Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Frei zu sein heißt für mich, immer eine Wahl zu haben. Und mir persönlich ist meine Freiheit in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Bis dahin war ich ein eher sicherheitsbewusster, vielleicht auch ängstlicher Mensch, und traute mich einfach nicht, etwas für die Verwirklichung meiner Träume zu tun.
Doch unsere Seele möchte frei sein, und Mitte 30 stellte sich mir dann plötzlich die Frage: Was will ich? 1997 machte ich dann die für mich so wesentliche Erfahrung, dass ich nur sehr wenig brauche, um glücklich zu sein. Und mir wurde zum ersten Mal wirklich bewusst, dass ich ein freier Mensch bin! Mein damaliges Schlüsselerlebnis habe ich in meinem Bericht Zum Leben erwacht festgehalten, den Du vielleicht schon gelesen hast. Ich werde in Etappe 5 noch einmal darauf zurückkommen und Dir erzählen, wie die Geschichte weiterging.
Ein bisschen mehr Freiheit
Wie sieht es bei Dir aus? Wünschst Du Dir manchmal ein etwas freieres und unabhängigeres Leben? Dann habe ich heute ein paar Werkzeuge für Dich, die Dir helfen, Deine Freiheit zu vergrößern, die Vielzahl Deiner Möglichkeiten wahrzunehmen und Dir Neuland zu schaffen. Dazu genügen oft schon kleine Schritte.
Ob Du in Österreich, Deutschland oder der in dieser Hinsicht vorbildlichen Schweiz wohnst, Du lebst auf jeden Fall in einem Land, das Dir schon in seinen Gesetzen zahlreiche Freiheiten garantiert. Du darfst offen Deine Meinung sagen und schreiben, wohnen, wo, wie und mit wem Du möchtest, Du kannst das Land jederzeit verlassen und Dich entscheiden, mit welchen Menschen Du eine Beziehung führst und ob und wann Du diese beendest, und Du darfst den Beruf erlernen und ausüben, den Du Dir aussuchst.
Nie zuvor haben so viele Menschen unter so guten Bedingungen gelebt. Neben den Freiheiten, die das Gesetzt Dir ermöglicht, erlaubt Dir unsere Gesellschaft, ganz nach Deiner Fasson glücklich zu werden – die sogenannten D-A-CH-Staaten gehören somit sicherlich zu den liberalsten Ländern der Welt. Bei aller Ungerechtigkeit, die wir alle immer wieder erleben, bleibt es eine Tatsache, dass die große Mehrheit der Menschen noch nie in der Geschichte so viele Möglichkeiten und Chancen hatte wie wir im Herzen Europas momentan. Und noch nie sind westliche Gesellschaften so reich gewesen!
Großartige Bedingungen also. Für unser Glücksempfinden ist allerdings die innere Freiheit viel entscheidender als die äußere. Das Gefühl, eigenverantwortlich zu handeln und frei zu entscheiden macht uns erst zufrieden.
Übung 25.1: Ein Moment der Freiheit
Es gibt diese ganz besonderen Augenblicke, in denen Du ganz plötzlich zutiefst zufrieden mit Dir selbst und der Welt bist. Du fühlst Dich frei und bist glücklich. Viele machen solche Erfahrungen in der Natur, beim Anblick des Meeres oder der Berge. Bei anderen lösen die eigenen Kinder oder ein geliebter Mensch, ein besonderer Erfolg oder eine überstandene körperliche Anstrengung diese Gefühle aus. Als hätte jemand eine Tür in Dir geöffnet, scheint Dir das Leben auf einmal 1.000 Möglichkeiten anzubieten und Dich einzuladen, es in vollen Zügen zu genießen. Hast Du solch eine Erfahrung schon einmal gemacht und dabei Deine innere Freiheit gespürt?
Ich möchte Dich zu einem Experiment einladen: Denn Du kannst gute Gefühle, die Du einmal hattest, abrufen, erneut erleben und nutzen.
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Setze Dich bequem und so entspannt wie möglich hin und schließe die Augen, wenn Du magst. Bitte suche vor Deinem inneren Auge nach einem Moment, in dem Du Dich frei, offen, voller Möglichkeiten und glücklich gefühlt hast. Versuche jetzt, Dich an möglichst viele Details zu erinnern. Was nimmst Du wahr? Was hörst, siehst, fühlst, schmeckst und riechst Du? Bist Du unter Menschen? Wird gesprochen oder ist es still? Wie fühlt sich Dein Körper an?
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Versuche, so gut es Dir möglich ist, diese Situation in Deiner Fantasie erneut zu erleben – wie ein Schauspieler, der in eine Rolle schlüpft. Schalte vom Erinnern der Vergangenheit auf die Gegenwart um und nimm all Deine Eindrücke so wahr, als würden sie in diesem Moment stattfinden. Hole Dir die vergangene Situation ins Jetzt und erlebe sie noch einmal. Wichtig ist, dass Du sie ganz real und körperlich, mit all Deinen Sinnen, erlebst und fühlst.
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Sobald Du den Eindruck hast, die Intensität dieses Moments nicht mehr steigern zu können, genieße ihn noch einen Augenblick und gib ihm dann einen Namen, wie Du etwa einem Bild einen Titel gibst. “Ich am Meer”, “Ich bin frei!”, “Meine Kraft” usw. könnten dafür in Frage kommen, Hauptsache, es erscheint Dir stimmig. Ich persönlich sehe mich dann gerne auf meinem Lieblingsaussichtsfelsen am Belchen im Schwarzwald und sage leise zu mir: “Ich lebe!!!” Erlebe die Situation noch einen Augenblick unter dem Titel, den Du ihr gegeben hast, und komme dann zurück ins Hier und Jetzt.
Wie hat sich diese kleine “Reise” für Dich angefühlt? Ist es Dir gelungen, die damalige Szene ein wenig nachzuempfinden? Wahrscheinlich war es weniger gut und stark als in der wirklichen Situation. Doch selbst wenn Du nur 20 Prozent dieses Gefühls von Freiheit aktivieren kannst, ist das eine große Hilfe. Diese guten Gefühle, Deinen Moment der inneren Freiheit, kannst Du Dir nämlich jederzeit holen. Und je häufiger Du übst, desto leichter wird es Dir fallen, diesen Moment herzustellen. Du kannst Dir auch den Namen, den Du Deinem Erlebnis gegeben hast, auf eine Karte schreiben oder Dir ein Symbol wie ein inneres Bild oder einen Stein suchen, der für diesen Moment steht. In der Psychologie nennt man solch einen Gegenstand einen “Anker”, weil er ein gutes Gefühl und einen kraftvollen Zustand in Deinem Unbewussten verankert und sie Dir somit immer zur Verfügung stehen.
Übung 25.2: Nutze Deine Zeit
Es gibt nichts, das gerechter verteilt wäre, als die Zeit. Uns allen stehen jeden Tag 24 Stunden zur Verfügung. Die Frage ist nur, was wir mit ihr anfangen. Und das können wir frei entscheiden. Ich möchte Dir ein paar bewährte Tipps geben, wie Du selbstbestimmter mit Deiner Zeit umgehen kannst. Es liegt an Dir, welche davon Du nutzt.
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Kommen Deine privaten Anliegen gegenüber den beruflichen grundsätzlich zu kurz? Wir sind es gewohnt, unsere beruflichen Termine mithilfe von Kalendern und Zeitplanern zu organisieren. Schreibe Deine privaten Verabredungen und Vorhaben neben die beruflichen in einen Kalender, so dass sie gleichrangig sind!
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Setze sowohl im Job als auch im Privatleben Prioritäten. Lege morgens – oder besser noch am Vorabend, weil sich dann Dein Unbewusstes während der Nacht bereits damit beschäftigen kann – eine Liste der Dinge an, die Du im Laufe des Tages erledigen möchtest. Versieh sie mit Zahlen von eins bis vier, wobei die wichtigsten mit einer Eins, und die, die am ehesten warten können, mit einer Vier gekennzeichnet werden. Du kannst natürlich auch A- bis D-Prioritäten verteilen. Stelle Dir dabei immer wieder die Frage: “Ist mir das jetzt WIRKLICH wichtig?”
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Schaffe Dir kleine Zeitinseln, in denen Du zu Dir kommen kannst. Es reichen wenige Minuten, damit Du Dich besinnen und entscheiden kannst, was Du als Nächstes tun willst. Schließe Deine Bürotür, gehe kurz an die frische Luft, in die Teeküche oder notfalls auf die Toilette. Wichtig ist, dass Du einen Moment allein bist. Atme durch, entspanne Dich.
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Jeder von uns muss von Zeit zu Zeit allein sein. Vielleicht ist dieser Gedanke für Dich gewöhnungsbedürftig, weil Du entweder ständig von Menschen umgeben bist oder weil Du das Alleinsein grundsätzlich meidest. Ist dies der Fall, so solltest Du anfangen, die Qualität des Alleinseins für Dich zu entdecken. Nimm Dir mal einen Abend frei, nur für Dich. Oder unternimm etwas allein, das Du sonst mit anderen machst. Erst wird es ungewohnt sein, aber dann wirst Du merken, wie frei Du Dich allein fühlst. So findest Du am besten heraus, was Du gerade brauchst und willst und was Dich beschäftigt.
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“Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit”. Ein alter Indianer soll das mal einem gehetzten weißen Geschäftsmann zur Antwort gegeben haben. Lass doch Deine Armbanduhr einmal zu Hause. Erforsche, wie es ist, nach Deiner gefühlten Zeit zu leben. Zumindest am Wochenende ist das immer möglich. Außerdem sind an allen Orten, wo es wirklich wichtig ist, ohnehin eine Menge Uhren.
Das waren nur einige Tipps. Mehr zum Thema Zeitnutzung gibt es in Etappe 5.
Übung 25.3: Frei malen
Nimm einen Zeichenblock und einen Bleistift oder Bunt- und andere Farbstifte. Und dann erinnere Dich an eine Situationen wie in Übung 25.1. Du kannst dasselbe Erlebnis nehmen oder ein anderes. Oder Du kannst Dir auch einfach nur vorstellen, wie es wäre, grenzenlos frei zu sein. Wo wärst Du dann? Wie sieht es dort aus? Was gehört für Dich zu einem freien Leben? Zeichne einen Comicstrip, male ein Bild oder wähle eine andere Form, um Deine ganz persönliche Vorstellung von Freiheit darzustellen. Du kannst auch eine Collage mit Bildern aus Zeitschriften oder Ähnlichem anfertigen. Tauche ganz ein in dieses Gefühl und leg einfach los. Der Spaß und die Inspiration kommt dann beim Tun ganz von allein! Und lass Deiner Fantasie freien Lauf, das ist ganz wichtig. Wenn Du Dein Werk mit uns teilen möchtest, dann schicke es mir einfach als PDF oder Foto per E-Mail. Ich werde es dann gerne hier auf der Seite präsentieren.
Und nun wünsche ich Dir viel Vergnügen mit diesen Übungen und Empfehlungen. Genieße Deine (neu gewonnene) Freiheit!
Alles Liebe,
Dein Jürgen
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