrem Beruf haben und auch Zeit für ihren Beruf. Denn auch Lehrer werden mit Bürokratie überschüttet und arbeiten deutlich mehr als viele von uns denken.

Ich mache mir einfach sehr viele Gedanken und Sorgen und ich denke die sind berechtigt.

Ich kenne wenig Eltern, die zufrieden mit der aktuellen Lage sind, höre aber unser Bundesministerium für Bildung eigentlich kaum dazu. Wann ist die Schuleingangsuntersuchung bei euch? Wie seht ihr das? Wie fühlt ihr euch mit dem Thema Schule? Sind eure Kinder schon eingeschult? Wie läuft es da?

Eure Glucke

Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, hochschwanger mit dem Babyprinzen,Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.