Was zumeist als kleine Idee à la "Ich teile einfach mal meine Passion für Literatur" beginnt, nimmt schon bald einen nicht zu unterschätzenden, aber gern gegebenen Teil der Freizeit eines Buchbloggers ein. Denn wer mag schon halbe Sachen? Durch viel Liebe zum Detail, pfiffige Stilblüten und erfrischende Kollaborationen entstehen vielerorts Literaturblogs, die Potential haben, Leserscharen und gleichgesinnte Bücherwürmer zu begeistern.
Buchblog: Sprungbrett unterschätzter Kompetenzen?Es ist unbestreitbar: Das Bloggen kann Türen öffnen. Klar, natürlich nicht immer die "Vom Hobbyschreiber zum ernst genommenen Profiblogger"-Pforte. Im Gegenteil, die wenigsten Blogger können wohl von der Arbeit, die sie in ihr virtuelles Reich stecken, ihren Broterwerb bestreiten. Aber das Bloggersein kann auch an anderer und vielleicht auf den ersten Blick eher indirekten Stelle eine echte Bereicherung sein.
Die Aussagen "Ich bin (Buch-) Blogger" oder "Mein Interesse gilt dem Bloggen" werten beispielsweise einen Lebenslauf tatsächlich ungemein auf. Und werden als solche Bereicherung erkannt. So meine eigene positive Erfahrung. Denn die meisten Blogger zeichnen sich durch eine Vielzahl an Eigenschaften und Fähigkeiten aus, die in (professioneller) Zusammenarbeit und in der Berufswelt sehr geschätzt werden. Sie sind in häufigen Fällen wohl couragiert und innovativ, kreativ und diszipliniert, wortgewandt und verantwortungsbewusst. Um nur an der Oberfläche zu kratzen.Ein großes Plus, das in jüngerer Vergangenheit auch für — auf die Sparte der Buchblogger bezogen — Verlage und Autoren immer vielversprechender geworden ist. Eine Einladung zur Zusammenarbeit sozusagen. Die Stimmen der Blogger werden geschätzt. Weil sie eben unverfälscht, individuell und zumeist auch merklich kompetent daherkommen. Eine Entwicklung, die ich persönlich mag. Denn jenes gegenseitig entgegengebrachte Vertrauen und das wechselseitig ausgewogene Geben ist ein schöner Zug.
Dass ein Blog, wenn er denn qualitativ ansprechend geführt wird, nicht mal eben schnell nebenbei aus dem Boden zu stampfen und zu betreuen ist, sollte im Grunde jedem bewusst sein. Diese Wahrnehmung wird durch die Tatsache gestützt, dass Blogger immer öfter gezielt in die (Marketing-) Arbeit der Buchbranche integriert werden. In den meisten Fällen zwar (noch) unentgeltlich, aber oft zumindest mit dem Vorteil des großzügigen Netzwerkens ausgestattet.Als Underdog durch die Hintertür zum Prestige?Natürlich, es wäre schon ein sehr willkommener Gedanke, mit dem, was man liebt — sprich mit dem Bloggen — den Lebensunterhalt zu bestreiten. Der eine oder andere Vlogger (Videoblogger auf YouTube) dient hier vielleicht als Vorbild. Doch bei der Dichte an Bloggern in einer Nische, die bisher noch nicht die Popularität von Food- oder Lifestyleblogs erreicht hat, nicht zwangsläufig ein Leichtes. Alles andere als das.Dennoch sollte man als engagierter Buchblogger keinesfalls verzagen! Denn unsere Daseinsberechtigung bestätigt sich täglich. Nicht ohne Grund gehören Plattformen für Blogger (wie das Bloggerportal von Random House), journalistische Messeakkreditierungen für unsere Zunft oder auch die Möglichkeit, als gefragte Kolumnisten für Online- und Printmedien zu schreiben, zu wertgebenden Zugpferden.Es ist auch nicht immer leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Gerade weil das Medium Blog so einfach zu bedienen scheint. Aber, wie bereits gesagt, nur weil sich ein Blog binnen zehn Minuten anlegen lässt, heißt das nicht, dass eine kontinuierliche Pflege dessen ein lockerer Pausenfüller ist. Umso schöner und bestätigender ist es daher, wenn Autoren, Verlage, Zeitungen & Co. einen Blick dafür entwickeln, welche Blogger "das Zeug dazu haben", mitunter eben über die Grenzen des Bloggens hinaus zu scheinen. Ein Rückenwind, der wertvoll und möglicherweise ein weiterer Schritt in eine auf den verschiedenen Ebenen rentable Richtung ist. Bis dahin kann ich nur empfehlen, den eigenen Blog — ganz gleich wie klein oder groß er sein mag — mit Herz und Seele zu füllen und ihn an den richtigen Stellen, eben auch im Lebenslauf, hervorzuheben. Nachteilig kann dies keinesfalls sein.
Der persönlich definierte Erfolg stellt sich dann auf die eine oder andere (unverhoffte) Weise bestimmt ein. "Wenn nicht heute, dann beim nächsten Mal"
— um abschließend Biathlet Erik Lesser zu zitieren, der dies in einem Interview zur möglichen WM-Goldmedaille der Herrenstaffel 2015 im finnischen Kontiolahti meinte. (P.S.: Der WM-Titel folgte keine Stunde später.)