Schreibt Kolat eine Entschuldigung?

Die Nachrichtenlage schien günstig: Wir haben uns an Fernsehbilder gewöhnt, auf denen europäische Demonstranten, die Opfer der Bankrettung, Frau Merkel mit Hitler gleichsetzen. So ein Anblick bringt manchen immer noch unwillkürlich in die Defensive. Dass Kapital zerstörerisch wie ein Krieg wirkt, wenn man es abzieht, ist die eine Erkenntnis. Die andere ist: Nichts scheint trennender zu sein als eine gemeinsame Währung.
Manchen aber inspirieren diese Fernsehbilder. Zwei Wohnungsbrände und ein verschlafenes "Windhundrennen" (so heißt es wirklich..) auf die Pressestühle im NSU-Gerichtssaal. Für die türkische Regierung (!) Grund genug, beides zu politisieren, um Einfluss auf die Stimmung und die Lobby in Deutschland zu nehmen.
Die Regierung (die türkische) forderte Presseplätze für türkische Sender und Zeitungen. Und übersah dabei, dass bei uns die Regierung keinen Einfluss auf Richter und Richter keinen Einfluss auf ihr Publikum nehmen. Genau das ist eine Lektion aus den Zeiten des Volksgerichtshofes in Deutschland. Das könnte man wissen, wenn man in die EU will.
Dabei haben wir noch nichtmal innenpolitisch diskutiert, warum bei türkisch"stämmigen" Opfern jetzt  doch wieder deren Herkunft zählt und betont wird. Die Unterscheidung von Herkunft wird doch sonst immer als "rechts" interpretiert. Bei türkisch- oder arabischstämmigen Tätern wird sie bei vielen Zeitungen üblicherweise weggelassen. (Die Nichtnennung des Vornamens ist inzwischen der einzig verbliebene Hinweis, wenn Gewalttäter türkisch- oder arabischer Abstammung sind.)
Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde und übrigens Gatte der Berliner Senatorin für Integration, Kolat, (beide SPD) forderte Merkel auf, die Opfer der türkischen Wohnungsbrände zu besuchen. Feuerwehren und Polizisten forderte er auf, Erkenntnisse über Brandursachen nicht vorschnell zu veröffentlichen (Er meinte: Wenn klar ist, dass es keine politisch motivierte Brandstiftung war?). Er unterstellte damit, dass die Ermittler mit Vorurteilen an ihre Arbeit gingen. Mag sein, dass er all das unter dem Eindruck der NSU-Attentate gesagt hat. Aber hier hat es bereits Entschuldigungen von höchster Stelle gegeben. Sogar im Namen derer, die die NSU genauso abscheulich finden, wie sie jede Form von Gewalt abscheulich finden. Ohne Unterschied der Herkunft der Opfer. Und von den Enthüllungen über den sog. Verfassungsschutz sind Deutschstämmige genauso empört wie jeder andere -stämmige. Da spielt die Herkunft glaube ich keine Rolle.
Gestern Abend kam die Nachricht, dass die türkische Großmutter der getöteten Kinder die Brandursache ist. Auf die Idee, durch Aufklärung die Kampagne von Kolat und türkischer Regierung zu stoppen, kam sie nicht. Sie sei nicht vernehmungsfähig, hieß es. Die Annahmen von Kolat und der türkischen Regierung sind mithin widerlegt. Die Erregung und die Beschuldigungen waren ein Irrtum.
Darf man annehmen, dass Herr Kolat jetzt am Schreibtisch sitzt und eine Entschuldigung schreibt und hilft, die Diskussionen zu beruhigen?
Die Berliner Tagesspiegelredaktion ist übrigens noch nicht dazu gekommen, ihre seit Tagen geführte  Diskussion mit den neuesten Fakten anzureichern.


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