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- Text: Schritt 2 – Achte auf Deine Umgebung! (PDF, 6 Seiten)
Schritt 2 – Achte auf Deine Umgebung!
In der vergangenen Woche konntest Du bereits erleben, wie reich und kostbar jeder einzelne Augenblick wird, wenn Du mit allen Sinnen vollkommen im Hier und Jetzt bist. Falls Du die Übungen noch nicht gemacht hast oder sie noch einmal wiederholen möchtest, hier noch einmal der Link zur ersten Folge: Schritt 1 – Achte auf Dich!
Auch dieses Mal starten wir wieder genau da, wo Du in Deinem Leben momentan angekommen bist, also dort, wo Du Dich jetzt gerade befindest. Denn heute befassen wir uns mit Deinem Zuhause und Deiner näheren Umgebung.
Deine kleine Welt
Nachdem Du in Schritt 1 eine Menge Hintergrundinformationen bekommen und die ersten kleinen Übungen gemacht hast, geht es im heutigen zweiten Schritt zum Thema Achtsamkeit darum, die Welt, in der Du lebst, bewusst wahrzunehmen. Dazu gehört ein achtsamer Gang durch Deine Wohnung, die einzelnen Räume, das Haus, den Garten, die Straßen, die Nachbarschaft und die Natur in Deiner Umgebung. Du lernst dabei auch auf das zu achten, was geschieht, wenn nichts geschieht. Außerdem lernst Du Zufälle kennen, die keine sind, und Symbole finden, die als Wegweiser für Dein persönliches Leben von Bedeutung sein und Dir Kraft geben können.
Übung 2.1: Ein achtsamer Gang durch Deine Wohnung
In allem, was uns umgibt, steckt sehr viel Schönheit. Aber um sie zu entdecken, müssen wir wirklich im Hier und Jetzt ankommen und uns jede auch noch so winzige Kleinigkeit ganz genau anschauen. Möglich ist dies überall. Doch für die meisten Menschen ist der geeignetste Ort für den Beginn ihrer Achtsamkeitsübung die eigene Wohnung.
Unser Zuhause ist der Ort, an dem wir uns am ehesten sicher und geborgen fühlen. Ganz gleich, ob Du ein Mann oder eine Frau bist, jung oder junggeblieben, ob Du alleine lebst oder mit anderen zusammen – Deine Wohnung ist ein Ort des Rückzugs, an dem Du Dich wohlfühlen, vom Stress der Welt draußen erholen und alle Fünfe gerade sein lassen kannst. Deine Wohnung spiegelt auch sehr viel von Deiner Persönlichkeit wider. Von daher lohnt es sich schon, dem Ort, an dem Du so viel Zeit verbringst, bewusst Aufmerksamkeit zu schenken.
Beginne heute und in den nächsten Tagen also erst einmal mit einem bewussten Gang durch Deine Wohnung, bevor wir in den kommenden Wochen mehr in Dein Inneres schauen:
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Nimm Dir die Zeit und lies diese Anleitung in Ruhe durch, bis sie Dir vertraut ist.
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Stelle Dich dann mit beiden Beinen fest auf den Boden und konzentriere Dich ein paar Minuten lang so auf Deinen Atem, wie Du es letzte Woche geübt hast.
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Gehe nun durch Deine Wohnung und schaue sie Dir ganz genau an. In welchem Zimmer fühlst Du Dich besonders wohl? Wo ist Dein Lieblingsplatz? Von welchen Einrichtungsgegenständen geht eine für Dich besonders wohltuende Wirkung aus?
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Überschreite ganz bewusst und langsam die Schwelle von einem Raum zum nächsten. Jede Schwelle ist eine Grenze, an der Du Altes, Vertrautes verlässt und Dich Neuem zuwendest.
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Öffne jede Tür voller Erwartung. Was kannst Du dahinter entdecken, das Du vielleicht schon lange nicht mehr bewusst wahrgenommen hast, weil es Dir so vertraut geworden ist? Erinnerst Du Dich an die Menschen, die Du schon in diesen Raum eingeladen hast? Löst das irgendwelche Gefühle in Dir aus?
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Achte einmal auf die Unterschiede, ob Du Dich durch Deine Wohnung bewegst oder an einem Platz still stehen bleibst oder Dich vielleicht sogar einmal auf einen Stuhl oder Sessel setzt, auf dem Du gewöhnlich nicht sitzt.
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Empfindest Du geschlossene und offene Räume anders? Und was fällt Dir noch auf, wenn Du so bewusst von einem Zimmer zum anderen gehst und Dich genau umsiehst? Erkennst Du vielleicht auch, wie reich Du bist? Oder ist Dir etwas aufgefallen, das Du gerne ändern möchtest, damit es Dir in Deinen vier Wänden noch besser gefällt? Oder hast Du plötzlich Lust, die Fenster zu öffnen und frische Luft und Licht ins Haus zu lassen? Du wirst genau wissen, was zu tun ist.
Schreibe Dir diese kleinen Veränderungen oder eventuell notwendigen Anschaffungen bitte jetzt gleich auf und erledige oder besorge diese Dinge so bald wie es Dir möglich ist. Denn wenn Deine Umgebung mit Deinen Wünschen, Deinen Bedürfnissen und Deinen Vorlieben im Einklang ist, fühlst Du Dich auch mit Dir selbst wohler.
Übung 2.2: Einen Ort der Kraft in Deiner Wohnung schaffen
Wir alle brauchen einen Platz, an dem wir uns einfach selbst erleben und das entwickeln können, was tief in uns angelegt ist. Über all das werden wir im Laufe der nächsten Wochen und Monate noch sprechen. Hier und heute geht es darum, Dir einen Raum dafür zu schaffen. Am besten wäre natürlich ein eigenes Zimmer – und wenn es nur ein kleines Dachstübchen oder ein Kellerraum ist. Unseren Kindern gestehen wir das ganz selbstverständlich zu. Und auch Du als Erwachsener darfst Dein „eigenes Reich“ oder wenigstens so etwas wie eine gemütliche oder sogar „heilige“ Ecke für Dich beanspruchen. Du bist es wert!
Richte Dir dieses Zimmer oder diesen Platz so ein, wie es Dir gefällt. Stelle Bilder auf, die Du liebst, oder liebgewonnene Gegenstände, die Du irgendwann einmal gefunden oder von Reisen mitgebracht hast und die Dir wichtig sind. Auch Blumen können einem Raum eine ganz besondere Note geben. Wie Du auf dem obigen Foto sehen kannst, brauche ich persönlich vor allem viel warmes Licht und ein paar Dinge, die mir die Leichtigkeit, das Spielerische und die Wunder des Lebens näherbringen: Kerzen, Federn, Engel, Delfine, Qi-Gong-Kugeln und Kristalle, für die ich in meinen Arbeitszimmer einen eigenen Platz reserviert habe.
Schon ein kleines Holzkistchen mit persönlichen Erinnerungsstücken kann viel bewirken, ein Stein, den Du gefunden hast, ein einfaches Regal an der Wand, auf dem Du Fotos oder Dinge aufstellst, auf die Du Deine Aufmerksamkeit besonders richten willst. Wenn Du wie ich einen regelrechten Altar aufstellen möchtest, achte darauf, ihn an einer Stelle anzubringen, an der Du am liebsten meditierst oder Dinge aufbewahrst, die Du gerne betrachtest. Dieser Ort ist dann besonders geeignet, Dir etwas Zeit zum Alleinsein zu nehmen, Deine Gedanken zu sammeln und zur Ruhe zu kommen. Dieser Rückzugsort wird anders sein als jeder andere Ort, an dem Du Dich sonst aufhältst. Was ihn zu etwas Besonderem macht, ist das, was dort in Dir geschieht. Deshalb suche Deinen Kraftplatz bitte regelmäßig auf.
Übung 2.3: Einen Ort der Kraft in der Natur aufsuchen
Je besser es Dir mit der Zeit gelingt, auf diesen ganz besonderen Platz in Deinem Leben mit voller Achtsamkeit einzugehen, umso öfter wirst Du bemerken, dass auch andere Orte für Dich in gleicher Weise wichtig sein können: eine alte Dorfkirche ebenso wie ein Kloster, eine Bank im Park oder der Gipfel eines Hügels.
Ich selbst wohne wenige Kilometer vom Taubergießen entfernt, einer Auenlandschaft am Oberrhein. Der früher so mächtige Strom gleicht ja heute eher einem künstlichen Kanal, seit er vor langer Zeit begradigt wurde. Doch in diesem Naturschutzgebiet haben der Fluss und seine Nebengewässer sich noch sehr viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt, und ich bin zu jeder Jahreszeit sehr gerne dort. Vielleicht kennst Du ja einen solchen Ort in Deiner Nähe, an dem Du gut auftanken und Dich an seiner Schönheit und Harmonie erfreuen kannst. Hast Du einen eigenen Garten? Oder kannst Du von Deiner Wohnung aus in kurzer Zeit ein Waldstück oder wenigstens einen alten Baum erreichen? Dann nimm Dir die Zeit und gehe so oft wie möglich dorthin. Es wird Dir gut tun.
Halte zwischendurch immer wieder einen Moment lang inne und nimm mit allen Deinen Sinnen wahr, wie wunderbar Dich die Natur beschenkt. Betrachte den blauen Himmel, die Wolken, die über ihn hinwegziehen. Genieße den Duft der Blätter und Blüten, des Frühlings, des Sommers, den typischen Geruch nach Herbst und Winter – wann immer Du gerade unterwegs bist. Alle Jahreszeiten riechen faszinierend und jede von ihnen auf andere Weise. Vielleicht bietet Dir auf Deiner Wanderung die Natur etwas von ihren Früchten an. Lasse sie auf der Zunge zergehen. Beeren aus der Natur schmecken weit aromatischer als aus dem Supermarkt, erst recht, wenn Du sie selbst gepflückt hast. Schärfe Deine Sinne wieder für die Natur und lausche ihren vielfältigen Stimmen.
Dein Ausflug zu einem Ort der Kraft in der Natur darf ruhig ein paar Stunden dauern. Vielleicht findest Du unterwegs etwas, das Dich anspricht: eine Wurzel, die eine besondere Form hat, oder einen Stein. Zu Hause wirst Du den richtigen Platz in Deiner Wohnung für diesen Gegenstand finden – vielleicht den Platz, den Du Dir inzwischen eingerichtet hast – oder Du kannst etwas aus ihm gestalten.
Übung 2.4: Ein achtsamer Gang durch die Stadt
Unter den Teilnehmern dieses Kurses gibt es sicher auch Stadtmenschen. Wenn Du dazugehörst, dann gehe heute oder in den nächsten Tagen doch einmal besonders aufmerksam durch die Geschäfte, Straßen und Kirchen. Oder besuche einen ruhig gelegenen Friedhof, einen Park, ein Museum oder eine Galerie, eine Kapelle, in der Du eine Kerze anzünden kannst, eine Bibliothek oder ein Straßencafé – was immer Dir am liebsten ist. Diesen besonderen Spaziergang unternimmst Du nur für Dich selbst.
Achte bei Deinem Stadtbummel auf „Zufälle“. Gibt es irgendetwas, das Dir heute auffallend häufig begegnet oder einen besonderen Bezug zu Dir hat? Es kann sich um ein Ereignis handeln, um die Begegnung mit einem Menschen oder mit einem Tier, zu dem Du eine besondere Beziehung hast, oder um einen Gegenstand, der von besonderer Bedeutung für Dich persönlich ist.
Ganz gleich, ob Dich Dein Ausflug durch die Stadt oder durch die Natur führt: Achte auf Zufälle, die in Wahrheit keine Zufälle sind, sondern Hinweise und Anregungen für Dein Leben. Oft bieten sie Hilfen bei wichtigen Entscheidungen, mit denen Du Dich gerade beschäftigst. Es ist, als ob sie Dir sagen wollten: „Schau genau hin. Du bist da gerade auf eine wichtige Spur in deinem Leben gestoßen.“ Das Faszinierende daran ist: Je mehr Du auf solche angeblichen Zufälle achtest, umso öfter begegnen sie Dir.
Übung 2.5: Ein Schritt vor die Tür
Seit uralten Zeiten haben die Menschen Orte besonderer Kraft in der Natur aufgesucht, zum Beispiel Wasserfälle, Waldlichtungen, Klippen am Meer oder Berggipfel. Sie waren ihnen heilig. Und auch heute kann ein Besuch dieser Orte uns sehr viel geben, wie Du gesehen hast. Auch so ein ausgiebiger Erkundungsgang durch unsere Heimatstadt ist sehr bereichernd. Doch nicht immer kannst Du Dir die Zeit dafür nehmen. Dann genügt auch schon ein einfacher Schritt vor die eigene Haustür, um Deine Lebensgeister zu wecken und wieder bei Dir anzukommen.
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Stehe einmal früh am Morgen auf und gehe ins Freie!
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Atme tief ein und aus und spüre die Luft, die Kälte oder die Wärme.
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Wie fühlt sich die Welt an, wenn die Familie und die Nachbarn noch schlafen?
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Was nimmst Du wahr? Was siehst Du? Was hörst Du? Was riechst Du? Was schmeckst Du?
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Gehe ein paar achtsame Schritte. Das kennst Du ja bereits und weißt, wie wunderbar es ist, gehen zu können. Eine halbe Stunde pro Tag reicht schon aus, um mehr Gelassenheit in Dein Leben zu bringen.
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Achte darauf, wie sich Dein ganzer Tagesablauf verändert, wenn Du Dir früh am Morgen ein wenig Zeit nimmst, um einfach nur zu sein, ohne irgendwelche Pläne zu verfolgen!
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Gehe auch am Abend noch einmal ins Freie, vielleicht kurz vor dem Zubettgehen.
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Nimm alles ganz bewusst wahr. In der Dunkelheit sind die Geräusche besonders gut zu hören. Und jeder Abend hat seinen eigenen Geruch. Spüre die Weite, die Dich umgibt. Fühle die Geborgenheit.
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Schau Dir die Sterne an, wenn der Himmel klar ist, und werde Dir bewusst, dass Du in diesem Augenblick viele Millionen Jahre in der Zeit zurückschaust. Die Vergangenheit ist in diesem einen einzigen Moment gegenwärtig, und sie lebt weiter.
Wenn Du das regelmäßig – am besten täglich – tust, dann entwickeln sich innere Ruhe und Ausgeglichenheit wie von selbst. Du wirst eine tiefe Stille und Freude erleben, nach und nach immer achtsamer werden und Deinen eigenen Wert und den Deines Lebens immer besser zu würdigen wissen. Probiere es einfach mal aus, und Du wirst sehen: Der Frieden in Dir selbst ist zugleich der Anfang zu mehr Frieden in der Welt.
Dieses Gefühl des Zuhause-Seins wünsche ich Dir heute und an allen noch folgenden Tagen Deines Lebens.
Wir sehen uns in einer Woche wieder zu Schritt 3 – und dann wird es sinnlich hier im Kurs. Bis dahin wünsche ich Dir eine gute und erlebnisreiche Zeit,
Dein Jürgen
PS: Ich möchte dieses Programm für Dich und andere immer weiter verbessern. Deshalb würde ich mich über einen Kommentar von Dir sehr freuen. Wie hat Dir die heutige Ausgabe gefallen? Was war daran gut? Was hätte ich weglassen können? Worauf bist Du besonders neugierig? Schreibe mir bitte ein paar Zeilen. – Vielen Dank!