Schritt 4: Achte auf Deine Gedanken!

Angelina und Diabolo

In den vergangenen drei Wochen hat sich bei Dir bestimmt schon eine Menge bewegt. Du achtest inzwischen wahrscheinlich mehr auf Dich und Deine Bedürfnisse. Du hast Deine eigene kleine Welt mit klarem und wertschätzendem Blick betrachtet. Und vielleicht hast Du sogar schon das eine oder andere verändert. Du hast auch das Wunder Deiner vielfältigen Sinneswahrnehmungen auf neue Art erfahren und könntest eigentlich schon jetzt strotzen vor Selbstachtung und Selbstvertrauen, oder? – Ja, wenn da nicht hin und wieder diese Gedanken wären: “Darf ich das?” oder “Jetzt sind doch die oder die Dinge viel wichtiger als mich hinzusetzen und zu atmen.” oder auch “Nimm dich nicht so wichtig!” Kennst Du sie auch, diese kleine Stimme in Deinem Ohr? – Doch da ist noch eine andere, die sanftere, liebevollere Töne anschlägt: “Gönne dir diese kleine Auszeit. Danach schaffst du dann umso mehr”, sagt sie zum Beispiel, oder “Du kannst das, du darfst das, und du bist es wert!”

Kannst Du sie hören? Dann sind sie auch in Deinem Kopf, diese beiden ständigen Begleiter, die ich Dir heute vorstellen möchte und die einen so großen Einfluss auf Dein Denken, Fühlen und Handeln haben: Angelina und Diabolo!

 

Diabolo, der kleine Kritikus

Beginnen wir mit dem Teil in Dir, der Dir vielleicht am vertrautesten ist. Dieser Anteil unserer Persönlichkeit, den ich liebevoll Diabolo nenne, ist der Kritiker in uns, der Besserwisser, Nörgler, Antreiber oder wie immer Du ihn nennen willst. Irgendwie scheinen wir es ihm nie recht machen zu können. Uns so sein zu lassen, wie wir nun mal sind, fällt ihm gar nicht ein. Er ist sehr anspruchsvoll und weiß ganz genau, was wir zu tun und zu lassen haben, und er nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, uns das deutlich zu sagen.

Bevor wir ihn näher kennenlernen, sollst Du eines wissen: Wie alle Deine Persönlichkeitsanteile meint es Diabolo im Grunde gut mit Dir. Er will eigentlich nur Dein Bestes, äußert seine manchmal sogar sehr hilfreichen und unterstützenden Kommentare aber so überzogen und streng, dass Du das fast nicht erkennen kannst. Doch nun weißt Du Bescheid und kannst Dich bei solchen Gedanken immer fragen, was er damit erreichen will und wo aus seiner Sicht der Vorteil für Dich liegt, wenn Du auf ihn hörst. Doch ob Du das auch als “Dein Bestes” betrachtest, solltest Du immer selbst entscheiden.

Übrigens: Wenn es mal ganz arg kommt, dann kannst Du ihn auch einfach an die frische Luft schicken. Er muss sich ja nicht immer und überall einmischen. Sag ihm ruhig, dass Du ihn jetzt nicht gebrauchen kannst. Er versteht das, weil er nicht der Typ ist, mit dem man “durch die Blume” sprechen muss. Du wirst staunen, wie gut das funktioniert und wie lange Du manchmal Deine Ruhe vor dem Quälgeist haben kannst.

 

Übung 4.1: Diabolo zähmen

Da es in diesem frühen Stadium unseres Kurses noch nicht ratsam ist, dieser kritischen Stimme zu viel Raum zu geben, werden wir mit ihr heute nur eine kleine Übung machen. Der Rest der Tagesetappe gehört dann ganz der lieben Angelina. Was kannst Du also tun?

  • Beobachte Dich heute und in der kommenden Woche an zwei bis vier typischen Wochentagen und an einem typischen Sonntag oder freien Tag in verschiedenen Situationen: Welche Kommentare gibt Diabolo ab? Mit welchen Sätzen begleitet er Dich durch Deinen Tag? Versuche, möglichst viele dieser Sätze zu notieren. Ich habe Dir dazu ein Arbeitsblatt vorbereitet: Diabolos Sprüche (PDF).

    Falls es bei Dir so ist, dass Diabolo zu allem und jedem etwas bemerken muss, dann tue Dir selbst den Gefallen und begrenze dieses Protokoll auf bestimmte Situationen, wie zum Beispiel das Erledigen von Aufgaben am Arbeitsplatz oder zu Hause, Telefongespräche mit bestimmten Personen oder aus bestimmten Anlässen. Du wirst schon wissen, wo es angebracht ist, einmal genauer auf diese Stimme in Dir zu achten.

  • Wenn Du allmählich ein Gespür dafür entwickelst, mit welchen Argumenten er immer wieder aufwartet, dann übe Dich darin, ihm zu widersprechen. Versuche, wann immer Diabolo in der kommenden Woche einen Kommentar abgibt, ihm frech und knapp das Wort abzuschneiden. Wie gesagt, er kann gut austeilen, aber auch einstecken. Bitte notiere Dir Deine besten Widerworte, damit Du sie immer parat hast und schlagfertig antworten kannst.

Damit soll es für heute erst mal gut sein, sonst bildet der Kleine sich noch etwas darauf ein, dass Du Dich so sehr mit ihm befasst. Du hast jetzt Besseres zu tun, denn was Dir wirklich weiterhilft, das ist, das Wohlwollen in Dir selbst zu fördern. Dir das Geschenk größerer Aufmerksamkeit für Dich selbst zu machen und achtsamer zu werden, ist eine Sache. Darüber hinaus solltest Du noch die Bereitschaft entwickeln, Dir selbst liebevoller zu begegnen. Und hier wartet schon eine gute Freundin auf Dich, die Dir dabei helfen kann.

 

Angelina, die große Liebende

Wenn es Dir so geht wie mir, dann hat der etwas ruppige Geselle eine sehr nette Schwester an seiner Seite. (Dass Diabolo ein Mann und Angelina eine Frau ist, sollte nicht wertend verstanden werden. Es gibt auch sehr kritische Damen und sehr sanfte Herren!) Angelina ist der Teil in Dir, der Dich mit den Augen der Liebe betrachtet und mit viel Nachsicht und Milde Dein Denken, Fühlen und Handeln begleitet. Sie ist die freundliche Stimme, die Dir wunderbare “Herzensgedanken” zuflüstert (Mehr dazu im Laufe der nächsten Woche). Wenn Du Dir selbst etwas Gutes tun möchtest, dann mache sie Dir zu Deiner allerbesten Freundin.

 

Übung 4.2: Zeit mit Angelina verbringen

Ich kann Dir nur empfehlen, diesem liebevollen Teil in Dir einen festen Platz in Deinem Leben einzuräumen und Dir regelmäßig Zeit für Deine “bessere Hälfte” zu nehmen. So, dass Du dies immer häufiger, immer selbstverständlicher und auch immer aufmerksamer tust und sie immer mehr Einfluss auf Dein Leben gewinnt.

  • Beginne den Tag mit einem liebevollen Satz Deiner Begleiterin.
    Was könnte sie zu Dir sagen? Etwas zu Deinem Aussehen? Zu der Kleidung, die Du für den Tag gewählt hast? Etwas zu den Aufgaben, die heute vor Dir liegen?
    Schreibe Dir den Satz auf und nimm ihn für diesen Tag mit. Wirf hin und wieder einen Blick darauf und nimm Dir einen Moment Zeit, ihn auf Dich wirken zu lassen.

  • Wähle einen Satz aus, den Angelina zu Dir gesagt hat, und der Dir besonders gut gefällt. Nimm Dir die Zeit, für diesen Satz eine passende Postkarte zu finden und ihn draufzuschreiben. Stelle diese Karte als sichtbares Zeichen Deiner liebevollen Weggefährtin in Deiner Wohnung oder an Deinem Arbeitsplatz auf.

  • Nimm Dir am Abend eine halbe Stunde Zeit für ein Gespräch mit Angelina. Setze Dich hin und lasse sie einen Brief an Dich schreiben, der folgendermaßen beginnt: “Meine liebe/mein lieber …, ich habe dich heute den ganzen Tag begleitet und dir wohlwollend zugeschaut …”.

    Hier einige Anhaltspunkte, worauf sie geachtet haben könnte: Was Dir gelungen ist, was Du gut gemacht hast, was Dir Gutes widerfahren ist, was Dir an Freundlichkeit entgegengebracht wurde und vieles mehr.
    Lies Dir den Brief zum Schluss noch einmal laut vor und spüre in Dich hinein, wie sich das anfühlt.

  • Lege Dir eine kleine Sammlung von diesen Briefen an. Dann kannst Du sie immer wieder lesen und daraus Kraft und Zuversicht schöpfen.

  • Wenn Dir das lieber ist, kannst Du Dir natürlich auch eine E-Mail von Angelina schicken. Vielleicht in ihrem ganz typischen, Dir vertrauten E-Mail-Stil.

  • Wenn Du schon ein bisschen Übung darin hast, ihr zuzuhören, dann wähle aus den vielen wohlwollenden Sätzen, die Du von ihr hörst, den wichtigsten oder schönsten aus. Schreibe ihn auf eine kleine Karte und stecke sie zu Deinen Kreditkarten oder programmiere den Satz als Begrüßungstext für Dein Handy. So kannst Du immer mal wieder einen Blick darauf werfen.

  • Halte im Laufe eines Tages immer mal wieder inne, ganz kurz, und frage Dich: “Was würde Angelina jetzt sagen, wenn sie mich so sieht, wie ich gerade bin, und bei dem, was ich gerade mache?” Wann immer Du Gelegenheit dazu hast, schreibe diese Antworten auf. Diese Sätze können Dir immer wieder helfen, neuen Mut zu fassen.

  • Ein kleiner Hinweis: Wenn Dir jetzt noch nicht so viel einfällt und Angelina noch oft stumm bleibt, nach Worten ringt oder sich von Diabolo unterbuttern lässt, dann habe bitte noch etwas Geduld. In ein paar Wochen beschäftigen wir uns mit Deinen Stärken, und dann hast Du jede Menge zu notieren! Doch übe Dich schon jetzt darin, die guten und starken Seiten an Dir zu entdecken und gelten zu lassen. Je mehr Du sie in den Vordergrund rückst, desto mehr Chancen gibst Du Dir, Dein Selbstwertgefühl wachsen zu lassen.

  • Und auch das wird es geben: Tage, an denen es Dir so gar nicht gelingen will, Angelinas Stimme zu hören oder ihr Beachtung zu schenken. Dann helfe Dir über diese Phase, indem Du wohlwollend auf einen anderen Menschen schaust. Am besten wählst Du dafür denjenigen von all denen, die Du an diesem Tag triffst, den Du am meisten magst. Nimm Dir einen Moment Zeit und lasse Deinen liebevollen Blick auf ihm ruhen. Was fällt Dir auf? Was könntest Du zu ihm sagen? Etwas zu seinem Aussehen? Zu seinen Bewegungen? Etwas zu der Art, wie er seine Aufgaben erledigt? Vielleicht möchtest Du ihm tatsächlich etwas davon sagen? Und nun schaue einmal: Könnte etwas, ein kleines Detail von dem, was Dir aufgefallen ist, auch für Dich gelten? Oder vielleicht etwas Ähnliches?

Für die Teilnehmer, denen das mit Angelina und Diabolo jetzt alles zu “püppchenhaft” war, eignet sich vielleicht eher die Vorstellung eines guten Trainers oder weisen Lehrers. Wer hat sich nicht schon einmal einen richtig guten Coach oder Mentor gewünscht, der uns genau kennt und uns sagt, wo es langgeht, und der fest davon überzeugt ist, dass in uns eine ganze Menge Möglichkeiten stecken, die es nur noch zu wecken und zu fördern gilt. Wenn Dir das lieber ist, dann schließe einfach einmal die Augen und stelle Dir vor, wie dieser Begleiter aussehen könnte und was er zu Dir sagt. Das wird dann für Dich eine ähnliche Wirkung haben wie der Umgang mit Angelina. Wichtig ist auch in diesem Fall, dass Du dieser Stimme immer wieder Gelegenheit verschaffst, sich mehr und mehr bemerkbar zu machen. Lass Dich wirklich auf das ein, was Dein Coach Dir rät. Dann bleibt er Dir auch treu und begleitet Dich zuverlässig auf Schritt und Tritt zu eurem gemeinsamen Erfolg.

Das waren sie also, Dein kritischer und Dein wohlwollender Teil. Das sind übrigens nur zwei von vielen Seiten Deiner Persönlichkeit, die ein mehr oder weniger gut eingespieltes Team bilden. Du wirst im Laufe des Kurses noch weitere Deiner Anteile kennenlernen. Bei mir meldet sich zum Beispiel gerade mein kleiner Faulpelz und möchte sein Recht. Also mache ich jetzt Schluss für heute, wünsche Dir viele schöne Begegnungen mit Angelina und freue mich, Dich spätestens nächsten Freitag an dieser Stelle wieder begrüßen zu dürfen, wenn es um die Kraft Deiner Sprache geht.

Bis dahin eine gute Zeit und viel Spaß,
Dein Jürgen

 

PS: Ich möchte dieses Programm für Dich und andere immer weiter verbessern. Deshalb würde ich mich über einen Kommentar von Dir sehr freuen. Wie hat Dir die heutige Ausgabe gefallen? Was war daran gut? Was hätte ich weglassen können? Worauf bist Du besonders neugierig? Schreibe mir bitte ein paar Zeilen. – Vielen Dank!

 

Bildnachweis | Unter Verwendung von Produktabbildungen der Firma NICI.


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