Schule fürs Leben: Glücklich sein

Das Leben ist hart und ungerecht – was liegt da näher, als den Kindern in der Schule beizubringen, wie sie damit klar kommen? Da ist zum einen die Schule an sich – die Teilnahme am Unterricht ist verpflichtend, wer sich dem entziehen will, landet unter Umständen sogar im Knast.

In der Schule lernt man neben lesen, rechnen, schreiben, was zugegebenermaßen wirklich nützlich ist, auch einen Haufen anderes Zeugs, dass sich je nach Zeitgeist und Mode unterscheidet – zu meiner Zeit gab es beispielsweise Werkunterricht, wo wir lernten, wie man Holz bearbeitet oder ähnliches, und Handarbeitskunde, wo wir Topflappen häkeln, stricken und eine Nähmaschine bedienen lernten. Besonders gut im Stricken war übrigens ein Junge.

Heute gibt es Fächer wie Ethik oder Berufsorientierung, werken ist dagegen schon vor längerer Zeit unter den Tisch gefallen. Über gleich ist aber, dass man am Ende eine Zensur bekommt, und das ist auch wieder sehr lehrreich fürs Leben: Die Lehrer bevorzugen die einen und benachteiligen andere (nachweislich werden Akademikerkinder bei gleicher Leistung besser beurteilt als Kinder aus „bildungsfernen Schichten“, auf dass sie bildungsfern bleiben mögen), bei manchen Lehrern bekommen Fleißige einen Bonus, bei anderen die eher Vorlauten. Ich kannte einen Geschichtslehrer, der Mädchen trotz sehr guter Arbeiten stets grinsend eine zwei gab, denn eine eins bekämen bei ihm nur Jungs. Ebenfalls extrem lehrreich. Die Schule ist dazu da, die Menschlein entsprechend den Anforderungen der Gesellschaft vorzusortieren, und diese Aufgabe erledigt sie ganz hervorragend. Auch bereitet sie erstaunlich gut auf das Leben nach der Schule vor – man lernt beispielsweise die Klappe zu halten und nicht immer nach dem Sinn des Ganzen zu fragen – eine Situation, die einem im Berufsleben ständig begegnet. Gleichzeitig lernt man auch, dass Kritik okay ist, wenn sie denn konstruktiv ist, und dass es sich manchmal auch lohnt, eine Meinung zu haben. Teilweise wird man für besonders eigene und originelle Meinungen sogar extra belohnt – es kommt immer drauf an, wie im richtigen Leben.

Und das richtige Leben ist kein Zuckerschlecken – und das soll es auch gar nicht sein, denn wenn es allen Leuten richtig gut ginge, dann wäre das für unser System schlecht. Schließlich leben wir im Kapitalismus: Die meisten müssen für ihr Geld arbeiten – so viele wie noch nie, das hat die Bundesregierung ja stolz und dankbar verkündet. Und weil es trotz aller Anstrengung und Arbeit doch nicht für ein gutes Leben reicht, hat ein wohlmeinender Mensch eine geniale Idee gehabt: Das Schulfach Glück! Denn Glücklichsein könne man lernen. Sagt Ernst Fritz-Schubert.

Schuberts Vorstellung vom Glück ist natürlich ein ganzheitliches Konzept, das Körper, Seele, Geist und natürlich auch die Mitmenschen einbezieht – sich um andere zu kümmern macht nämlich auch glücklich. Da muss man nicht immer gleich ans Geld denken, das allein bekanntlich nicht glücklich macht. Auf diese Weise können die Kinder lernen, wie man auch unter miesen Umständen glücklich sein kann – sonst kämen sie am Ende gar auf die Idee, doch lieber die hässlichen Umstände zu ändern um am Ende glücklicher zu sein.

Eine sehr treffende Gegenrede gegen das Schulfach Glück hat der Bremer Pädagogik-Professor Freerk Huisken geschrieben. Es lohnt sich wirklich, sich einmal klar zu machen, wie perfide diese Idee mit dem Glücklichsein um jeden Preis (also auf jedem Lohn- oder Hartz-IV-Niveau) tatsächlich ist.



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