Das Kaleidoskop des Möglichen
Dass wir Leser unsere Empfindungen und Eindrücke zu Büchern, die uns von A bis Z begeistert haben, die uns zum Nachdenken animiert oder zum Staunen gebracht haben, miteinander und auf (öffentlich zugänglichen) Plattformen teilen, darin bestärken uns Autoren und Verlage gleichermaßen. Denn diese unmittelbare und persönliche Resonanz ist den "Machern" hinter den Büchern eine Herzensangelegenheit und zugleich ein nicht zu unterschätzendes Stimmungsbarometer. Auch konstruktive Kritik ist willkommen, denn sie kann als Katalysator sehr wirksam sein. Niemand ist schließlich perfekt. Und wird dies, das sei allen Erbsenzählern versprochen, im Übrigen auch beim nächsten Buch nicht sein.Es wird also immer wieder Bücher geben, die a) wie für mich geschrieben scheinen oder b) dann doch meine "Erwartungen und Ansprüche" um Galaxien verfehlen. Keine große Überraschung. Sollte man denken! Schließlich sind die Geschmäcker so vielfältig wie die Buchrücken in einer Bibliothek. Und der Autor hat seinem Werk eines der zahlreichen möglichen Outfits übergestreift. Denn wie betonte bereits Edward de Bono? "Wenn wir uns für eine Sache entscheiden, entscheiden wir uns gegen 99 andere Möglichkeiten."Gut, okay, wenn die Autorin eben meint, dass ein Picknick im Central Park das romantischste Date überhaupt sei, bitte! Finde ich zwar nicht...Seit wann soll es denn cool sein, heute noch wie Gene Kelly zu tanzen? Pfff, mal ehrlich, in welchem Jahrhundert lebt der denn! Ich mag Hip-Hop tanzende Bad Boys viel lieber...In Ordnung, solche subjektiven Wahrnehmungen mögen gegebenenfalls die Wohlfühlkuscheldecke, in die wir uns als Leser gerade eingehüllt haben ein wenig lüften, aber das macht die Arbeit des Autoren doch nicht wirklich erwähnenswert schlechter oder schmälert sein in Worte verpacktes Herzblut?!
Zähneknirschende Zurückhaltung vs. diplomatische Offensive
Allerdings gibt es dann (bloggende) Leser, die ohne Punkt und Komma nicht nur ihre eigene Meinung kundtun, sondern interpretieren, was das Zeug hält. Nun wissen wir aus Zeiten des guten alten Deutschunterrichts bereits, dass es bei Interpretationen einen gewissen Spielraum gibt und die Frage "Was hat sich der Autor denn hierbei gedacht?!" durchaus nur vermutend zu analysieren ist. Ich selbst mag diesen Freiraum, dieses Eventuelle. Bin mir jedoch absolut bewusst, dass ich im Zuge von Rezensionen nur meinen eigenen Eindruck, nicht aber zwangsläufig den des Autors vertrete. Andere sich als Literaturkritiker berufen fühlende Leser halten wenig von dieser Eingrenzung und es wird darüber hinaus eifrig gemutmaßt, interpretiert und bisweilen unterstellt.Aber wie gehen Autoren eigentlich mit den "Ausreißern nach unten", sprich mit Buchbesprechungen, die wenig(er) charmant formuliert und zielsicher die offensichtlichen inhaltlichen Aussagen verfehlen, um? Damit ist nicht etwa eine Begründung zur Haarfarbe des Protagonisten oder zum gewählten Ende der Geschichte gemeint. Denn das ist, wie bereits erwähnt, eine persönliche Einzelfallentscheidung des Schreibenden, die gefallen kann, aber nicht muss.Es geht vielmehr um grundlegende Aspekte wie Botschaften des Buches, die komplett missverstanden werden, rückhaltlose Behauptungen oder groteske Mutmaßungen, welche die Integrität des Verfassers ernsthaft ankratzen. Sollen Autoren (nach außen hin) ungerührt zur Kenntnis nehmen oder das klärende Gespräch suchen?Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich ein Autor nicht für seine Zeilen rechtfertigen muss. Dem einen ge-, dem nächsten missfallen sie. Sobald es allerdings um grobe Interpretationsschnitzer geht, die das Fundament des gesamten Werkes ins Wanken bringen, hat eine entsprechende Reaktion des Autors für mich nichts mit mangelnder Kritikfähigkeit oder besonderer Dünnhäutigkeit zu tun. Es geht schlichtweg darum, Unwahrheiten aus dem Buchregal zu räumen. Denn, in diesem Punkt sollten wir uns alle einig sein, niemand hat es wohl gern, wenn über ihn fahrlässig Räuberpistolen verbreitet werden. Inwiefern der (be-)richtende Leser diese Handreichung des Autors annimmt, bleibt letztlich dessen eigenem (Un-)Vermögen überlassen. Eines bleibt resümierend allerdings festzuhalten: Autoren und Leser sollten sich stets gleichermaßen offen gegenüber Meinungsäußerungen des jeweils anderen zeigen. Argumentationsketten, die das Für und Wider, das Gerade-so-weil und So-auf-gar-keinen-Fall beleuchten sind Bausteine, die eine Kommunikation rund um das Verständnis eines Buches facettenreich auflockern. Solche Gespräche können eine echte Bereicherung sein und sind obendrein nur fair.... inspiriert durch Jeden Freytag und Popescu.