Beim Frühstück oder besser gesagt bei der Lektüre der Morgenzeitung ist mir gestern mal wieder so richtig schlecht geworden. Denn der „Tagesspiegel“ berichtete unter der Überschrift „Drei tote Kinder pro Woche“ von der Polizeilichen Kriminalstatistik 2013 zu kindlichen Gewaltopfern, und die liest sich so: 153 Kinder wurden getötet. In 72 Fällen blieb es bei einem Tötungsversuch. Nach erstmaligem Rückgang im Jahr 2012 musste für 2013 wieder ein Anstieg an gegen Kinder gerichteten Fällen körperlicher Misshandlungen verzeichnet werden. 4.051 Kinder waren hiervon betroffen. Die in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Fälle des Besitzes und der Verbreitung kinderpornografischen Materials stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 16,43 Prozent auf 6.691 Fälle an. Im Bereich sexueller Gewalt weist die Statistik einen Rückgang von 1,80 Prozent auf 14.877 Opfer auf. Dabei spiegeln die Statistiken nur das Hellfeld wider, das Dunkelfeld ist wesentlich größer. Was soll ich sagen? Als der Berliner Rechtsmediziner Michael Tsokos und seine Kollegin Saskia Guddat Anfang des Jahres ihr Buch „Deutschland misshandelt seine Kinder“ vorstellten, ernteten sie in der Ärzteschaft und sogar dem eigenen Haus Charité, um es vorsichtig auszudrücken, nicht nur Lob und Anerkennung. Zum Teil wurde ihnen sogar vorgeworfen, die von ihnen genannten Zahlen seien übertrieben. Jetzt stellt sich heraus, dass sie noch viel schlimmer sind. Man kann nur hoffen, dass auch die Kritiker von damals die aktuellen Zahlen gelesen haben. Denn dann stimmen sie ja vielleicht auch mit der Tsokos-Aussage überein: „Immer, wenn ein Kind verletzt oder getötet wird, trifft einen Erwachsenen die Schuld. Es ist unsere Verantwortung, Kinder vor Misshandlung zu schützen.“
PS: Warum das Thema dem „Tagesspiegel“ keine Zeile auf der Seite 1, sondern nur auf Seite 4 unten und auch keinen Kommentar wert war, wissen nur die Götter.